Um Vertrauen zurückzugewinnen, solle die Kirche dem Vorbild des barmherzigen Samariters folgen. Gelebte Nächstenliebe sei das, was die Kirche wieder für die Menschen attraktiv mache. Christliche Nächstenliebe sei sogar der Kern des christlichen Auftrags, schreibt die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, in einem Gastbeitrag der „Zeit“.
Aufhänger für ihre Schlussfolgerungen ist die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die zeigte: Kirchenbindung und Religiosität gehen in Deutschland schneller zurück als erwartet.
Für Welskop-Deffaa liegt es auf der Hand, dass Nächstenliebe der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Geschichte vom „barmherzigen Samariter“ sei eine der beliebtesten Geschichte in der Bibel – nicht nur bei Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen. „‚Geh und handle du genauso‘, lautet die Formel, mit der die Geschichte aus dem Lukasevangelium endet und die den Samariter als Vorbild gottgefälligen Lebens ausmacht“, schreibt die Caritas-Präsidentin.
Es sei „frappierend“, wie sehr das Thema aus dem „barmherzigen Samariter“ zu den Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung passe: Die Studie habe eindeutig gezeigt, dass sowohl Christen als auch Nichtchristen von der Kirche erwarten, dass diese sich um Menschen in Notlagen kümmert. Über 85 Prozent der Katholiken meinten, die Kirche solle Beratungsstellen für Menschen mit Lebensproblemen betreiben. Auch 78 Prozent der Konfessionslosen hielten den karitativen Auftrag der Kirchen für besonders wichtig. Und 70 Prozent aller Befragten meinten, Kirche müsse sich für Geflüchtete einsetzen.
Papst Franziskus habe bei seinen Erzählungen vom „barmherzigen Samariter“ darauf hingewiesen, dass diejenigen, die an dem Notleidenden vorübereilten, die Religiösen waren. „Diejenigen, die sich für ungläubig halten, können den Willen Gottes manchmal besser erfüllen als die Glaubenden“, habe der Papst gefolgert.
„Christlicher Glaube ist überzeugend, wenn er in Liebestätigkeit mündet“, so die Caritas-Präsidentin.