Kirchen gedenken der Opfer der Flutkatastrophe

Mit einem Gedenkgottesdienst im Aachener Dom haben die Kirchen und Spitzenvertreter des Staates am Samstag an die Opfer der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli erinnert. Dazu eingeladen hatten die Evangelische und die Katholische Kirche gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).
Von Johannes Blöcher-Weil
Frank-Walter Steinmeier

Gott sei auch mitten in den Fluten erfahrbar gewesen. Dies hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in der Predigt anlässlich des Gottesdienstes für die Opfer der Flutkatastrophe betont. Er sei nicht der gewesen, „der auf den Flutknopf gedrückt hat, sondern der, der mit den Opfern geschrien hat, der mit ihnen gelitten hat, der sie getragen hat in den Abgründen, die sich aufgetan haben.“

Gott sei auch erfahrbar gewesen in Menschen, die geholfen hätten, Schutt wegzuräumen und Chaos zu beseitigen und mit ihren Kräften oft über ihre Grenzen hinausgegangen seien und in denen, die Seelsorge geleistet und das Leid mit ausgehalten hätten. Im Rahmen des Gottesdienstes gelte es die Trauer und Ohnmacht der Verluste vor Gott zu bringen, betonte Bedford-Strohm. Zugleich habe er die Hoffnung, dass Gott Heilung und einen Neuanfang schenken möge. „Für jeden Einzelnen. Und für unser ganzes Land. Für einen ganzen Landstrich in Europa.“

Aufruf zu einem klimafreundlicheren Lebensstil

Es gehe nun auch darum alles zu tun, „damit Menschen in der Zukunft solches Leid erspart bleibt“, wünschte sich der Theologe. Er verband damit die Hoffnung, dass das Geschehene die Menschen zu einem Nachdenken und einem Neuanfang bringen könnten. Es gehe jetzt darum, die Prioritäten zu ändern und einen klimafreundlicheren Lebensstil zu entwickeln. 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erinnerte in seiner Predigt angesichts der Sprachlosigkeit über Tod und Zerstörung, die die Flutkatastrophe mit sich gebracht habe, an die Kraft des Gebets und der Psalmen: „Wenn es mir die Sprache verschlägt, dann vertraue ich mich ganz intuitiv bekannten Worten und Gebeten an.“ Dazu gehörten das Vaterunser, aber auch die Psalmen: „Mit den Psalmen beten heißt, Klartext reden, nichts beschönigen und dennoch hoffen“, sagte Bätzing.

Dank an die Helfer für ihren großartigen Dienst

Es brauche Zeit, bis Erfahrungen sacken, Verlust und Verletzungen verarbeitet werden können. „Und es braucht unfassbar viel Kraft für Wiederaufbau und Neubeginn“, bilanzierte Bätzing. Schon jetzt sei aber auch ein Schimmer der Hoffnung sichtbar: „Unendlich tröstlich sind Hände, die Halt geben; Hände, die Menschen aus ihren Häusern gerettet haben; Hände, die festhalten und umarmen, wenn Tränen fließen; Hände, die zupacken, Schutt und Dreck wegräumen, persönliche Kostbarkeiten bergen; Hände und freundliche Gesichter, die Essen verteilen, neue Infrastruktur schaffen, Kindern Ferien und Freizeit ermöglichen.“ Den Ehrenamtlichen und Fachkräften, die seit Wochen im Einsatz sind, dankte Bätzing für ihren großartigen Dienst.

Bei der Flutkatastrophe Mitte Juli waren ganze Landstriche zerstört worden und mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. An dem Gottesdienst nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht teil. Außerdem waren die Ministerpräsidenten der betroffenen Bundesländer, Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet (CDU) und seine rheinland-pfälzische Kollegin Malu Dreyer (SPD) anwesend. Darüber hinaus gehörten Flutopfer, Helfer und Notfallseelsorger zu den Gästen. Bei dem Gottesdienst waren auch Vertreter der christlichen Kirchen aus den ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffenen europäischen Nachbarländern.

Menschen brauchen Aufmerksamkeit, auch wenn die Kameras abgebaut sind“

Nach dem Gedenkgottesdienst hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Aachen dazu aufgerufen, den Klimawandel entschlossen zu bekämpfen. Deutschland müsse sich darauf einstellen, in Zukunft häufiger und heftiger von extremen Wetterlagen getroffen zu werden. Außerdem sei eine umfassendere Vorsorge dringend geboten.

Die Menschen in den Katastrophengebieten bräuchten auch dann noch Hilfe und Aufmerksamkeit, „wenn die Fernsehkameras abgebaut sind und längst andere Nachrichten die Schlagzeilen beherrschen“. Zugleich versicherte der Bundespräsident den Opfern, dass das ganze Land an ihrer Seite stehe. Er selbst habe bei seinem Besuch in Erftstadt das Ausmaß der Zerstörung und das Leid der Menschen gesehen. Es gelte nun die Lehren aus der „doppelten Katastrophenerfahrung“ mit der Pandemie und der Flut zu ziehen, um besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

3 Antworten

  1. Es hört sich so an, als rufe HBS zu einer Umkehr zur Klimareligion auf.
    Damit kann der Mensch selber weiter im Zentrum stehen und weiter dem Irrglauben anhängen, er wäre verantwortlich für alles & soo wichtig. Warum ruft HBS nicht zur Umkehr & Busse auf, seine Sünde/Schuld vor einem allmählichen Gott zu bekennen.
    Flutkatastrophe gab es schon alle 100 Jahre im Ahrtal, aber der Menschen denkt, er kann trotzdem alles bebauen, was geht. Mit dem Respekt & Glaube an Gott kommt auch der Respekt vor seiner Schöpfung! Aber das sollte man nicht umdrehen!

    0
    0
    1. Der Prophet Jona ist in Vergessenheit geraten
      Kirchenführer in Deutschland sprechen von „Jesus im Schlamm“ und dem Jesus der „mitfühlt“, den Jesus, der für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben ist, kennen sie nicht mehr. Jesus ruft die Menschen zu Buße und Umkehr auf, dass es ihnen nicht so geht, wie den Menschen zur Zeit Noahs.
      Die Heiden zur Zeit Jonas ließen sich zu Buße und Umkehr rufen – das wollen wir in Deutschland nicht hören.
      „Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und ließen ein Fasten ausrufen und zogen alle, groß und klein, den Sach zur Buße an. Und als dass vor dem König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe Nahrung zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; …und ein jeder bekehrte sich von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! (Jona 3) … Darauf wartet der allmächtige Gott auch in Deutschland!
      Lieber Gruß Martin Dobat

      0
      0
  2. „Er sei nicht der gewesen, ‚der auf den Flutknopf gedrückt hat“

    Wer hat denn sonst auf den Flutknopf gedrückt, wenn nicht der allmächtige Gott?

    0
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen