Kirchen betonen Ökumene – ändern wird sich aber nichts

Mit einem neuen Papier betonen die großen Kirchen die Wichtigkeit der Ökumene. Konkrete Neuerungen gibt es nicht, dafür die Erkenntnis: Ökumene wird an der Basis gemacht.
Von Anna Lutz
Volker Jung hat dafür geworben, über das Thema der Impulspost ins Gespräch zu kommen. Christen hätten eine Hoffnung über den Tod hinaus.

Ein neues Papier der evangelischen und katholischen Kirche will zeigen: Ökumene wird in den Gemeinden vielerorts bereits gelebt. Und das Miteinander ist wichtig. „Wir sind als Kirchen in Umbruchsprozessen“, fasste der hessisch-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung das bei der Vorstellung am Donnerstag zusammen, und weiter: Es könne da doch die Sorge entstehen, dass die „Ökumene unter die Räder gerät“. 

Dieser Sorge etwas entgegenzusetzen, ist wohl eines der Hauptanliegen des Papiers mit dem Titel  „Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit“. Denn wie der Name schon impliziert, ändert sich theologisch an der Verschiedenheit wenig. Das Papier setzt keine neuen Maßstäbe etwa für ein gemeinsames Abendmahl, wie mancher vielleicht gehofft hat. Stattdessen erklären die amtierende evangelische Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs und Bischofskonferenz-Chef Georg Bätzing, es sei „nüchtern zu bilanzieren, dass hier in nächster Zeit keine Durchbrüche zu erwarten sind“.

Der Text ist für Jung vielmehr der „Versuch eines Paradigmenwechsels“. Der Hinweis darauf, dass Ökumene bereits existiere, man aber nicht mehr nur auf neue Fortschritte schielen solle, sondern die Konfliktfelder als solche akzeptieren. 

„Engagierte Nüchternheit“ statt „Ernüchterung“

Die Theologin Miriam Rose nannte das „engagierte Nüchternheit“, nicht zu verwechseln mit „Ernüchtertsein“, wie sie auf Journalistennachfrage betonte. Statt eines „Aktionsplans“ biete das Papier die Erkenntnis, dass beide Kirchen nicht mehr ohne den Dialog mit der anderen existieren wollten. Ökumene, das bedeute Netzwerken und miteinander Lernen, aber möglichst „enttäuschungsresistent“. Denn Rückschläge in Sachen Ökumene, das klingt am Donnerstag deutlich heraus, seien nicht nur erwartbar, sondern irgendwie schon programmiert. 

Und wie steht es um die Ökumene mit den Freikirchen? Damit beschäftigt sich das Papier nur an einer Stelle und diese sei hier in Gänze zitiert: „Für weiteres ökumenisches Lernen ist der multilaterale Dialog mit Baptisten und Freikirchen wichtig, um im gemeinsamen christlichen Engagement für Demokratie und Menschenrechte gerade auch von den freikirchlichen Positionen zu lernen.“ Gemeint ist hier etwa die amerikanische Bürgerrechtsbewegung um Baptistenpastor Martin Luther King.

Am Ende steht also weiterhin vor allem die Feststellung: Ökumene ist, was die Kirchengemeinden daraus machen. Ob mit oder ohne gemeinsamen Papier der Kirchenleitungen. 

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