Meinung

Kein Witz: Comedian Ceylan ist Christ

Der Comedian Bülent Ceylan hat ein Buch über sein Leben geschrieben. Darin gewährt der Entertainer Einblicke in seine Kindheit, seine Karriere und seinen Weg zum christlichen Glauben.
Von Norbert Schäfer
Bülent Ceylan

Die Corona Pandemie hat vielen Künstler eine Zwangspause verordnet. Der Comedian Bülent Ceylan hat sie genutzt, um ein Buch über sein Leben zu schreiben. In dem Buch „Ankommen: Aber wo war ich eigentlich?“ gewährt der Entertainer Einblicke in sein Leben und seine – steinige und hart erarbeitete – Karriere im Unterhaltungsgeschäft.

In „Ankommen: Aber wo war ich eigentlich?“ erzählt Bülent mit Unterstützung von Co-Autorin Astrid Herbold seine Lebensgeschichte. Auch von leidigen Kindheitserlebnissen – der Junge mit dem außergewöhnlichen Namen wurde in der Schule gemobbt –, von den Anfängen als Stimmenimitator und dem Weg zum Entertainer. Beseelt von dem festen Willen, es zu schaffen, resignierte der Künstler nicht vor leeren Stuhlreihen.

Zehn Jahre dauert es, bis sich der Erfolg auf der Bühne einstellte. Heute ist der Comedian ein Stern am Unterhaltungshimmel und füllt die größten Hallen mit seinen Programmen. Ceylan vergisst dabei nicht, denen zu danken, die ihm geholfen und ihn befördert haben oder schlicht seit Jahren mit ihm vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Menschen wegen Religiosität nicht in Schubladen packen

Geradezu intim wird der Comedian, wenn er in seinem Buch über den Glauben spricht. „Bevor ich auf die Bühne gehe, habe ich ein kleines Ritual. Ich bete“, schreibt Ceylan. Er bitte im Stillen darum, dass alle gesund blieben und dass Gott seine Familie beschützen möge. Ceylans Offenheit an dem Punkt ist bemerkenswert. In Schubladen will der Entertainer Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit nicht stecken. Weder, wenn sie als Christen leben, noch wenn sie Muslime sind. „Was nützt mir der sittenstrengste, dogmatischste Gläubige, der von morgens bis abends betet – aber gegenüber seinen Mitmenschen ein Arschloch ist?“ Das sind sehr deutliche Worte.

Auch wenn Ceylan Christ geworden ist, verlangt er von anderen nicht, dass sie es ihm gleich tun. Dass ein bekannter Entertainer von sich berichtet, wie er zum christlichen Glauben gefunden hat, und dass er in der Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist „Sinn gefunden“ hat, ist beachtlich. „Mir gibt der christliche Glaube Kraft und Motivation“, schreibt Ceylan. Seinen Glauben möchte er anderen aber dennoch nicht überstülpen. Diese Einstellung liegt in der Familiengeschichte begründet.

Als eine Konsequenz ihrer interreligiösen Ehe überließen die Eltern Ceylan die Wahl der eigenen Religion. „Es gab zu Hause bei uns keinerlei Gezerre um das Thema, keinerlei Versuche, den Sohn auf die jeweils eigene Seite zu ziehen“, erinnert sich der Ceylan. Die Eltern hätten toleranten und offenen Umgang mit Religion gepflegt und keinen Druck ausgeübt. Er würde aber jederzeit aufstehen, um die Glaubensfreiheit anderer zu verteidigen und zu schützen. „Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass ich auch über solche Dinge schreibe“, entschuldigt sich der Comedian bei den Leser in dem Kapitel, in dem er über sein Glaubensleben berichtet.

Ceylan nimmt den Leser mit in die 68 Quadratmeter kleine Wohnung seiner Eltern im Mannheimer Stadtteil Waldhof. Vater Turan, „hellhäutig und blauäugig“ hatte 1958 aus politischen Gründen der Türkei den Rücken gekehrt. Der fleißige Mann war im Wirtschaftswunderland Deutschland schließlich in Mannheim heimisch geworden. 1975 heiratet er seine große Liebe, Hilde. Dass sie katholisch ist und Kinder mit in die Ehe bringt, schreckt Turan nicht ab. Im Gegenteil.

Hommage an die Familie

Ceylan kommt also 1976 als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters auf die Welt. In seinem Buch schildert der Comedian, gespeist aus eigenen Erinnerungen und Erzählungen seiner Eltern, wie liebevoll der Vater mit allen Kindern – die Geschwister sind wesentlich älter – umging, und wie sehr der Vater sich um seine Frau sorgte. Ceylan beschreibt die einfachen, bescheidenen Lebensverhältnisse der Familie, in der die Eltern den Kinder in der „Patchworkfamilie“ Liebe, Geborgenheit und Unterstützung angedeihen lassen.

Ceylans Buch ist eine Hommage an die Familie, ein Plädoyer für Zusammenhalt, Vertrauen, Loyalität und gegenseitiger Fürsorge. Familie, seine Familie, ist das Wichtigste im Leben von Ceylan. Daran lässt der Künstler keinen Zweifel aufkommen. Deshalb schirmt der Star auch die eigene Familie konsequent ab. Geradezu liebevoll schreibt der „Monnemer“ über seine Eltern, vor allem die Mutter, auch über die eigene Ehefrau und seine Kinder. Seinem Vater, der sich für die Familie abgerackert hat und als Kleinunternehmer harte Zeiten durchlebte, zollt Ceylan in dem Buch tiefen Respekt.

Als Comedian hat Ceylan viele Markenzeichen. Er tritt mit wallender, schwarzer „Prinzessinnen“-Mähe auf, trägt mitunter einen Schottenrock und lackierte als Heavy-Metal-Fan auch schon mal die Fingernägel schwarz. Dazu kommt sein „Monnemer“-Dialekt. Der lässt sich in Schriftform leider schwer transportieren. Darum kommt er im Buch nur vereinzelt vor. Ceylan will mit seinem Buch keine billigen Lacher einfahren. Wer also ein Witzebuch erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen schreibt der Künstler über innere Werte und Überzeugungen, Identität und Respekt, den Wert der Familie, Zusammenhalt und Dankbarkeit. Das tut er kurzweilig und authentisch, machmal mit einem Augenzwinkern oder einem Schuss Humor.

Bülent Ceylan: „Ankommen: Aber wo war ich eigentlich?“, 256 Seiten, Fischer Taschenbuch, 18 Euro, ISBN‎ 9783596706600

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