Kathy Kelly: „Musik gibt Zuversicht und Hoffnung“

Als Mitglied der „Kelly Family“ begeisterte die Sängerin Kathy Kelly ein großes Publikum. Mit PRO hat sie über ihre bevorstehende Gospeltournee gesprochen – und warum ihr der Glaube an Gott besonders wichtig ist.
Von Petra Kakyire
Porträtfoto von Kathy Kelly

PRO: Sie sind einer der Mitglieder der irischen Musikgruppe „The Kelly Family“. Eine Großfamilie, die zunächst als Straßenmusiker auf sich aufmerksam machte, mit ihrem alternativen Lebensstil auffiel bis hin zum Durchbruch in den 90er Jahren und dem Erfolg. Wie haben Sie die Zeit mit Ihren Geschwistern damals erlebt?

Kathy Kelly: Das ist eine Frage, die ich mit einem Satz oder selbst zehn Sätzen nicht beantworten kann. Dafür war es ein viel zu tiefgängiges Leben mit sehr vielen Facetten.

Haben Sie ein konkretes Erlebnis, was Sie besonders geprägt hat?

Jeder einzelne Tag hat mich geprägt. Ich habe immer sehr viel erlebt und ich kann nicht genau sagen, was mich geprägt hat.

Am Ende der 1990er Jahre zerbrach die Besetzung der Kelly Family und parallel begannen einige Mitglieder, ihre eigenen Projekte zu machen. Dazu gehören auch Sie – warum sind Sie beruflich eigene Wege gegangen?

Es gibt immer verschiedene Gründe. Wie zum Beispiel, dass man sich selbst finden möchte. Es kommt eine Zeit, in der man sich selbst aus einer Gruppe oder Gemeinschaft löst. Ich empfinde es auch als gesund, dass man auf eigenen Beinen steht. Mein Fokus war vor allem mein Sohn, den ich großziehen musste.

Über Sie ist zu lesen, dass Sie damals eine Mutterrolle in der Familie übernommen hätten – stimmen Sie da zu?

Ich habe das nie so behauptet. Klar, ich bin die Älteste von meinen Geschwistern. Meine Mutter ist gestorben, und da habe ich vielleicht eine Rolle erfüllt. Im Leben ist es immer so, dass wenn da eine Lücke ist, sie jemand anderes füllt. Wenn Kinder zu Waisen werden, dann müssen andere die Rolle als Eltern übernehmen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass es meine Pflicht ist, das zu tun. So lebe und so denke ich nicht.

2017 kam dann ein Comeback von sieben Mitgliedern der Kelly Family – wie kam das zustande?

Da hatten wir alle Bock drauf. Es war ein interner Prozess – es passte einfach alles.

Was war dieser interne Prozess?

Ich hasse es, wenn Menschen sagen: „Ich habe die Idee, oder ich war der Anstoß.“ Es gehören sieben Leute dazu, die sagen: „Ich will das jetzt mitmachen.“ Es ist immer ein Prozess in einer Gruppe, dass sowas zustande kommt. Es ist nicht ein einzelner Moment gewesen.

Machen Sie aktuell gemeinsam noch Musik?

Wir haben zurzeit eine Pause.

Seit 2001 treten Sie mit Chören in Kirchen auf und gehen in Kürze mit Lady Rose und den „Black Gospel Angels“ auf Tournee. Was hat Sie dazu gebracht, ausgerechnet Gospel zu machen?

Ich bin groß geworden mit Gospel. Mein Vater und ich haben zu Hause immer Gospel gesungen. Auf den CDs der Kelly-Familie waren zum Teil auch Gospelsongs dabei. Es war Teil unseres Lebens. In Deutschland hatten die Chöre oft Lust, mit mir Gospel zu singen, da ich auch Halbamerikanerin bin.
Mit Lady Rose und den Black Gospel Angels begegne ich einem echten amerikanischen Gospelchor. Ich mache ja eher Klassik- und Cross-Over-Musik. Dadurch, dass ich jetzt wieder Gospel singe, schließt sich für mich ein Kreis.

Beim Gospel wird christliche Musik gesungen – welche Verbindung haben Sie zu dem Glauben?

Ich habe sehr viel von meinem Vater mitbekommen. Ich bin groß geworden in Spanien, wo der Glaube sehr lebendig gelebt worden ist. In der Kirche in Spanien gab es sehr viel Musik, sehr viel Gesang. Es gibt eine sehr fröhliche Kultur auf dem Land in Spanien. Das hat mich geprägt.

Wie leben Sie Ihren Glauben heute?

Ich versuche, ein guter Mensch zu sein und ausgeglichen zu bleiben. Ich halte meinen Glauben ziemlich privat. Wenn man gläubig ist, sollte man einen guten Charakter bewahren und anderen Menschen mit Respekt begegnen. Wir sind alle Teil von Gottes Schöpfung.

Was macht einen guten Menschen für Sie aus?

Dass man Menschen nicht über den Tisch zieht. Oder Menschen mit Absicht wehtut, sodass man jemanden zerstört. Dass man fair und geduldig bleibt und Grenzen setzt. Glaube ist für mich, diese Werte jeden Tag zu leben, so gut es geht. Aber ich mache mir keinen Druck damit. Ich suche nicht nach heiliger Perfektion.

„Glaube durch Musik erlebt, ist das immer ansteckend. Aber was sie bei den Menschen bewirkt, das bleibt in Gottes Händen.“

Was möchten Sie mit den Songs, in denen Sie über Gott sprechen, bewirken?

Erstmal: Ich liebe Gospel. Ich will nicht vorgeben, dass oder wie die Leute irgendwie zum Glauben an Gott kommen. Wenn man Glaube durch Musik erlebt, ist das immer ansteckend. Aber was sie bei den Menschen bewirkt, das bleibt in Gottes Händen. Ich muss nicht gezielt etwas bei den Menschen erreichen. Ich bin dankbar, wenn Gott es tut.

Was bewirkt Gospel in Ihnen?

Musik hat mir immer viel Kraft gegeben. Sie ist eine Quelle von Kraft und Positivität. Zurzeit passieren auf der Welt viele schlimme Dinge. Wenn ich Musik mache, besonders in der Kirche, tut mir das sehr gut. Neulich ging es mir aufgrund der aktuellen Situation wirklich nicht gut. Dann habe ich vier Konzerte mit Jay Alexander gemacht. Die Songtexte sind teilweise göttlich angehaucht. Und nach den Konzerten habe ich gemerkt: „Mir geht es 1000-Mal besser.“ Musik nimmt die Angst weg. Musik gibt Zuversicht und Hoffnung. Sie kann so viel bewirken. Es ist ein Privileg, dass Kirchen ihre Bühnen dafür anbieten.

Porträtfoto von Kathy Kelly Foto: Kai Myller

Zur Person

Kathy Kelly ist eine irisch-US-amerikanische Sängerin. Sie ist Mitglied der Kelly Family und seit 2001 Solosängerin. Musikalisch macht Kathy Kelly Klassik-Musik und Cross-over, eine Mischung aus mehreren Musikstilen. Mit Gospel-Chören macht die irisch-US-amerikanische Sängerin seit 2001 Musik. Ihre aktuelle Tournee „Welthits und Lieblingslieder“ mit Lady Rose und den Black Gospel Angels findet vom 02. bis 18.11 in verschiedenen Kirchen in Deutschland statt.

Wie ist die Verbindung mit Lady Rose und den „Black Gospel Angels“ entstanden?

Lady Rose wollte mit mir touren und wir haben denselben Veranstalter. Und das fand ich sehr interessant. Es wird spannend, zu sehen, wie beide Welten fusionieren.

Worauf freuen Sie sich im Hinblick auf die Tournee am meisten?

Ich freue mich erst einmal, dass ich Lady Rose und die „Black Gospel Angels“ persönlich kennenlernen werde. Sie kommen aus Illinois. Ich bin mir sicher, ich werde sehr viel lernen, Erfahrungen sammeln und das ist für mich eine große Ehre. Ich habe schon viel Gospel gesungen, aber diesmal ist es das erste Mal, dass ich mit einem Chor auf Tour gehe. Die „Black Gospel Angels“ sind kein Gospelchor aus Europa, sondern aus Amerika, aus einer schwarzen Gospel-Kultur. Ich tauche in eine Welt ein, der ich nie so nah war und das ist interessant.

Vielen Dank für das Gespräch!

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