Katholische Kirche – Kebekus’ Lieblingsgegner

In ihrer aktuellen „Carolin Kebekus Show“ arbeitet sich die Komikerin am Frauenbild der Katholischen Kirche ab. Mit expliziten Verweisen auf Geschlechtsorgane spart sie dabei nicht. In der Sache aber trifft ihre Kritik – und wird von aktuellen Zahlen untermauert. Eine TV-Kritik von Jonathan Steinert
Von Jonathan Steinert
Carolin Kebekus ist katholisch getauft, aber aus der Kirche ausgetreten

Die Komikerin Carolin Kebekus hat sich in ihrer gleichnamigen Comedy-Show am Donnerstag in der ARD wieder einmal an der Katholischen Kirche abgearbeitet. Genauer: an deren Frauenbild. Gut eine Viertelstunde der 43-minütigen Sendung nahm sie die Haltung auseinander, dass Frauen keine geweihten Ämter ausüben dürfen. Tenor von Kebekus Anklage: Frauen sind zwar das Rückgrat der Kirche, etwa durch ihr vielfältiges Ehrenamt, aber leiten und entscheiden dürfen sie nicht. Das sei nicht zu rechtfertigen und zeitgemäß schon gar nicht.

Kebekus hieb dabei nicht einfach auf die Katholische Kirche ein, sondern griff Argumente und Begründungen von Bischöfen auf – etwa, dass Jesus nur Männer zu Aposteln berufen habe – und hielt ihre feministische Sicht emotional und satirisch zugespitzt dagegen. „Die Kirche ist eine tolle Karrieremöglichkeit für Männer, die gerne prunkvolle Kleider tragen, aber ein Ausbeuterbetrieb, wenn es um Gleichberechtigung von Frauen geht“, ließ Kebekus wissen. Mit ihrer Kritik an den geschlechtsgebundenen Strukturen stellte sie sich hinter die Bewegung „Maria 2.0“, eine Bewegung katholischer Frauen, die unter anderem den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern fordert.

Nicht ohne Vulva

Ihre Tirade gegen die Katholische Kirche gipfelt schließlich in einem satirischen Musikvideo, in dem Kebekus ihre Botschaft rappend noch einmal ausrollte. Die Wortspiele darin sind giftig, mitunter derb und unverblümt direkt: „Bei der Priesterweihe komm’ wir nicht an die Reihe / nächster Papst wird eher ’n Heide als jemand mit ’ner Scheide“, oder wenn Kebekus fordert: „Lasst uns rein in euren Pimmelverein.“ Solche und andere explizite wie indirekte verbale und optische Verweise auf Geschlechtsorgane gibt es in dem Clip viele. Das kann man geschmacklos und vielleicht auch abstoßend finden. Aber es soll offenbar stilecht zum musikalischen Genre passen und den Fokus auf den Anlass der kritisierten und so empfundenen Ungerechtigkeit legen. Und sicher greift die Vulva-Symbolik im Clip auch die Wiederentdeckung des weiblichen Geschlechtsorgans als Zeichen einer selbstbewussten, feministischen Weiblichkeit auf (Stichwort „Vulven malen“ beim Evangelischen Kirchentag). Notwendig für die satirische Auseinandersetzung mit dem Thema ist der Intimbereich nicht, naheliegend schon.

In der Sache jedoch trifft Kebekus durchaus wunde Punkte. „Wegen Schwester Eva müsst ihr uns dissen / Adam hat doch auch in den scheiß Apfel gebissen“, spielt Kebekus auf den Sündenfall an, der immer wieder als Begründung für die Hierarchie zwischen Männern und Frauen herangezogen wird. Über diese Deutung lässt sich theologisch streiten, einer säkularen, aufgeklärten, emanzipierten Gesellschaft ist das jedoch kaum zu vermitteln. Das muss sich die Kirche zumindest eingestehen und sollte, wenn sie schon an ihrem Frauenbild festhalten möchte, möglicherweise die Kommunikation ihrer Argumente dafür überdenken.

In dem Musikvideo sind Bilder von Frauen als Pflegekräfte oder Kinderbetreuerinnen gegen Bilder von Geistlichen in würdevollen Gewändern geschnitten. Das bringt die Diskrepanz der Geschlechter im kirchlichen Leben sehr deutlich auf den Punkt. Folgerichtig ruft Kebekus dann im Chorus des Songs „alle Ladys in Gottes Gemeinden“ auf, ihre Stimmen zu vereinen und sich bereit zu machen für die erste Päpstin. Die nimmt dann am Ende des Clips auch auf dem Papststuhl Platz – als dunkelhäutiges Mädchen.

Priesterweihen auf niedrigem Stand

Kebekus erklärte in ihrer Sendung, dass sie aus der Kirche ausgetreten sei. Aber sie sei katholisch getauft und fühle sich immer noch als Christin. Daher sei es für sie auch eine persönliche Frage, „wie man als moderne, unabhängige Frau gleichzeitig Mitglied in der Katholischen Kirche“ sein könne. Die Frage nach der Rolle der Frau stellt sich, wie Kebekus zutreffend anmerkt, also auch im Zusammenhang mit weniger werdenden Mitgliedern – und Geistlichen. Wie brisant das ist, zeigen aktuelle Zahlen zur Priesterweihe: In diesem Jahr sind in allen Bistümern zusammen lediglich 57 Männer neu zu Priestern geweiht worden, im vorigen Jahr waren es 55, so wenige wie nie zuvor in der Bundesrepublik, meldete die Augsburger Allgemeine laut Deutscher Presse-Agentur am Freitag. Im vergangenen Jahr sei auf elf ausscheidende Priester ein neuer gekommen, erklärte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, der Laienorganisation der Kirche, laut dem Bericht. Er forderte demnach, dass auch Frauen die Priesterweihe bekommen dürfen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Kebekus sich die Katholische Kirche vornimmt. In ihrer Sendung „PussyTerror TV“ erklärte sie sich im Juni zum „Endgegner des Feminismus“. 2013 strahlte der WDR das Musikvideo „Dunk den Herrn“ von Kebekus nicht aus, in dem die Entertainerin unter anderem erotisch an einem Kruzifix leckt und vor dem Altar den Rock ihres Nonnengewandes hochzieht. In dem Video spielt Kebekus unter anderem auf den Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche an. Damals kassierte Kebekus rund 100 Anzeigen wegen des Videos, die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren aber ein.

Von: Jonathan Steinert

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