Jung, erfolgreich, nicht-religiös

Jeder dritte Schweizer gehört mittlerweile keiner Religion mehr an. Damit hat die Zahl im Land der Reformatoren Zwingli und Calvin einen neuen Höchstwert erreicht, wie neue Zahlen zeigen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Ein Holzkreuz auf einem hohen Berg

Nicht-religiöse Menschen könnten in der Schweiz bald die größte Personengruppe darstellen. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes in der Schweiz zeigen, dass sich 32,3 Prozent der Bevölkerung – im Land der Reformatoren Johannes Calvin und Huldrych Zwingli – keiner Religion zugehörig fühlen. Vor 50 Jahren machten die nicht religiösen Menschen rund ein Prozent der Bevölkerung aus.

Die Zahl der Katholiken ist seit 2010 um 5,7 Prozent auf heute 32,9 Prozent gesunken. Damit sind sie noch knapp Spitzenreiter vor den Konfessionslosen. Noch deutlicher ist der Wert bei denen gesunken, die sich als protestantisch oder reformiert bezeichnen (21,1 zu 28 Prozent). Andere Religionsgemeinschaften erreichen einen Wert von 12,8 Prozent.

Von den Bürgern ohne Religionszugehörigkeit bezeichnen sich 38 Prozent als Atheisten und mehr als ein Fünftel als Agnostiker. Drei von zehn Nichtreligiösen glauben „an eine Art höhere Macht“. Die Religionslosen sind eher jung, verfügen über einen höheren Bildungsstand und leben eher im städtischen Raum.

Vererbte Konfessionslosigkeit

Im Kanton Basel-Stadt leben die meisten Personen ohne Religionszugehörigkeit (56 Prozent), im eher ländlich geprägten Uri sind es nur 13 Prozent. Während 35 Prozent der Männer keiner Religion angehören, sind es bei den Frauen „nur“ 30 Prozent. Außerdem sind die Menschen ohne Religionszugehörigkeit im Durchschnitt signifikant jünger (45 beziehungsweise 50 Jahre).

Bei mehr als der Hälfte der Personen, die nie einer Religion angehört haben, hatten in der Kindheit auch beide Elternteile keine Religion. Menschen, die ihre Religion aufgegeben haben, waren vorher zur Hälfte in der römisch-katholischen und zu 40 Prozent in der evangelisch-reformierten Kirche. Wer ausgetreten ist, war entweder mit öffentlichen Stellungnahmen seiner Religionsgemeinschaft nicht einverstanden (29 Prozent), hat seinen Glauben verloren (15 Prozent) oder ihn nie gehabt (17 Prozent).

Viele Schweizer, die den ursprünglichen Landeskirchen angehören, praktizieren ihren Glauben kaum. Vier von zehn reformierten Protestanten und drei von zehn der katholischen Gläubigen geben an, nie zu beten. Die Hälfte der reformierten Protestanten besucht weniger als fünfmal pro Jahr einen Gottesdienst. Katholiken gehen mehrheitlich ein- bis zweimal im Monat in die Kirche.

Zwei Prozent wollen ihre Kinder religiös erziehen

Wer einer Religion angehört, misst Religion in schwierigen Lebenssituationen (62 Prozent) und im Fall einer Krankheit (51 Prozent) eine eher oder sehr große Bedeutung bei. Bei Personen ohne Religion liegen diese Werte bei 28 beziehungsweise 22 Prozent. 28 Prozent der Personen ohne Religion halten ein Leben nach dem Tod für eher möglich oder sicher. Daran glaubt mehr als die Hälfte der religiösen Menschen.

Etwa auf dem gleichen Niveau befindet sich die Zahl derer, die an eine Wiedergeburt glaubt: 20 Prozent derjenigen mit und 19 Prozent derjenigen ohne Religion glauben an eine Wiedergeburt. Die Hälfte der Personen, die einer Religion angehören, erklärt, an einen einzigen Gott zu glauben. Die übrigen glauben mehrheitlich (24 Prozent) weder an einen einzigen Gott noch an mehrere Götter, aber an eine höhere Macht.

Zwei Prozent der Bevölkerung legen Wert darauf, die Kinder nach religiösen Grundsätzen zu erziehen. 13 Prozent möchten spirituelle Werte weitergeben und knapp zwei Drittel (65 Prozent) möchten Werte vermitteln, die weder religiös noch spirituell sind.

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