Besonders junge Menschen fühlen sich durch die Vielzahl der Krisen herausgefordert. Die Folgen der Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Inflation belasten die junge Generation stark. Dies geht aus den Ergebnissen der Studie „Jugend in Deutschland“ hervor.
Forscher fordern Hilfe
46 Prozent der 14- bis 29-Jährigen geben an, unter Stress zu leiden. Bei den 50- bis 69-Jährigen liegt der Wert lediglich bei 20 Prozent. Ältere Menschen machen sich zwar mehr Sorgen und blicken pessimistischer in die Zukunft als jüngere, jedoch fühlt sich die junge Generation stärker belastet. 35 Prozent der Jüngeren geben an, erschöpft zu sein, während es bei den Älteren nur 25 Prozent sind. 33 Prozent der jungen Menschen sagen, dass sie Selbstzweifel haben – bei den älteren Befragten liegt der Wert bei elf Prozent.
Der Jugendforscher und Studienleiter, Simon Schnetzer, sagt: „Junge Menschen fühlen sich wie in einem Dauerkrisenmodus, der weiter anhält, physische Narben hinterlässt.“ Er appelliert, dass psychische Unterstützungsangebote ausgebaut werden, „damit es bei den besonders belasteten jungen Menschen nicht zu einer Verfestigung von Depressionen, Suchtverhalten und Isolation kommt.“
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag forderte auch der beteiligte Jugend- und Bildungsforscher Klaus Hurrelmann, es sei „Hilfe für junge Generation nötig“. Vor allem die Corona-Pandemie habe Narben hinterlassen. Dies könnten Jugendliche „nicht ohne weiteres wegstecken“. Besonders die „Lebensplanung ist äußerst komplex“, nach dem Schulabschluss gebe es viele Möglichkeiten. Sich entscheiden zu müssen, bringe Verunsicherung und Stress.
„Keine Anzeichen für einen Generationenkonflikt“
Die Studienmacher widersprechen dem „medial beschworenen Wertedifferenzen“ zwischen Menschen um die 60 Jahre, auch Babyboomer genannt, und um die 20 Jahre, Generation Z genannt. „Erfreulich ist, dass es trotz der herausfordernden Situation für die Jugend keine Anzeichen für einen Generationskonflikt gibt“, heißt es von den Autoren.
In der Befragung sind vor allem drei Werte mit ähnlich hohen Prozentpunkten als besonders wichtig bewertet worden. Auf Rang eins landet die Familie. Die Gesundheit landet auf Rang zwei, wobei den 50- bis 69-Jährigen dieser Wert besonders wertvoll war. Der Wert der Freiheit landet auf Rang drei.
Auch bei den Sorgen gebe es kaum nennenswerte Unterschiede zwischen den Generationen. So besticht die Sorge vor allem bei den Themen Inflation, Krieg in Europa, der Klimamandel, sowie vor einer Spaltung der Gesellschaft. Beim Thema Klima sorgen sich die Jüngeren mehr, bei Altersarmut die Älteren.
Wenngleich die Ergebnisse der Studie keinen Konflikt zwischen den Generationen sehen, warnen sie dennoch vor Schwierigkeiten. „Das größte Potenzial für einen solchen Konflikt birgt die mangelhafte Altersversorgung in Deutschland“. Hier sorgt sich vor allem die junge Generation vor dem Zusammenbruch des Rentensystems.
Gerade weil sich die junge Generation mehr Sorgen um die wirtschaftliche Lage mache, sei die Sinnsuche und die Selbstverwirklichung bei jungen Menschen nicht mehr die höchste Priorität. „Es können sich nicht alle leisten, sich auf die Sinnsuche und Spaß zu konzentrieren“, erklärte Schnetzer vor Journalisten.
Keine Erhöhung des Rentenalters
Auch politische Inhalte wurden von der Trendstudie erfasst. Demnach lehnen die Befragten aller Altersgruppen eine Erhöhung des Rentenalters mehrheitlich ab. Ein überraschendes Ergebnis bietet die Frage nach einer möglichen Einführung eines Tempolimits. Lediglich 32 Prozent der Jüngeren befürworten ein Tempolimit, während es bei den Älteren 46 Prozent sind.
Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ basiert auf repräsentativen Befragungen und wird seit 2020 in regelmäßigen Abständen wiederholt. Erstmals befragten die Forscher neben der jungen Altersgruppe auch die Altersgruppen der 30- bis 40-Jährigen und der 50- bis 69-Jährigen. Insgesamt wurden mehr als 3.000 Menschen befragt. Hinter der Studie stehen die Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann sowie der Organisationsforscher Kilian Hampel.