Juden und Muslime im Parlament unterrepräsentiert

Die Zahl von Protestanten und Katholiken im Deutschen Bundestag entspricht in etwa ihrem Anteil an der Bevölkerung. Das hat eine Recherche ergeben. Muslime und Juden sind dagegen im Parlament unterrepräsentiert.
Von PRO
Die Mehrheit des Bundestages hat für das umstrittene Infektionsschutzgesetz gestimmt

Die Zahl protestantischer und katholischer Abgeordneter im Deutschen Bundestag entspricht in etwa dem Anteil der beiden Konfessionen an der Gesamtbevölkerung. Das zeigt eine Analyse von 735 Abgeordnetenbiografien. Dazu hat katholisch.de die Angaben zur Religionszugehörigkeit der Mandatsträger auf der Webseite des Parlaments ausgewertet. Demnach gaben 165 Abgeordnete (22,5 Prozent) an, der evangelischen Kirche anzugehören. 162 Parlamentarier (22 Prozent) gehören demnach zur Katholischen Kirche. Orthodoxe und Alt-Katholiken sind insgesamt mit sechs Abgeordneten (zusammen 0,8 Prozent) im neu gewählten Parlament vertreten.

„Demnach liegt der Anteil der Christen im Bundestag nun bei 45,31 Prozent und damit fast genau auf dem Wert der vergangenen vier Jahre“, analysiert Zimmermann. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung lag 2020 bei rund 54 Prozent. Die Katholische Kirche hatte Ende 2020 rund 22,2 Millionen Mitglieder (26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung), die Gliedkirchen der EKD konnten rund 20,2 Millionen Mitglieder (24,3 Prozent) verbuchen.

Dem Bericht zufolge sei somit bei der Bundestagswahl 2021 ein Abwärtstrend gestoppt worden. Die Zahl der Christen im Parlament sei „stabil geblieben“ gegenüber der letzten Legislaturperiode. Wie katholisch.de berichtet, hätten sich vor 30 Jahren noch mehr als 70 Prozent der Parlamentarier zu einer christlichen Kirche bekannt. Die Zahl der Christen im Deutschen Bundestag war laut Bericht seitdem rückläufig.

Kein jüdischer Abgeordneter

Die Recherche vom Freitag hat ergeben, dass bei der aktuellen Wahl acht Muslime (1,1 Prozent) in den Deutschen Bundestag gewählt wurden. Die Zahl der Muslime in Deutschland liegt schätzungsweise zwischen 5,3 und 5,6 Millionen. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 6,3 bis 6,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Im Parlament seien Muslime „deutlich unterrepräsentiert“, schreibt katholisch.de .

Rund 100.000 Mitglieder gehören nach Angaben des Zentralrates der Juden in Deutschland zu jüdischen Gemeinden. Im Parlament bekennt sich laut der Recherche jedoch kein Abgeordneter zum Judentum.

Christen in allen Parteien

Im neu gewählten Parlament sind Christen in allen Fraktionen vertreten. Deren Anteil ist bei AfD (83 Abgeordnete) und Linkspartei (39 Abgeordnete) am geringsten. Bei der AfD gehören nach aktuellem Stand 23 Mandatsträger einer christlichen Kirche an. Die Linke, das hat die Recherche ergeben, entsendet drei Christen ins Parlament. Von 118 Abgeordneten der Grünen sind 18 Protestanten und neun Katholiken. In der stärksten Fraktion im Deutschen Bundestag, der SPD (206 Abgeordnete), haben sich bislang 72 Christen zu ihrer Religionszugehörigkeit bekannt. Mehr als die Hälfte der Sozialdemokraten (126) machten laut dem Bericht über ihren Glauben keine Angaben. Bei CDU/CSU bekennen sich 96 Abgeordnete zur Katholischen und 60 Parlamentarier zur evangelischen Kirche. Nur 37 der 196 Unions-Mandatsträger hätten sich bislang nicht zu ihrer Religion geäußert. In der FDP-Fraktion haben das von 92 Abgeordneten 34 getan. 49 Mitglieder der Liberalen halten sich zum Christentum. Das tut auch der Abgeordnete des Südschleswigschen Wählerverbands. Der fraktionslose Mandatsträger ist evangelisch.

Die tatsächlichen Zahlen können jedoch von den genannten abweichen. Denn nach der Wahl vom 26. September sind auf der Bundestagswebseite noch nicht alle Biografien der Parlamentarier veröffentlicht. Den gewählten Volksvertretern ist zudem freigestellt, ob sie Angaben zur Religionszugehörigkeit veröffentlichen wollen. 39 Abgeordnete (5,3 Prozent) haben bislang angegeben, konfessionslos zu sein. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der katholisch.de-Analyse hatten demnach 355 Abgeordnete noch keine Angaben über ihre Religionszugehörigkeit gemacht.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen