Journalist: Trump hat Respekt vor Gott

Der Journalist David Brody beschreibt in einem Buch die Beziehungen von Donald Trump zu evangelikalen Christen. Trump sei ein Kämpfer für deren Anliegen – und habe auch selbst Respekt vor Gott. Eine Rezension von Moritz Breckner
Von PRO
Der Journalist David Brody berichtet für den christlichen Sender CBN über Politik

Wenn einer etwas zum Thema Donald Trump und Christentum zu sagen hat, dann David Brody. Es ist nicht übertrieben, den 53-Jährigen als wichtigsten und einflussreichsten christlichen Journalisten Amerikas zu bezeichnen. Als Politik-Chef des Senders Christian Broadcasting Network (CBN) ist er auch in säkularen Talkshows ein gern gesehener Experte zum Thema – und gehört zu den wenigen Journalisten mit beinahe uneingeschränktem Zugang zu Trump persönlich.

Mitte Februar ist Brodys Buch „The Faith of Donald J. Trump: A Spiritual Biography“ erschienen. Zusammen mit Co-Autor Scott Lamb gibt Brody einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen sämtlicher Berührungspunkte zwischen Trump und den Evangelikalen, während des Wahlkampfes und seines ersten Jahres im Amt. Eine Frage, das kündigen die Autoren schon zu Beginn an, bleibt dabei unbeantwortet: Ob Donald Trump „wiedergeboren“ und „errettet“ ist, ob sein Name im Buch des Lebens steht, das bleibt offen. „Wir haben aber beide eine Meinung dazu, und die hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre geändert“, schreiben die Autoren. Dass Trump offenbar wenig über die Bibel weiß, entschuldigt Brody, aus dessen Sicht die meisten Kapitel geschrieben sind. Andere machten es sich leicht und lernten auswendig, was christliche Wähler hören wollen – Trump sei eben ehrlich. Er höre sich nicht wie jemand an, der „seit 70 Jahren in evangelikalen Schuhen unterwegs ist“ – habe aber Neugier, Offenheit und Respekt für Gott.

Nutzt Trump Christen aus – oder umgekehrt?

Dies sei auch Konsens unter allen Evangelikalen, die für das Buch interviewt wurden: „Donald Trump ist auf einer geistlichen Reise, die in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen hat.“ Kein Wunder, gab es während des Wahlkampfes hinter den Kulissen in Trumps Team Gebetstreffen, Telefonkonferenzen und Beratungssitzungen mit einflussreichen christlichen Führungspersönlichkeiten der USA. So hätten mehrere Pastoren „über Trump prophezeit“, er werde die Wahl gewinnen.

Eine der häufigsten Fragen zu Trumps Beziehungen zu den Evangelikalen ist laut Brody die, welche der beiden Seiten denn nun die jeweils andere ausnutze. Denn schließlich habe hier ein nicht-evangelikaler Kandidat mit den Stimmen der Evangelikalen gewonnen. Brody lässt dazu Johnnie Moore zu Wort kommen, ein eifriger Netzwerker unter Evangelikalen und Mitglied von Trumps christlichem Beratungsgremium. „Wenn man die Bibel ernst nimmt, ist es wohl keine Überraschung, dass Gott eine Person als unseren Champion ausgesucht hat, von der wir es nicht erwartet hätten“, sagt er. „Wir haben jemanden gefunden, wie wir ihn schon lange gesucht haben“. Brody kommentiert, dabei gehe es um weit mehr als nur darum, dass Trump etwa konservative Richter berufe. Trump beweise sich als ein Streiter für die evangelikale Szene – ein Beweis, dass Gott tatsächlich Humor habe. Der Baptistenpastor und ehemalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, ergänzt im Buch: Trotz seines Lebensstils habe Trump einen grundlegenden Respekt vor Gott und den Menschen, die an ihn glauben. Er kenne viele Politiker, die Evangelikale ausnutzen wollten, so Huckabee, aber bei Trump sei das einfach nicht der Fall.

Zu den bemerkenswerte Anekdoten des Buches gehören:

  • Trumps Kabinett ist mit gläubigen Christen gefüllt – und hält Bibelstunden ab. „Es sind die besten Bibelstunden, die ich in meinem Leben gehalten habe“, sagt der Seelsorger Ralph Drollinger. Energieminister Rick Perry ist darüber so begeistert, dass er den Fernsehpastor und Präsidenten-Berater James Robison anruft: „Das Kabinett betet, es ist phänomenal“, soll Perry am Telefon geschwärmt haben.

  • Die erste Begegnung von Trump und Robison kam durch Ben Carson zustande. Nachdem Carson seine eigenen Ambitionen auf das Weiße Haus niedergelegt hatte, bot er Trump seine öffentlichkeitswirksame Unterstützung an – aber nur, wenn Trump sich vorher mit Robison treffe und ihm gut zuhöre. Daraus wurde eine Freundschaft: An ihrem ersten Abend im Weißen Haus unterhielten sich die Trumps über eine Andacht von Robison und schickten ihm SMS, wie viel er ihnen bedeute.

  • Bei einer Telefonkonferenz mit seinen christlichen Beratern lobte sich Trump für die Abschaffung eines Gesetzes, das Kirchen in ihrer politischen Positionierung einschränkte. „Dafür komme ich doch in den Himmel“, scherzte er. Robison nutzte die Gelegenheit, um zu erklären: „Sir, niemand kommt in den Himmel, weil er etwas getan hat. Das einzige, was jemanden in den Himmel bringt, ist die Tat Jesu am Kreuz.“ Trumps Reaktion: „Danke für die Erinnerung.“

  • Der berühmte Zwischenfall mit dem Korintherbrief: Trump hält an der christlichen Liberty-Universität eine Wahlkampfrede und spricht darin von „Zwei Korinther“ statt „Zweiter Korinther“. Es entbrennt eine Debatte über Trumps Bibelfestigkeit. Trump sagt, er habe einfach nur vorgelesen, was ihm der christliche Familien-Lobbyist Tony Perkins aufgeschrieben habe. Perkins, evangelikale Schlüsselfigur und Unterstützer von Ted Cruz, rief schon während der Rede Trumps Manager Corey Lewandowski an: „Ihr müsst auf die Nuancen achten, wenn ihr zu Evangelikalen sprecht!“ Später sagte Perkins auf CNN, Trump kenne sich nicht mit der Bibel aus.

  • Ein halbes Jahr später fanden Trump und Perkins wieder zueinander, als Trump als einer der ersten Politiker das überflutete Louisiana besuchte, wo ein Sturm auch Perkins‘ Haus zerstört hatte. Im Auto mit Mike Pence, Franklin Graham und Perkins sei Trump so bewegt gewesen, dass er Grahams Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ eine hohe Spende geben wollte. Graham sagte, er solle lieber an Perkins‘ Ortsgemeinde spenden. Brody: „Trump hat eine ganze Historie an Freundlichkeit, die nicht wahrgenommen wurde.“

Gesamtaussage des Buches ist eindeutig

In Geschichten wie diesen, die einen spannenden Einblick in den Ablauf des Präsidentschaftswahlkampfes geben, liegt eine besondere Stärke des Buches. Brodys Buch ist dabei durchweg subjektiv, aber nicht unsachlich oder unglaubwürdig. Evangelikale, die Trump kritisch sehen – auch solche gibt es in den USA –, kommen aber kaum vor, und wenn, dann in eher negativem Kontext. Trump-Gegner mögen unter Evangelikalen die Minderheit sein, in einem großen Werk zum Thema Trump und Glaube wäre es aber durchaus angebracht gewesen, ihnen und ihrer Argumentation mehr Platz einzuräumen.

Die Gesamtaussage des Buches ist ziemlich eindeutig: Etwas Besseres als Trump hätte den Evangelikalen in Amerika nicht passieren können – so sehen es demnach deren meiste Wortführer und Lobbyisten, so sieht es eine Mehrheit an der Basis. Ob das gefällt oder nicht: Das muss man als Leser erstmal zur Kenntnis nehmen, denn schließlich wissen die Betroffenen selbst besser, was sie wollen, als Beobachter aus der Ferne.

Evangelikale Unterstützung bleibt „hartnäckig“

Als Evangelikale beim Parteitag der Republikaner im Sommer 2016 deren Wahlprogramm beeinflussen wollten, rannten sie laut Brodys Schilderung offene Türen ein: Gab es bei den Kandidaten Romney, McCain und Bush noch Widerstand bei einzelnen Punkten, kam aus Trumps Lager Kooperation statt Kritik, erinnert sich Tony Perkins. Heute gingen im Weißen Haus so viele Evangelikale ein und aus, schreibt Brody, dass man glatt einen Shuttlebus für sie einrichten könnte. Das habe es selbst unter dem evangelikalen Christen George W. Bush nicht gegeben. Wird der Einfluss der Evangelikalen auf die Politik Trumps mit anderen Regierungen verglichen, dann meist mit der von Bush – dass Trumps direkter Vorgänger Obama hier kaum erwähnt wird, zeigt, wie schwierig seine Präsidentschaft für die Evangelikalen war.

Donald Trump sei das „unwahrscheinlichste Werkzeug“, aber Gott wirke auf unergründliche Weise, resümieren die Autoren am Ende – eine menschlich gesehen dünne Argumentation. Überzeugender klingt der Hinweis, evangelikale Christen hätten in Trump einen Politiker voller menschlicher Schwächen gefunden, der sie aber in der Sache noch nicht enttäuscht habe – anders als so viele andere Republikaner. Die evangelikale Unterstützung für Trump bleibe demnach ein hartnäckiger Faktor, bilanzieren die Autoren. Auf Trumps schlechtes Benehmen, etwa auf Twitter, gehen sie deutlich zu kurz ein.

„The Faith of Donald Trump“ ist ein spannendes Buch, das die Beziehungen zwischen Evangelikalen und Trump sachlich beschreibt und positiv bewertet. Kritische Stimmen kommen zu kurz, gleichwohl wird deutlich, dass diese tatsächlich eine Minderheit der Evangelikalen in den USA ausmachen. Dafür gibt es Gründe – und diese zu erklären, ist den Autoren großteils geglückt.

David Brody und Scott Lamb: „The Faith of Donald J. Trump: A Spiritual Biography (Englisch)“. HarperCollins/Broadside Books, 400 Seiten, 22,88 Euro. ISBN-13: 9780062749581

Von: Moritz Breckner

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