Meinung

„Johnny ist ein netter Typ, aber manchmal kommt ihm Cash in die Quere“

Selbst wer kein Fan von Country ist, muss bei der Filmbiografie „Johnny Cash: The Redemption of an American Icon“ zugeben: Dieser „Man in Black“ mit dem bewegten Leben war äußerst beeindruckend und ein authentischer Nachfolger Jesu.
Von Jörn Schumacher
Johnny-Cash-Film, Cover

Der 2003 verstorbene „Man in Black“ Johnny Cash ist bekannt durch seinen tiefen Bariton, mit dem er Songs wie „Ring of Fire“ und „I Walk the Line“ sang. Legendär: Sein Konzert im Folsom-Gefängnis.

Später sorgte Cash immer wieder mit gecoverten Songs für Aufmerksamkeit auch unter einem jüngeren Publikum, etwa mit „Hurt“, eigentlich von den Nine Inch Nails oder „Personal Jesus“ von Depeche Mode. Der Film „Johnny Cash: The Redemption of an American Icon“ erzählt auf eindrucksvolle Weise, wie aus dem Rebellen einer Farm am Ende der Welt ein bekannter Nachfolger Jesu wurde.

Beeindruckend ist der Film nicht nur, weil er mit einer Menge großer Namen aufwarten kann, die von ihrem Wegbegleiter, Freund oder Verwandten Johnny Cash berichten. Da taucht der Rocksänger Alice Cooper ebenso auf wie die Pop-Sängerin Sheryl Crow, John Carter Cash, der Sohn Johnnys, sowie Joanne Cash Yates, seine Schwester, ebenso wie viele mehr oder weniger bekannte Sänger der Country-Szene. Regelmäßig kommentiert der US-Prediger Greg Laurie zudem das Geschehen und ordnet es biblisch ein.

Der Country-Musiker Marty Stuart, der als Erzähler durch den Film leitet, stellt gleich zu Beginn fest: „Manche sahen Johnny Cash als Rebellen, andere als Heiligen. Und genau das ist der Kern der Geschichte.“

Zunächst zeichnet der Film die Kindheit Cashs auf einer Baumwollfarm im Nirgendwo von Arkanas nach. Die Familie war arm, aber gläubig. Gospels gehörten ebenso zur Arbeit wie zur Freizeit. Der kleine Johnny lauschte seiner Mutter, die am Klavier christliche Lieder sang. „Seine Mutter legte das Fundament für Johnny Cashs spirituelles Leben“, so der Pastor.

Eindrücklich wird der frühe Tod des geliebten Bruders Jack erzählt, der eine wichtige Rolle in Cashs Leben spielte. Während Johnny schon früh wusste, dass er Sänger werden und irgendwann im Radio auftreten wollte, strebte sein schon früh tiefgläubiger Bruder den Beruf des Pastors an.

Doch Jack starb 1944 im Alter von nur 15 Jahren bei einem Unfall mit einer Säge. Noch auf dem Sterbebett hatte er Visionen vom Himmel und sagte Dinge wie: „Mama, hörst du die Engel singen? Der Himmel ist wunderschön.“ Er sagte, er wolle alle im Himmel wiedersehen, und sowohl der Vater als auch der Arzt gaben ihr Herz noch am Bett des sterbenden Sohnes Jesus, erzählt der Film.

Zum Sterben in einer Höhle verkrochen

Cash ging zunächst zur Luftwaffe, doch schon 1955 wurde sein Traum wahr und er sang tatsächlich selbst im Radio. Anstatt Gospel-Musik zu machen, wie eigentlich geplant, entdeckte er seinen ganz eigenen Stil – und begeisterte damit die Mengen. Der Erfolg kam schnell – und mit ihm eine Welt der Versuchungen.

Das Tourleben bekam Cash nicht gut. Amphetamine sah Cash zunächst als Geschenk Gottes an, die Pillen wurden damals sogar von Ärzten verschrieben gegen Stress. Alkohol kam hinzu, irgendwann stand da nur noch ein Wrack auf der Bühne, das selbst nicht merkte, dass ein Auftritt eigentlich nicht mehr möglich war.

Obwohl verheiratet, begann Cash eine Affäre mit seiner Mitarbeiterin June, seiner späteren Ehefrau. Die Schuldgefühle des Musikers wurden übergroß, seine Reaktion: noch mehr Drogen. In dieser Zeit entstand „Ring of Fire“, einer der erfolgreichsten Songs Cashs. Schließlich kamen eine Verhaftung wegen Drogenschmuggels und ein selbstzerstörerischer Lebensstil hinzu, der Cash mehrmals fast das Leben gekostet hätte.

„Er war Licht und Dunkelheit zugleich. Und eine Seite kämpfte gegen die andere.“

Yoanne Cash Yates

Seine Schwester Joanne sagt heute: „Er war Licht und Dunkelheit zugleich. Und eine Seite kämpfte gegen die andere.“ Mehrere Zeitzeugen berichten, wie Cash quasi zwei Personen in sich trug, eine gute und eine böse. Der Country-Star sagte einmal selbst über sich: „Johnny ist ein netter Typ, aber manchmal kommt ihm Cash in die Quere.“ Wobei das englische Wort „cash“ auch „Bargeld“ bedeutet.

Im Jahr 1967 ließ sich seine damalige Ehefrau Vivian von ihm scheiden, und Cash brach innerlich zusammen. Er verkroch sich buchstäblich in der Erde, er kletterte immer tiefer in eine Höhle im Wald und wollte so lange gehen, bis ihm die Batterien seiner Taschenlampe versagten. „Ich wollte dort sterben“, berichtete Cash später in einem Radio-Interview. Er war wortwörtlich „at the end of the line“, am Ende von allem.

Dann war es, als ob Gott ihm sagen wollte: „Du kontrollierst nicht dein Schicksal. Und ich will nicht, dass du nun stirbst.“ Obwohl er zuvor stundenlang immer tiefer in die Höhle gekrochen war, kam Cash trotz völliger Dunkelheit irgendwann wieder heraus. Es sei, als ob Gott ihn geleitet habe, erzählte er später.

Das erinnere ihn an den Propheten Elia, sagt Pastor Laurie und fügt hinzu: „Als Johnny Cash aus dieser Höhle kam, war er ein veränderter Mensch. Er war ein Mann mit einer Mission. Jesus sagt nicht: Werde rein und komm zu mir. Sondern: Komm zu mir, und ich werde dich rein machen.“

„Viele sind wegen Johnny Cash Christ geworden“

Cash kam von den Drogen los, er sprach in den Medien und bei seinen Konzerten offen über seinen Glauben, was viele Sender, Plattenlabel und Fans abstieß. „Tja, eine Sache des Christentums ist, dass man sich von der Welt verabschieden muss“, kommentierte Cash.

Der Musiker drehte sogar aus eigener Tasche einen Jesus-Film mit dem Titel „The Gospel Road“, was fast zu seinem finanziellen Ruin geführt hätte. Bis zu dreißigmal trat der Sänger bei Kundgebungen des Evangelisten Billy Graham auf, der zu einem seiner engsten Freunde wurde.

Der Film „Johnny Cash: The Redemption of an American Icon“ lief zunächst im Dezember 2022 für drei Tage in ausgewählten Kinos in Amerika, nun ist er im amerikanischen Internet als Stream bei Amazon und Vudu zu sehen. Er basiert auf dem gleichnamigen Buch von Greg Laurie aus dem Jahr 2019. Als Produzenten treten das christliche Filmemacher-Brüderpaar Jon und Andrew Erwin ebenso auf wie Greg Laurie und Joanne Cash Yates.

„Die Stärke, wieder aufzustehen und weiterzumachen, beruht auf mehr als nur innerer Energie“, sagt Cash-Sohn John abschließend im Film „Mein Vater hatte nicht diese Energie. Es war sein Glaube.“

Und seine Schwester Joanne fügt hinzu: „Viele Menschen sind auf mich zugekommen und haben mir gesagt: Wegen Johnny Cash bin ich wiedergeborener Christ geworden, wegen seines Lebens und wegen seines Einstehens für Jesus.“ In diesem Jahr jährt sich am 20. September der Todestag des „Man in Black“ zum 20. Mal.

„Johnny Cash: The Redemption of an American Icon“, 115 Minuten, Sprache: Englisch, im amerikanischen Internet bei Amazon und Vudu.com, Regie: Ben Smallbone, Kingdom Story Company

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