Jimmy Carter wird 100

Jimmy Carter, der 39. Präsident der Vereinigten Staaten, wird am Dienstag 100 Jahre alt. Der gläubige Baptist spricht stets öffentlich über seinen Glauben an Jesus Christus.
Von PRO
Jimmy Carter, geboren am 1. Oktober 1924, 39. US-Präsident, hält noch immer Bibelstunden ab

Jimmy Carter, mit vollem Namen James Earl Carter Jr., wurde am 1. Oktober 1924 in Plains im US-Bundesstaat Georgia geboren. Er ist eines von vier Kindern, die in bürgerlichen Verhältnissen in tiefem christlichen Glauben aufwuchsen. Bereits in seiner Jugend betreute Carter die Sonntagsschule seiner Baptistengemeinde.

Zunächst diente Carter als Soldat in der Marine, auf Schiffen und später auf einem U-Boot. Er begann ein Studium der Kernphysik und des Ingenieurwesens am Union College im Staat New York. Nach dem Tod seines Vaters 1953 verließ er jedoch die Marine, um die familieneigenen Erdnuss- und Baumwollplantagen sowie Lagerhäuser zu übernehmen. 1962 wurde Carter als Anhänger der Demokraten in den Senat, und 1970 zum Gouverneur von Georgia gewählt. Carter setzte sich auch dafür ein, die Rassentrennung aufzuheben.

Im Jahr 1977 wurde er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Innenpolitisch hatte Carter es mit Auswirkungen der ersten Ölpreiskrise zu tun, die in vielen Industrieländern hohe Inflation und hohe Arbeitslosigkeit ausgelöst hatte. Carter war erfolgreich bei der Vermittlung zwischen Ägypten und Israel beteiligt. Im September 1978 wurde das Camp-David-Abkommen unterzeichnet und im März 1979 der israelisch-ägyptische Friedensvertrag.

Nach dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania warf man Carter eine zu große Rücksichtnahme auf die US-Nuklearindustrie beim Umgang mit dem offiziellen Untersuchungsbericht vor. Außerdem tolerierte Carter die Machtergreifung Ajatollah Chomeinis, da der Schah zunehmend Bestrebungen gezeigt hatte, den Einfluss der USA und Großbritanniens auf sein Land in kleinen Schritten zurückzufahren. Nach der Islamischen Revolution im Iran folgte der Einmarsch der UdSSR in Afghanistan. Der Präsident erließ die „Carter-Doktrin“, wonach alle Aktivitäten ausländischer Mächte in der Golf-Region, speziell im Iran und Irak, als aggressiver Akt gegen die Interessen der USA gesehen und entsprechend – auch militärisch – geahndet würden.

Bei der Wahl am 4. November 1980 erlitt Carter eine herbe Niederlage gegen seinen Nachfolger Ronald Reagan. Reagan löste Carter am 20. Januar 1981 im Präsidentenamt ab. Seit dem Ende seiner Amtszeit engagiert sich Carter für Menschenrechte, die internationale Vermittlung und Wahlbeobachtung. Er gründete das Carter Center für Menschenrechte und war oft als Vermittler in verschiedenen Konflikten unterwegs. Im Jahr 1998 wurde ihm der Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen verliehen, sowie im Jahr 2002 der Friedensnobelpreis. Er war damit nach Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson der dritte US-Präsident, dem diese Auszeichnung zugesprochen wurde. Seit dem Tode von George H. W. Bush im November 2018 ist Carter der älteste lebende ehemalige US-Präsident und seit dem 22. März 2019 der Präsident, der das höchste Lebensalter erreicht hat. Mit seiner 2023 verstorbenen Frau Rosalynn hat Carter drei Söhne. 

Carter selbst gab im Februar 2023 bekannt, dass er sich nach Krankenhausaufenthalten für eine palliative Pflege zu Hause in Plains (US-Staat Georgia) im Kreise seiner Familie entschlossen habe. Sein Enkel Jason Carter erklärte anlässlich des 100. Geburtstages, dass der Gesundheitszustand seines Großvaters unverändert sei. Er wolle seine Zukunft dem Willen Gotten überlassen. 

Carter spricht bereitwillig öffentlich über seine „persönliche Beziehung zu Jesus Christus“. 2018 veröffentlichte er das Buch „Faith. A Journey for All“ (Glaube. Eine Reise für alle). Darin schreibt er: „Ich glaube nun mehr als je zuvor, dass Christen berufen sind, in das Leben dieser Welt einzutauchen und die moralischen und ethischen Werte ihres Glaubens in das Regieren injizieren sollten.“ Jesus Christus sei für ihn weniger ein Objekt der Anbetung, als vielmehr ein ständiger Begleiter. Durch diese Beziehung fühle er sich verstanden und geliebt. Diese Liebe wiederum gebe ihm ein „gutes Gefühl der Verantwortung, diese Liebe mit anderen zu teilen“.

Ein Reporter der Wochenzeitung „Die Zeit“ besuchte damals die Baptisten-Gemeinde im 776-Einwohner-Ort Plains, in dem Carter jeden zweiten Sonntag eine Bibelstunde abhielt. „Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten und seine Frau zogen in ihr altes Haus, das sie 1961 gebaut hatten“, geschätzter Marktwert: 167.000 Dollar. „Das ist weniger, als eines der gepanzerten Fahrzeuge des Secret Service kostet, die zur Bewachung der Carters abgestellt sind.“ Der Zeit-Autor schreibt weiter: „Er ist der letzte lebende Bewohner des Weißen Hauses, der mit dem Glanz seines früheren Amtes nicht Millionen zu scheffeln versuchte. (…) Jimmy Carter hält seine Reden umsonst, in einer Dorfkirche.“

Garry Wills, Autor des Buches „What the Qu’ran Meant: Any Why It Matters.“, bezeichnete Carter als den „gläubigsten Präsidenten, den wir je hatten“. Er schrieb 2017 Jahren in der „New York Times“: „Es ermutigt mich, dass Carter auch im Alter von 93 Jahren weiter Bibel-Unterricht gibt. Er sucht weiterhin in der Bibel nach Gnade und der Liebe Gottes, und das hilft mir, sie ebenfalls dort zu finden.“

Aufgrund theologischer Differenzen brach Carter mit dem Südlichen Baptistenverband – einer der wenigen großen protestantischen Vereinigungen in den USA, in denen ausschließlich Männer Pastoren sein können. Für Carter verletze diese Regel „die Grundannahmen meines christlichen Glaubens.“

Von: PRO/Jörn Schumacher

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