Meinung

„Ich wusste, dass Gott mir diesen Titel schenken wird“ – was dieser Messi-Satz bedeutet

Wenn Fußballer nach den Sternen greifen, wird oft Gott ins Spiel gebracht. Nicht immer ist das schlecht.
Von Nicolai Franz
Lionel Messi küsst den WM-Pokal 2022 in Katar

Lionel Messi hat mit einer beeindruckenden Leistung im WM-Finale wieder einmal unter Beweis gestellt, dass er der beste Fußballer seiner Generation ist, wenn nicht aller Zeiten. Wer die lange Karriere des 35-Jährigen verfolgt hat, wird sich an Sternstunden des Argentiniers erinnern, bei denen selbst seine Gegner in Bewunderung ausbrechen.

Doch nach dem WM-Finale am Sonntag ließ Messi einen bemerkenswerten Satz fallen: „Ich wusste, dass Gott mir diesen Titel schenken wird.“ Ein Satz, der so einfach klingt und doch so viele Fragen aufwirft. 

War es also nicht Messis Genialität, seine immerwährende Spielfreude, seine technische Raffinesse, sein taktisches Geschick – sondern Gott selbst, der Messis Laufbahn nun mit dem WM-Titel krönt? Wer an Gott als Lenker der Geschichte glaubt, wird das wohl kaum anders sehen können, dass Gott es zumindest zugelassen hat, dass der Goldpokal nicht noch einmal nach Frankreich gegangen ist.

Wenn die „Hand Gottes“ herhalten muss

Nur: Ohne Messis Leistung hätte Argentinien den Fußballthron kaum erklimmen können. Das weiß der gefeierte Held selbst so gut wieder jeder Fußballfan. Die Fangemeinde ist freilich selten verlegen, wenn es darum geht, Gott ins Spiel zu bringen. Mal rechnet sie mit dem Segen eines unbekannten „Fußballgottes“, mal wird der Spieler selbst zum Gott gemacht. Messis Landsmann Diego Maradona nutzte höhere himmlische Gewalt gar als Ausrede für sein irreguläres Tor am 22. Juni 1986, als er Argentinien mit der „Hand Gottes“ zum – bis Sonntag – letzten Mal zum Weltmeistertitel gebracht hatte.

Jetzt, da das fußballverrückte Land nach mehr als drei Jahrzehnten endlich wieder Weltmeister ist, überschlägt sich die Presse in religiösen Huldigungen, als handle es sich beim WM-Gewinn um eine Art sportliche Himmelfahrt. Die Tageszeitung Die Welt zitiert das argentinische Blatt Ole: 

„Ewige Herrlichkeit, Messi. Argentinien ist Weltmeister, die Welt heute ein gerechterer Ort. Heute ist Messi in die Ewigkeit eingegangen. Heute ist er für diejenigen, die ihn von Anfang an unterstützt haben, und für diejenigen, die sich ihm später angeschlossen haben, für immer zum Helden geworden. Ehre sei Gott, Ehre sei Messi.“ Au weia.

Papst: Fußballer nicht als Gott verehren

Und Messi selbst? Ist tatsächlich katholisch und bekreuzigt sich häufig auf dem Platz. Einmal schenkte er Papst Franziskus, der ebenfalls aus Argentinien kommt und Fußballfan ist, ein Trikot. Der Papst soll laut der argentinischen Nachrichtenagentur Telam geantwortet haben: „Lieber Bruder, ich danke dir für das Trikot und für die Widmung. Danke für die Nähe und dafür, dass du nie eingebildet bist. Gott segne dich, du kannst immer mit mir rechnen.“

Franziskus hatte aber auch schon mahnende Worte an Messis Fans gerichtet, die ihn quasi gottgleich verehrten. „Natürlich ist er sehr gut, aber Gott ist er nicht.“ Nur Gott dürfe in dieser Weise verehrt werden, sagte er laut Sports Illustrated. Das klarzustellen, ist doch schon einmal ein Anfang. 

Und so hat Messis Bemerkung, Gott habe ihm den Sieg geschenkt, auf jeden Fall etwas Gutes: Vielleicht wird so dem einen oder anderen Fan bewusst, dass es doch Größeres gibt als ihre Fußballidole. Einen, der alles in der Hand hat. Ob auf dem Platz oder darüber hinaus.

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6 Antworten

  1. O.k. und welcher Gott? Der Fussballgott, das undefinierbare, an was wir glauben, Allah, der Gott von Jakob und Israel? Wir wissen es nicht….

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  2. Es ist natürlich lustig, wenn jemand meint, Gott schenke jemandem im Fußball einen Sieg…

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  3. Ob, Gott zu einem Sieg verhelfen kann, ist eher unwarscheinlich. Auch wenn, z.B. vor einem Fussballspiel für Sieg gebet wird, sehe ich kritisch. Dann müssten ja viele Fussballmannschaften immer gewinnen, wo fromme Spieler sind. Es kann natrülich für Bewahrung gebetet werden, das hilft!

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  4. Im nachhinein war es immer Gott, der den Sieg geschenkt hat. Hätte er verloren, wäre es nur Pech gewesen.

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  5. Paulus schreibt von dem entscheidenden Wettkampf in 2.Timotheus 4,7.8:

    “ Ich habe den guten Kampf gekämpft. Ich bin am Ziel des Wettlaufs, zu dem ich angetreten bin. Ich habe den Glauben bewahrt und unversehrt weitergegeben. Nun wartet auf mich der Siegeskranz, mit dem der Herr, der gerechte Richter, mich an seinem Gerichtstag belohnen wird – und nicht nur mich, sondern alle, die sehnlich darauf gewartet haben, dass er kommt.“

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