In Europa ist im vergangenen Jahr die Zahl von personenbezogenen Übergriffen auf Christen und Brandanschlägen auf Kirchen spürbar gestiegen. Das geht aus einem Bericht der „Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa“ (OIDAC) zur Lage der Religionsfreiheit hervor.
Insgesamt dokumentierte die NGO 516 antichristliche Hassverbrechen. Zählt man Einbrüche und Diebstähle in kirchlichen Einrichtungen hinzu, steigt der Wert auf 1.504 Vorfälle. Als „besonders alarmierend“ bezeichnet OIDAC den massiven Anstieg von Brandanschlägen. 2024 wurden 94 solcher Taten registriert – fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Mit 33 Fällen liegt Deutschland europaweit an der Spitze. Erst kürzlich hatte die Deutsche Bischofskonferenz angesichts wachsender Zerstörungswut vor einem „Tabubruch“ gewarnt.
In einer Pressemitteilung verwies OIDAC auf aktuelle Zahlen vom „Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE“ (ODIHR) aus deren jährlichem Bericht zu Hasskriminalität. Demnach meldeten Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen für das Jahr 2024 europaweit mehr als 3.000 antisemitische, mehr als 1.000 antichristliche und rund 950 antimuslimische Hassverbrechen an das OSZE-Büro.
„Voreingenommenheit in den Medien“
Die meisten antichristlichen Übergriffe wurden laut OIDAC in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien und Österreich registriert. Über Hassverbrechen hinaus identifizierte die Organisation mit Sitz in Wien 2024–2025 zahlreiche rechtliche und gesellschaftliche Einschränkungen der Religionsfreiheit. Der Pressemitteilung zufolge wurden beispielsweise mehrere Christen aufgrund sogenannter „Schutzzonen“-Gesetze strafrechtlich verfolgt, weil sie in der Nähe von Abtreibungseinrichtungen still gebetet hatten. In einem Fall wurde ein britischer Armee-Veteran verurteilt, weil er innerhalb von 100 Metern einer Klinik mit gesenktem Kopf still betete – eine Geste, die das Gericht als „Beeinflussung“ wertete.
Der OIDAC berichtet zudem über den Anstieg „antichristlicher Voreingenommenheit in den Medien“ durch „wiederholte negative Darstellung christlicher Überzeugungen, Personen und Initiativen“. Berichte würden mit „zunehmender sozialer Feindseligkeit in Verbindung gebracht“. Aktuelle Umfragen unter Christen im Vereinigten Königreich, in Polen und Spanien deuteten darauf hin, dass viele die Berichterstattung der Medien als einen wesentlichen Faktor für Diskriminierung und Aggression betrachten.
Als Beispiele nennt OIDAC in dem Bericht die Berichterstattung deutscher Medien, die die katholische Gebets-App „Hallow“ als politisch motiviert beschrieben und die christliche Musikgruppe O’Bros als Teil einer verdeckten Bekehrungsstrategie dargestellt hätten. Auch christlichen Sportlern, die sich öffentlich bei Gott bedanken, hätten Medien unterstellt, möglicherweise an einem umfassenderen „Missionsprogramm“ beteiligt zu sein. Die Berichte hätten nach OIDAC-Einschätzung „missionarische Aktivitäten als von Natur aus verdächtig“ dargestellt und das Recht, seine Religion öffentlich zu bekunden, verkannt.
„Diese Entwicklungen zeigen die Dringlichkeit, die Religionsfreiheit in Europa zu stärken – einschließlich des Rechts, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen offen zu äußern, ohne Angst vor Repression oder Zensur“, erklärte die Direktorin von OIDAC Europe, Anja Tang.