Meinung

Harrys Enthüllungen: Der Stoff, aus dem Medienträume sind

Prinz Harry produziert mit immer neuen Enthüllungen und Vorwürfen gegen die britische Königsfamilie Schlagzeilen – weil die Medien gern zugreifen. Aber die Welt braucht keinen öffentlich ausgetragenen Familienstreit.
Von Jonathan Steinert
Prinz Harry, Duke of Sussex

Dass sich Boulevardmedien für die britische Monarchie und ihre Skandale interessieren, ist so etwas wie ein Naturgesetz. Aber auch wer in diesen Tagen andere Zeitungen liest oder über die Websites von Tagesschau, Frankfurter Allgemeiner Zeitung, Welt, Spiegel und anderen großen Medien schaut, der wird an den Royals nicht vorbeikommen. Vor allem nicht am ehemaligen britischen Kronprinzen Harry.

Anlass dafür ist seine Biografie, die offiziell am Dienstag erscheint, von der aber bereits pikante Details öffentlich wurden. Dazu gab er dem amerikanischen und britischen Fernsehen ausführliche Interviews, die ebenso für Schlagzeilen sorgten wie bereits der Trailer des britischen Senders ITV dazu einige Tage zuvor.

Der Spiegel hob den abtrünnigen Prinzen und seine Abrechnung mit dem britischen Königshaus gar auf das Cover seiner aktuellen Ausgabe, flankiert mit einer geradezu ausufernden Online-Berichterstattung. Allein im Jahr 2023, das gerade mal zehn Tage alt ist, erschienen auf der Website des Nachrichtenmagazins fast zwanzig Artikel, in denen es um Harry und die Königsfamilie geht. Da stellt sich durchaus die Frage, wie bedeutsam das alles ist.

Natürlich: Dieses Familiendrama bietet allen Stoff, aus dem Medienträume sind. Tod, Liebe, Eifersucht, Generationenkonflikt, Bruderzwist, der verlorene Sohn, Rassismus, eine eigentümliche Mischung aus geliebter Tradition und modernen Lebensentwürfen, oder wie es bei tagesschau.de heißt: „Sex, Gewalt und Verrat“. Aber muss die Welt wirklich wissen, dass William Harry einmal im Streit zu Boden gestoßen hat, dass sich der jüngere Bruder dabei gar verletzte?

Harry und Meghan nutzen Medien für ihre Interessen

Harry und Meghan inszenieren ihr Leben und ihre Abkehr vom Königshaus schon seit Langem medial. Für Aufregung sorgte etwa ein großes Interview 2021 bei der amerikanischen Talkmasterin Oprah Winfrey, im Dezember startete eine sechsteilige Netflix-Doku über das Paar. Jetzt also die Biografie Harrys. Immer gibt es neue Enthüllungen und Vorwürfe. Und immer greifen Journalisten dankend zu.

Die königliche Familie, deren Oberhaupt Charles III. auch Oberhaupt mehrerer Commonwealth-Staaten wie Kanada, Neuseeland und Australien ist, ist durch ihre Position per se von berechtigtem öffentlichen Interesse. Das ist ja ein Grund Harrys gewesen, mit seiner Frau Meghan dem ganzen Tamtam des Königshauses den Rücken zu kehren. Aber sie wissen selbst genau, wie sie Medien für ihre eigenen Interessen nutzen können.

Gerade deshalb müssen Journalisten nicht über jedes Stöckchen springen, das ihnen die beiden hinhalten. Mag sein, dass „viel Harry“ auch „viel Klicks“ bringt. Aber wer seriös berichten will, sollte das Augenmaß für tatsächliche Relevanz nicht aus dem Blick verlieren. Es ist gewinnbringender, wenn Medien die PR-Offensive von Harry und Meghan einordnen und hinterfragen – wie es durchaus vielfach geschieht –, statt jede vermeintliche Neuigkeit zu vermelden. Die Welt braucht keinen öffentlich ausgetragenen Familienstreit.

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6 Antworten

  1. Das arme Menschenkind leidet an seiner Rolle als Zweitgeborener. Das sollte er mit Hilfe eines Psychologen aufarbeiten das Schicksal kann so ungerecht sein. Aber da Papa seine Geldbörse nun verschlossen hat, muss der Lebensunterhalt woanders aufgetrieben werden. Da haben sich zwei Opfer getroffen, die absolut in die Zeit passen. Und die böse Presse wird dazu natürlich benötigt.

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  2. Nicht jedes persönliche, gar intime Detail gehört in die Öffentlichkeit.
    Das wäre ein peinlicher verbaler Exhibitionismus.

    Allerdings ist das nur die eine Seite der Medaille.
    Die andere Seite ist der ungesunde Voyeurismus derjenigen, die sich diese „Enthüllungen“ begierig reinziehen.

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  3. Warum springt PRO jetzt auch über das Stöckchen? Gibt es in der christlichen Welt keine interessanteren Themen?

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  4. Prinz Harry ist wohl kein Christ, sonst würde er die Aussage von Jesus Christus in Mattäus 18,21.22 :
    „Da trat Petrus zu ihm und sprach: HERR, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist’s genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal! “ kennen.

    „Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.“
    Mahatma Gandhi

    „Ich wünsche dir Zeit für Stille und den Blick für das, was wirklich zählt.“
    C.Montaigne

    „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daraus, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“
    Blaise Pascal

    „Die Weisheit besteht darin, zu wissen, was man übersehen muss.“
    William James

    „Nur die allergescheitesten Leute benutzen ihren Scharfsinn zur Beurteilung nicht bloß anderer, sondern auch ihrer selbst.“
    Marie von Ebner-Eschenbach

    „An kleinen Dingen muss man sich nicht stoßen, wenn man zu großen auf dem Weg ist.“
    Friedrich Hebbel

    Prinz Harry empfehle ich auch die Aussage von Paulus in Philipper 3,13 zu beachten:
    Aber ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch, was vor mir liegt.

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  5. Dem Kommentar füge ich hinzu: Die Welt braucht keinen Harry und keine Meghan. Für die christlichen Kirchen tut sich hier ein neues Betätigungsfeld auf: „Wider der Hysterie“. Wann begreifen die Kirchen es, daß diese Hysterie einer ihrer Sargnagel ist?

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