Hakeem Jeffries: Bibelfester neuer Fraktionsführer der US-Demokraten

Während die Republikaner im US-Repräsentantenhaus seit Tagen vergeblich versuchen, einen Sprecher zu wählen, haben die Demokraten ihren Mann längst gefunden: Der 52-jährige Hakeem Jeffries ist Baptist und anscheinend sehr bibelfest.
Von Jörn Schumacher

Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus haben lange gebraucht, einen neuen Fraktionsführer zu wählen. Gegen den Kandidaten Kevin McCarthy aus Kalifornien, einen engen Vertrauen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, stimmen immer wieder bis zu 20 republikanische Abweichler. Auch ein Aufruf von Trump, für McCarthy zu stimmen, half zunächst nichts.

Der neue Minderheitenführer des Repräsentantenhauses der Demokraten steht schon länger fest: Hakeem Jeffries löste am 3. Januar 2023 seine Vorgängerin Nancy Pelosi nach fast zwei Jahrzehnten Amtszeit ab. Der 52-Jährige gilt als liberaler Anwalt und taktischer Politiker, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Vater war psychosozialer Berater, seine Mutter Sozialarbeiterin. Jeffries ist der erste Afroamerikaner, der jemals diesen Posten im Repräsentantenhaus hatte, und der ranghöchste Schwarze in der US-Politik seit Präsident Barack Obama und Vizepräsidentin Kamala Harris.

Wegen seines Vornamens haben immer wieder Amerikaner spekuliert, ob er Muslim sei – „Hakim“ ist Arabisch und bedeutet „weise“. Doch auch der Eintrag über ihn im Mitgliederverzeichnis des Kongresses klärt auf: Er ist Baptist.

Konter mit einem Bibelvers

Jeffries arbeitete zunächst als Anwalt in New York und war Mitglied im Unterhaus des US-Bundesstaates New York. Er wurde 2012 in den Kongress gewählt. Schon damals sprachen viele US-Politiker von einem „zukünftigen Star“ in Washington. Im Jahr 2015 riefen mehrere prominente schwarze Pastoren Jeffries dazu auf, sich für das Amt des Bürgermeisters von New York zu bewerben, doch der lehnte ab. Er wolle lieber Mitglied im Kongress bleiben, teilte er mit.

Im Januar 2020 war Jeffries einer von sieben Klägern, die den Antrag auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump stellten. Kein Amerikaner stehe über dem amerikanischen Gesetz, auch der Präsident nicht, betonte Jeffries damals in seiner Eröffnungsrede.

Ein Mann auf der Tribüne des Senats rief dazwischen und unterbrach Jeffries; der antwortete ohne zu Zögern mit einem Bibelvers: „Der Herr hat das Recht lieb und verlässt seine Heiligen nicht. Ewiglich werden sie bewahrt, aber das Geschlecht der Frevler wird ausgerottet.“ (Psalm 37,28) Donald Trump wetterte beim Nationalen Gebetsfrühstück gegen seine politischen Rivalen und warf ihnen vor, sie würden ihren Glauben dazu missbrauchen, ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn einzuleiten. Jeffries konterte in einem Tweet mit dem Satz: „Die Bibel sagt uns, wir sollen und vor falschen Propheten in Acht nehmen …“

Die New York Times schrieb über den gläubigen Baptisten: „Genauso wahrscheinlich, dass er aus der Bibel zitiert, ist es, dass er aus einem Hip Hop-Song aus den 90er Jahren zitiert.“ In einem Porträt über ihn schrieb die Tageszeitung USA Today: „Hakeem Jeffries wird inspiriert sowohl durch die Bibel, als auch durch (den Rapper) The Notorious B.I.G.“

Schon im Wahlkampf für einen Sitz in der New Yorker Parlamentskammer 1997 sagte Jeffries, dass er in der Cornerstone Baptist Church aufgewachsen sei. Sein politischer Gegner und Vorgänger Roger Green ist Muslim, er warf Jeffries vor, das Thema Religion für den Wahlkampf zu missbrauchen.

Jeffries setzt sich für das Existenzrecht Israels ein. So nahm er etwa im Juli 2014 an einer großen Demonstration vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen für die Unterstützung Israels mit 10.000 Demonstranten teil.

Bei der Kundgebung sagte er: „Israel sollte sich nicht entschuldigen müssen für seine Stärke.“ Der Politiker rief seine eigene Kindheit in Brooklyn in Erinnerung und erklärte, er wisse aus eigener Erfahrung: „Das einzige, was dein Nachbar in einer harten Nachbarschaft respektiert, ist Stärke.“ Weiter sagte Jeffries: „Israel hat ein Recht darauf, als demokratischer jüdischer Staat zu existieren, und das kann ihm niemand nehmen. Und Israel hat das Recht darauf, sich gegen Angriffe zu wehren. Israel ist da, um zu bleiben, und es wird für immer bestehen.“ Im Jahr 2016 protestierte Jeffries gegen die Entscheidung von US-Präsident Obama, beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kein Veto gegen die Resolution 2334 bezüglich der israelischen Siedlungen auf dem Gebiet der Palästinensischen Autonomiebehörde eingelegt zu haben.

Jeffries unterstützt zudem die Ächtung von Diskriminierung wegen sexueller Orientierung und Genderzugehörigkeit. Im Jahr 2019 plädierte er für den „Equality Act“, demzufolge der Civil Rights Act von 1964 um einen Schutz für Diskriminierte aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erweitert werden soll.

Jeffries war einer der ersten Unterstützer von Barack Obama innerhalb seiner Partei. In einem Interview sagte er: „Als ich zum ersten Mal für ein Amt kandidierte, sagten einige, jemand mit dem Namen Hakeem Jeffries könne niemals gewählt werden. Dann sah ich, dass jemand mit dem Namen Barack Obama gewählt werden konnte, und das bestärkte mich.“

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4 Antworten

  1. Bibelworte sind immer willkommen, dienen sie doch der Erkenntnis weit über das politische Tagesgeschäft hinaus.
    Nachdenkenswert auch die heutige Losung der Herrnhuter:

    Losung und Lehrtext für Montag, den 9. Januar 2023

    Du sollst nicht einem Schuldigen Beistand leisten, indem du als Zeuge Gewalt deckst.
    (2. Mose 23,1)

    Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!
    (Philipper 4,8)

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  2. „Hakeem Jeffries: Bibelfester neuer Fraktionsführer der US-Demokraten“. Vielleicht ein kluger Schachzug der Demokraten, um bei der nächsten Präsidentenwahl die Stimmen der (noch)pro-republikanischen Evangelikalen „abzufischen“…

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  3. Biden ist bekennender Katholik, Jeffries bibelfester Baptist. Im Klartext: Christen in Spitzenpositionen. Wir haben immerhin noch Steinmeier. In der Exekutive wimmelt es von Dissidenten. Da zeichnet sich ein eindeutiger Trend ab. Wer von den Oberen legte denn bei der Amtsübernahme noch einen Eid mit dem Zusatz „… mit Gottes Hilfe“ ab? Das ist kein Abgesang auf das Christentum in Deutschland, wohl aber ein deutlicher Hinweis, worauf wir uns einzustellen haben. Vielleicht liegt darin ja auch eine Chance.

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