Großes Interesse für Israel und „früher bibelfest“

Er sei gläubig, verdanke der Kirche viel und sei früher bibelfest gewesen. Das sagte Günther Jauch in einem sechseinhalb Stunden langen Zeit-Podcast. Wenn Menschen der Kirche den Rücken kehren, aber zu Weihnachten in den Gottesdienst gingen, weil es „so schön“ sei, stellten sich ihm die Nackenhaare auf, sagte der Moderator.
Von Jörn Schumacher

Im Podcast-Format „Alles gesagt?“ der Wochenzeitung Die Zeit dürfen die Gäste so lange reden, wie sie wollen. Beim Gespräch mit dem Moderator Günther Jauch sprach die beiden Zeit-Journalisten Jochen Wegner und Christoph Amend sechs Stunden und sechsundzwanzig Minuten mit dem Entertainer. Dabei redeten Wegner, Chefredakteur von Zeit online, und Amend, Chefredakteur des Zeit-Magazins, mit dem beliebten Entertainer auch über dessen Glauben. „Was bedeutet Ihnen Ihr Glaube?“, heißt auch der Titel der Podcast-Folge.

Jauch, der in Umfragen regelmäßig zum beliebtesten Deutschen gewählt wird und gute Chancen hätte, Bundespräsident zu werden, ist seit mehr als vier Jahrzehnten in Radio und Fernsehen maßgebend aktiv. Die Karriere begann an der Seite von Thomas Gottschalk in der Radio-Sendung „Live aus dem Alabama“ und ging weiter im Fernsehen mit Sendungen wie „Na siehste!“, „stern TV“, „Das aktuelle sportstudio“, „5 gegen Jauch“ und in der ARD-Talkshow „Günther Jauch“. Seit 1999 moderiert Jauch sehr erfolgreich die Quizshow „Wer wird Millionär?“

Dabei wollte Jauch ursprünglich Journalist werden. Er studierte zunächst Jura und ging dann an die Deutsche Journalistenschule in München. Im Podcast sagt Jauch, sein Vater sei der Chef des Berliner Büros der Katholischen Nachrichtenagentur gewesen, und das habe in ihm schon früh das Interesse für Journalismus geweckt. „Er hat mich manchmal mit in die Redaktion genommen. Ich fand es interessant, etwa den ratternden Fernschreiber, aus dem seitlich Lochstreifen herauskamen.“

Glückliche Zeit in der Gemeinde und Freundschaften bis heute

Im Gespräch mit den Zeit-Journalisten, in dem es auch um das Thema Antisemitismus geht, berichtet Jauch von seinem großen Interesse an Israel. „Ich kann nur jedem empfehlen, nach Israel zu fahren“, sagt der Fernsehmoderator. „Ein tolles Land, großartig.“ Angesprochen auf die Debatte um Israel und die Politik dort, sagt Jauch: „Ich bin da sehr nah an Angela Merkel, die das Stehen an der Seite Israels zur Staatsräson erklärt hat.“ Der Moderator weiter: „Ist es so ein großer Fehler, wenn wir als Deutsche uns da mal nicht so einmischen und positionieren?“ Die Grundwerte, die der deutsche Verleger und große Israel-Freund Axel Springer in den Arbeitsverträgen seiner Mitarbeiter festgeschrieben hat, könnte er sofort unterzeichnen, so Jauch. Darin heißt es unter anderem: „Wir unterstützen das jüdische Volk und das Existenzrecht des Staates Israel.“

Auf die Frage, wie sein Glaube an Gott aussehe, sagt Jauch, er sei in einer katholischen Familie aufgewachsen und habe „die übliche Karriere als Ministrant und Pfadfinder durchgemacht“. Missbrauch habe er nicht „auch nur ansatzweise“ selbst erlebt, sagt der Entertainer, der in Münster geboren wurde und in Berlin aufwuchs. „Ich habe da eine sehr glückliche Zeit verbracht“, sagt er in Bezug auf die häufigen Besuche im Gemeindezentrum. Mit dem damaligen Kaplan der Gemeinde, heute Mitte 80, sei er noch heute eng befreundet. „Ich verdanke der Kirche, was meine Kindheit und Jugend angeht, viel, und habe den Glauben trotz der Missstände in all den Jahren nicht verloren. Ich verstehe aber all diejenigen, die partiell oder völlig an der Kirche verzweifelt sind.“

Man sollte seinen christlichen Glauben nicht vom „Bodenpersonal Gottes“ gänzlich trennen, ist Jauch überzeugt. Wenn jemand Kirchensteuer sparen wolle und aus der Kirche austrete, dann aber eine Hochzeit in der schönsten Kirche feiern wolle, finde er das „bemerkenswert“, so der Moderator. Das Personal der Kirche sei mittlerweile sehr ausgedünnt, stellt der Moderator fest, und der Priestermangel liege zu einem großen Teil am Zölibat. „Die Annahme, dass wenn ein Priester verheiratet ist, er nicht mehr seine volle Konzentration dem Herrn im Himmel widmen kann, halte ich für falsch.“

„Eines der schönsten Kirchenlieder“

Die Frage, ob er regelmäßig bete, wolle er indes nur ungern beantworten, sagt Jauch, der in der Podcast-Folge auch darüber spricht, dass er alle Falsch-Behauptungen über ihn in der Presse sorgfältig verfolgt und juristisch anfechtet. „Egal, wie ich die Frage beantworte, führte dies zu 150 Interviewanfragen vom Petrus-Blatt bis zum Bistumsanzeiger Hildesheim.“ Der Entertainer fügt hinzu: „Es ist auch schwer, das zu begründen… Wann denn, und bei welcher Gelegenheit…?“ Er sei aber früher „relativ bibelfest“ gewesen. „Mittlerweile kriege ich nicht mehr alles zusammen.“

Sein Gottesbild sei nicht sehr modern, sagt Jauch. Der Gott, an den er glaube, sei nicht rachsüchtig, dennoch glaube er, dass das Verhalten auf der Erde Konsequenzen für eine Zeit danach habe. Ihm sei es wichtig festzuhalten: Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge. Jauch weiter: „Ich glaube eben bestimmte Dinge, an die andere vielleicht nicht glauben, und stelle fest, dass Menschen in Notzeiten und bei großen Katastrophen doch alle in der Kirche stehen. Not lehrt beten, sagt man.“ Wenn die Menschen, die sich sonst nicht für Gott oder die Kirche interessieren, Weihnachten in die Kirche gehen, weil es so schön ist und „irgendwie dazugehört“, käme ihm das komisch vor: „Wenn ich das höre, stellen sich mir die Nackenhaare auf.“

„Eines der schönsten Kirchenlieder“ ist für Jauch das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“ aus dem Jahr 1875. Der Fernsehstar sagt: „Früher hätte ich Ihnen die 80 gängigsten Kirchenlieder bis zur dritten Strophe aufsagen können“ und rezitiert aus dem Stegreif Zeilen aus seinem Lieblingslied:

„Ein Haus voll Glorie schauet / Weit über alle Land’. Aus ew’gem Stein erbauet / Von Gottes Meisterhand. Gott! wir loben dich; / Gott! wir preisen dich; O laß im Hause dein / Uns all geborgen sein!“ Dieses Lied sei zusammen mit „Lobe den Herrn“ das klassische Loblied am Ende einer Messe“, erklärt der Moderator und fügt hinzu: „Wenn da die Orgel richtig reindonnert, dann ist das was fürs Gemüt!“ Die Frage, ob er ein guter Pfarrer wäre, verneint Jauch und erklärt: „Ich bin kein guter Seelsorger.“

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3 Antworten

  1. Kann alles 100 pro nachempfinden,was G.Jauch hier sagt und kritisch anmerkt.Meine Kirche ist dem Wesen nach nicht vondieser welt. Aber mit ihrem Bodenpersonal voll in ihr.ihren Sünden und ihren stärken auf Gedeih und Verderb in ihr verstrickt.Diese von Jesus gewollte und geschaffene Kirche istdeshalb immer heilig und sünfhaft.Diesen Spagat muss sie stets von neuem wagen und die Schwäçhe ihrerBipolarität aushalten

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  2. Viele und wahrscheinlich sogar die meisten Sätze von Günter Jauch kann ich auch mit unterschreiben. So ein beliebter Fernsehstar , gelernter Journalist , Weingutbesitzer a. d. Saar , gläubiger Christ , der bei Umfragen so beliebt ist , daß er sogar Chancen als Bundespräsident hätte, einfach gut zu lesen. Außerdem ein Star mit Familiensinn und der bisher nie aneckte ! Warum kann solch ein geschätzter Bürger unseres so oft durch Politik- Skandale beschädigten Landes nicht der nächste Bundespräsident werden ? Sogar der Super Filmstar Mr. Schwarzenecker aus Österreich, war vor einigen Jahren sogar Gouverneur in Kalifornien !

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    1. Weil Mr. Schwarzenecker in den Kennedyclan eingeheiratet hat, Herr Jauch aber nicht zur Familie Weizsäcker o.a. gehört :-).
      Ernsthaft: Weil Herr Jauch hier mit Sicherheit bekunden würde, dass er dafür nicht kompetent sei. Genau der gleich Grund, den er anführt, dass er kein guter Pfarrer wäre. Deshalb ist er ja so beliebt. Er weiß um seine Grenzen und um seine Kompetenzen, und die füllt er ja gut aus.

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