Asia Bibi verwirrt mit Interview-Aussagen

Die einst wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilte Christin hat sich in einem Interview von einer Biografie distanziert, die sie auf einer Pressekonferenz selbst vorgestellt hat. Warum nur? Dafür gibt es einen naheliegenden Grund.
Von Nicolai Franz
Asia Bibi hat sich in einem Interview von einer Biografie distanziert

Wohl kaum ein Name fiel in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit Religionsfreiheit häufiger als der von Asia Bibi. Die pakistanische Katholikin war 2010 zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich gegen das dort gültige Blasphemiegesetz verstoßen hatte. Jahrelang saß sie im Gefängnis, bis sie nach internationalem Druck von Politikern und Nichtregierungsorganisationen schließlich doch freigesprochen wurde. Radikale Islamisten demonstrierten gegen den Freispruch und forderten den Tod Bibis. Trotzdem kam sie frei und gelangte schließlich nach Kanada, wo sie Asyl erhielt.

Mehrere Bücher erschienen über Bibi, darunter eine französische Biografie, auf deren Cover neben dem Namen der Journalistin Anne-Isabelle Tollet auch Asia Bibi als Autorin genannt wird. Am 30. September soll es unter dem Titel „Endlich frei! Mein Weg aus der Gefangenschaft“ auch auf Deutsch erscheinen. Doch nun sorgt die prominente Christin mit Interview-Aussagen für Verwirrung. Gegenüber dem Sender Voice of America distanzierte sich Bibi am 31. August von dem Buch – auf Urdu, einer der Amtssprachen Pakistans.

Sie sei am Schreiben des Buches überhaupt nicht beteiligt gewesen, sagte sie. Sie wisse auch nicht, um welche Person es in dem Buch gehe. Dies war vermutlich der Versuch einer größtmöglichen Distanzierung, denn natürlich wusste sie sehr wohl von dem Buch, das sie im März in Paris auf einer Pressekonferenz persönlich vorgestellt hatte.

Bibi will nach Pakistan zurückkehren

Autorin Tollet, laut der katholischen Tagespost die einzige Journalistin, die Bibi nach ihrer Freilassung interviewen durfte, reagierte mit Entsetzen auf deren Aussagen. „Ich habe Asia Bibi im September 2019 getroffen und habe unmittelbar danach das Buch geschrieben.“ Dabei sei sie mit ihr im Kontakt geblieben. Tollet vermutet, dass Bibi eingeredet werde, sie könne nach Pakistan zurückkehren, wenn sie sich von den Schilderungen im Buch distanziere. Sie sei „nicht gebildet“ und könne die Folgen ihrer Kommentare nicht einschätzen.

Tatsächlich nahm Bibi die pakistanischen Blasphemie-Gesetze in dem Interview mit Voice of America in Schutz. Nicht die Gesetze seien das Problem, stattdessen sei sie von der Justiz ungerecht behandelt worden. Anfangs habe sie keinen Anwalt gehabt, die Richter hätten ihr nicht zugehört. Tollet habe in ihrem Buch hingegen auch gegen die Blasphemiegesetze argumentiert. Bibi verteidigte sie hingegen. Eine vernünftige Person solle für ihr Land sprechen und nicht dazu beitragen, dass es von der Welt verachtet oder angefeindet werde. Zudem äußerte sie in dem Interview den Wunsch, nach Pakistan zurückzukehren.

Von: Nicolai Franz

Mitarbeit: Daniel Lanz

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