Chinesische Regierung überwacht Christen mit Kameras

In China gibt es seit 2016 das Überwachungsprogramm „Scharfe Augen“. Dazu gehören jetzt auch religiöse Versammlungsstätten. Für die Christen könnte das verheerende Folgen haben. Dies meldet das Magazin „Bitter Winter“, das über Religionsfreiheit und Menschenrechte in China berichtet.
Von PRO
Die chinesischen Christen haben keine rosige Zukunft vor sich

Für Christen in China wird es immer schwerer, ihren Glauben zu leben. In dem Land gibt es etwa 200 Millionen Überwachungskameras. Das Überwachungsprogramm der Regierung „Scharfe Augen“ betrifft jetzt auch religiöse Versammlungsstätten. Laut einem Bericht des Magazins Bitter Winter soll „jedes Wort und jede Bewegung von Gläubigen nachverfolgt“ werden. Das Magazin schreibt seit Mai 2018 über Religionsfreiheit und Menschenrechte in China. Es erscheint täglich in acht Sprachen und wird von CESNUR veröffentlicht, dem Zentrum für Studien über neue Religionen, mit Hauptsitz in Turin (Italien).

„Die Zahl der komplett überwachten Kirchen und Tempel ist exponentiell angestiegen“, beschreibt Tang Zhe in dem Beitrag die Situation. Im Stadtbezirk Huaiyin in der Provinz Jiangsu seien im Februar in 155 von 170 staatlich anerkannten protestantischen Kirchen Kameras installiert worden.

Kameras in Sanitäranlagen installiert

„Aufnahmen aus religiösen Versammlungsstätten dienen oft als Vorwand, um diese dauerhaft zu schließen oder Gläubige zu schikanieren.“ Teilweise würden sogar Kameras in Sanitäranlagen angebracht. Der Artikel verweist auf ein lokales Dokument des Büros für ethnische und religiöse Angelegenheiten. Es empfiehlt, dass bei buddhistischen, daoistischen und christlichen Versammlungsstätten innen und außen Kameras angebracht werden sollen, „um Sicherheit zu gewährleisten“.

Bitter Winter sieht darin den Versuch, „die Gläubigen besser zu überprüfen und zu überwachen“. Das Dokument empfehle sogar Standorte für die Positionierung der Überwachungskameras. Auf die Aufnahmen sollen nicht nur die Einrichtung für öffentliche Sicherheit, sondern bald auch lokale Behörden zugreifen.

Parteiausschluss droht

Viele Christen gingen nur noch mit einem unbehaglichen Gefühl in den Gottesdienst. Sie fürchteten sich davor, wegen „haltloser Beschuldigungen angeklagt zu werden“. Auch Parteimitglieder verzichteten aus Angst vor Sanktionen auf den Kirchgang und praktizierten ihren Glauben heimlich: „Ich würde erkannt werden, sobald ich die Kirche betrete. Ich würde namentlich aufgerufen und vor eine öffentliche Versammlung gezerrt werden. Dort würde ich denunziert, gedemütigt und aus der Partei ausgeschlossen werden“, sagte ein älterer Gläubiger.

In einer Kirche in Yichun seien Kirchenleute nach dem Anbringen der Kameras wiederholt gewarnt worden, dass sie vorsichtig mit dem sein sollten, was sie während der Gottesdienste sagten oder täten. „Jetzt, da die Regierung Überwachungskameras angebracht hat und der religiöse Glaube streng überwacht wird, ist unsere Lage extrem schwierig geworden“, zitiert das Blatt einen Gläubigen. Die Privatsphäre spielt in China traditionell eine untergeordnete Rolle. Das Wohlergehen der Gesellschaft steht über dem Wohlergehen des Einzelnen.

Staat will Ausbreitung der Religion verhindern

Auf Anfrage von pro ordnete eine Sprecherin des China-Zentrums in Sankt Augustin das beschriebene Szenario ein. In China finde eine stärkere Überwachung in vielen Bereichen statt – auch in der Religion: „In einigen Regionen wurden Sommerkurse für Kinder zur biblischen Unterrichtung verboten.“ Von den Einschränkungen seien auch Muslime und Buddhisten betroffen.

„Der Staat möchte keine übermäßige Ausbreitung der Religion. Die Partei möchte alle Lebensbereiche außerhalb der Partei im Griff haben.“ Nicht bestätigen wollte die Sprecherin, dass es Kindern prinzipiell verboten sei, Kirchen zu betreten.

Das seit 1988 bestehende China-Zentrum fördert Begegnungen und den Austausch zwischen den Kulturen und Religionen im Westen und in China. Mitglieder sind katholische Hilfswerke, Orden und Diözesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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