Burkina Faso: Frauen sind das Rückgrat des Landes

Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Frauen sind dort mit Zwangsehe und Genitalverstümmlung konfrontiert – obwohl es Gesetze dagegen gibt. Gegen dieses Unrecht kämpft die Ordensschwester Anne Béatrice Faye. Im Gespräch mit pro erklärt sie, warum Frauen das Rückgrat der afrikanischen Gesellschaft sind und warum Bildung die meisten Probleme lösen kann.
Von PRO
Schwester Anne Béatrice Faye stammt aus dem Senegal. Die Theologin arbeitet als Missionarin in Burkina Faso.

Mit einem Aktionsmonat wollen Katholiken in der ganzen Welt Kirchenbezirken in armen Ländern helfen. Dieser endet am Sonntag mit dem „Sonntag der Weltmission“, bei dem für die soziale und pastorale Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Diözesen der Welt Geld gesammelt wird. Der Fokus der Aktion liegt dieses Jahr auf dem westafrikanischen Burkina Faso – einem der ärmsten Länder der Welt – und der Lebenssituation der Frauen im Land.

Das katholische Hilfswerk Missio organisierte den Monat der Weltmission und lud Geistliche aus dem Land ein, damit diese von vor Ort berichten. Schwester Anne Béatrice Faye ist eine von ihnen. Sie stellt die Unterordnung der Frau in der afrikanischen Gesellschaft in Frage. Als Leiterin des Gymnasiums „Notre Dame de Pouytenga“ in der Diözese Koupéla ist die 54-Jährige vom Orden der „Schwestern Unserer Lieben Frau von der Unbefleckten Empfängnis von Castres“ für mehr als 500 Mädchen und Jungen verantwortlich. pro hat mit ihr über die prekäre Situation in Burkina Faso gesprochen.

Mit dieser Aktion in der Fußgängerzone macht Schwester Anne Béatrice Faye auf die Aufgaben von Frauen aufmerksam. In Burkina Faso sind die Frauen dafür zuständig, dass es immer Wasser im Haus gibt. Dafür müssen sie kilometerweit zu Brunnen laufen, oft tragen sie die gefüllten Gefäße auf dem Kopf. Foto: Missio
Mit dieser Aktion in der Fußgängerzone macht Schwester Anne Béatrice Faye auf die Aufgaben von Frauen aufmerksam. In Burkina Faso sind die Frauen dafür zuständig, dass es immer Wasser im Haus gibt. Dafür müssen sie kilometerweit zu Brunnen laufen, oft tragen sie die gefüllten Gefäße auf dem Kopf.

pro: Wie ist die soziale Lage in Burkina Faso? Wie funktioniert das Miteinander der Religionen?

Anne Béatrice Faye: In Burkina Faso gibt es große Herausforderungen, wie in fast allen afrikanischen Ländern: Die Armut – Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt, das ländliche Leben ist von Armut geprägt – und das Alter der Bevölkerung. Die Bevölkerung ist sehr jung. Damit verbunden ist die Frage, wie die Bildung der Mädchen und Jungen gelingt. Auch die Situationen der Frauen in Burkina Faso ist schwer. Sie haben viel zu tragen. Es ist eine Herausforderung, irgendwann einmal aus diesem Dilemma herauszukommen.

Das Miteinander zwischen den Religionen funktioniert. Die Katholiken, Protestanten, Muslime und Angehörigen der traditionellen Religionen verstehen sich gut, sie feiern auch gemeinsam. Die Feiertage werden immer wieder gemeinsam begangen.

Wie leiden Frauen unter dem Alltag und der Armut?

Die Frau erledigt fast die komplette Haushaltsarbeit und arbeitet allgemein sehr viel. Sie steht am Morgen um vier Uhr als Erste auf, um das Essen vorzubereiten und die Kinder für die Schule fertig zu machen. Darüber hinaus arbeitet sie im Feld oder verkauft etwas, um ein bisschen Geld für das Essen zu verdienen.

Hinzu kommt: Die Frauen sind dafür zuständig, dass es immer Wasser im Haus gibt. In Burkina Faso herrscht Wasserknappheit. Deswegen müssen sie viele, viele Kilometer laufen, um an Wasser zu gelangen, das sie im Haushalt zum Kochen und zum Waschen nutzen. Das Leben der Frauen in Burkina Faso ist hart – und sie erleben das jeden Tag.

Viele Mädchen fliehen vor einer möglichen Zwangsehe. Wie kann einem Mädchen der Ausbruch aus dem Kreislauf gelingen?

Die Zwangsehen sind ein großes Problem für die Mädchen und die jungen Frauen in Burkina Faso und stehen für deren Unterdrückung. Wenn die Familie kein Geld hat, schickt sie nur die Jungen in die Schule. Die Mädchen bleiben zu Hause. Wenn sie in das Alter von zwölf oder 13 Jahren kommen, werden sie verheiratet. Ich sehe als einzige Möglichkeit, um aus diesem Kreislauf auszubrechen, die Bildung. Sie kann alles ändern. Mit einer Ausbildung können sie aus dieser Tradition der Unterdrückung ausbrechen und diesem Problem begegnen.

Nicht aber dem Problem der Genitalverstümmlung. Das ist ein Problem aus der Tradition heraus. Die Regierung muss die Bevölkerung, die Frauen, mit Kampagnen aufklären, dass diese Praxis gesundheitsschädlich und nicht notwendig ist. Zum Teil gibt es Verbote, aber die werden nicht immer angewendet. Die Politik muss härter durchgreifen und die Praxis komplett verbieten, dann wäre eine Lösung in Sicht.

In Europa ist wenig bekannt, dass es Zwangsehen auch unter Christen gibt.

Zwangsehen gibt es mehrheitlich bei Muslimen, aber auch bei Christen. Zum Teil haben die christlichen Mädchen, die in die Kirche gehen, eine andere Bildung. In der Schule verstehen sie, dass es nicht gut ist, früh zu heiraten. Auch aufgrund des Glaubens wird bei den Christen das manchmal nicht praktiziert.Es hängt aber von den Volksgruppen im Land ab. In manchen Gruppen sind Zwangsehen obligatorisch. Manche Mädchen werden schon nach der Geburt verheiratet, andere mit zwölf bis 15 Jahren.

Das katholische Hilfswerk Missio lud zum Monat der Weltmission Geistliche aus Burkina Faso ein, damit diese von vor Ort berichten Foto: Missio
Das katholische Hilfswerk Missio lud zum Monat der Weltmission Geistliche aus Burkina Faso ein, damit diese von vor Ort berichten

Es gibt noch ein anderes Phänomen, was immer wieder in Burkina Faso auftritt: die Hexenverfolgung. Warum kommt es dazu?

Dieses Phänomen ist ein Drama. Wenn beispielsweise in einem Dorf zwei oder drei Menschen innerhalb von ein, zwei Tagen sterben, denken die Bewohner, es gibt eine Hexe, und suchen einen Verantwortlichen dafür. In Afrika wird der Tod traditionell nicht als natürlich angesehen Oft werden alte Frauen, deren Mann bereits gestorben ist, von den Dorfbewohnern als Hexe bezeichnet, obwohl sie keine Hexe sind. Damit ist die Person vogelfrei, jeder darf sie töten. Deswegen muss sie aus dem Dorf fliehen. Es gibt viele Frauen, denen es so ergeht. Auch Männer sind davon betroffen. Das ist dramatisch, weil sie ohne Hab und Gut sofort fliehen und somit gar nichts haben. Allein der Glaube an Gott macht uns klar, dass es keine Hexen geben kann.

Eine Lösung ist auch hier die Bildung. Wenn die Menschen auf dem Dorf mehr Bildung hätten, kämen sie nicht auf diese Gedanken. Die Regierung muss sich mehr mit diesem Thema beschäftigen und dagegen vorgehen, beispielsweise durch Aufklärungskampagnen.

Warum sind Traditionen wie Hexenverfolgung und Genitalverstümmlung trotz gesetzlicher Verbote weiter verbreitet?

Die Gesetze gegen Hexenverfolgung und Genitalverstümmlung gibt es. Aber zwischen den Gesetzen und der Tradition existiert eine Diskrepanz. Hinzu kommt, dass viele Menschen die Gesetze nicht kennen, weil sie weder lesen noch schreiben können und somit keinen Zugriff darauf haben.

In der Schule, in der ich als Direktorin arbeite, kläre ich Schüler und Eltern über die Verbote auf. Es gibt aber auch immer wieder Kampagnen von Dörfern, die am Ortseingang Schilder oder Plakate aufstellen, auf denen steht: „Hier sind wir gegen Hexenverfolgung und gegen Zwangsehe!“ So versucht man auch, das Problem in den Griff zu bekommen. Auch wenn es die Gesetze und manche Kampagnen gibt – es ist noch viel zu tun.

Sie setzen sich für Frauen ein, unter anderem als Schuldirektorin. Wie sieht Ihre Arbeit für Frauen aus?

Diese Arbeit ist wichtig für Länder in Afrika. Für mich ist es eine Herausforderung und eine Freude, der Jugend etwas Neues zu geben. In der Schule legen mein Team und ich viel Wert auf eine qualitativ hochwertige Bildung. Die Ausbildung spielt eine große Rolle, denn nur so können wir junge Leute, Mädchen und Jungen, auf die Zukunft vorbereiten. Hier sollen sie ihr Abitur machen, damit sie danach zur Universität gehen können. Das ist unsere Hoffnung. Wir bereiten derzeit auch ein Konzept vor, um eine Hochschule zu gründen. Damit könnten die Schüler nach dem Abitur direkt bei uns studieren.

Es gibt noch ein anderes Phänomen, was immer wieder in Burkina Faso auftritt: die Hexenverfolgung. Warum kommt es dazu?

Dieses Phänomen ist ein Drama. Wenn beispielsweise in einem Dorf zwei oder drei Menschen innerhalb von ein, zwei Tagen sterben, denken die Bewohner, es gibt eine Hexe, und suchen einen Verantwortlichen dafür. In Afrika wird der Tod traditionell nicht als natürlich angesehen Oft werden alte Frauen, deren Mann bereits gestorben ist, von den Dorfbewohnern als Hexe bezeichnet, obwohl sie keine Hexe sind. Damit ist die Person vogelfrei, jeder darf sie töten. Deswegen muss sie aus dem Dorf fliehen. Es gibt viele Frauen, denen es so ergeht. Auch Männer sind davon betroffen. Das ist dramatisch, weil sie ohne Hab und Gut sofort fliehen und somit gar nichts haben. Allein der Glaube an Gott macht uns klar, dass es keine Hexen geben kann.

Eine Lösung ist auch hier die Bildung. Wenn die Menschen auf dem Dorf mehr Bildung hätten, kämen sie nicht auf diese Gedanken. Die Regierung muss sich mehr mit diesem Thema beschäftigen und dagegen vorgehen, beispielsweise durch Aufklärungskampagnen.

Warum sind Traditionen wie Hexenverfolgung und Genitalverstümmlung trotz gesetzlicher Verbote weiter verbreitet?

Die Gesetze gegen Hexenverfolgung und Genitalverstümmlung gibt es. Aber zwischen den Gesetzen und der Tradition existiert eine Diskrepanz. Hinzu kommt, dass viele Menschen die Gesetze nicht kennen, weil sie weder lesen noch schreiben können und somit keinen Zugriff darauf haben.

In der Schule, in der ich als Direktorin arbeite, kläre ich Schüler und Eltern über die Verbote auf. Es gibt aber auch immer wieder Kampagnen von Dörfern, die am Ortseingang Schilder oder Plakate aufstellen, auf denen steht: „Hier sind wir gegen Hexenverfolgung und gegen Zwangsehe!“ So versucht man auch, das Problem in den Griff zu bekommen. Auch wenn es die Gesetze und manche Kampagnen gibt – es ist noch viel zu tun.

Sie setzen sich für Frauen ein, unter anderem als Schuldirektorin. Wie sieht Ihre Arbeit für Frauen aus?

Diese Arbeit ist wichtig für Länder in Afrika. Für mich ist es eine Herausforderung und eine Freude, der Jugend etwas Neues zu geben. In der Schule legen mein Team und ich viel Wert auf eine qualitativ hochwertige Bildung. Die Ausbildung spielt eine große Rolle, denn nur so können wir junge Leute, Mädchen und Jungen, auf die Zukunft vorbereiten. Hier sollen sie ihr Abitur machen, damit sie danach zur Universität gehen können. Das ist unsere Hoffnung. Wir bereiten derzeit auch ein Konzept vor, um eine Hochschule zu gründen. Damit könnten die Schüler nach dem Abitur direkt bei uns studieren.

Aktion in der Fußgängerzone Foto: Missio
Aktion in der Fußgängerzone

Welche Rolle spielt der Glaube an Gott in Ihrem Engagement?

Alles, was mich bewegt, rührt aus meinem Glauben heraus. Mein Glaube ist meine Kraft. Ohne ihn könnte ich das nicht alles bewältigen. Mein Engagement ist beeinflusst durch das Handeln von Jesus Christus. Das Evangelium zeigt mir den Weg. Jesus war immer in Bewegung, heißt es im Evangelium. Er war immer bei den Menschen, begegnete Kindern, Männern, Frauen und brachte die frohe Botschaft überall hin. Das ist für mich richtungsweisend und zeigt mir, wohin ich gehen soll. Es ist mein Glaube, überall dort hinzugehen, wohin mich seine Stimme ruft. Ich begleite die Jungen und Mädchen in der Schule mit der frohen Botschaft.

Sie engagieren sich in der Vereinigung afrikanischer Theologen für den Nord-Süd-Dialog, haben aber auch in Philosophie promoviert. Sie stellen die Unterordnung der Frauen in Frage. Wie sieht Ihre Theologie aus?

Ich trenne die Frage nach der Theologie nicht von der der Philosophie. Ich sehe zuerst die philosophische Erklärung, dann sehe ich diese mit der theologischen Erklärung im Zusammenhang. Zum theologischen Aspekt: Dass die Frau eine Rolle spielt, das soll sich nicht nur in der Kirche und Gemeinde ändern, sondern auch außerhalb davon in der Gesellschaft. Es muss eine gegenseitige Anerkennung zwischen Mann und Frau stattfinden. Außerhalb der Kirche ist das bis jetzt nicht passiert. Formale Gleichberechtigung greift zu kurz, es geht um tatsächlich gelebtes gegenseitiges Einvernehmen und gegenseitigen Respekt. Damit ist mehr erreicht.

Welche Rolle spielt der Glaube an Gott in Ihrem Engagement?

Alles, was mich bewegt, rührt aus meinem Glauben heraus. Mein Glaube ist meine Kraft. Ohne ihn könnte ich das nicht alles bewältigen. Mein Engagement ist beeinflusst durch das Handeln von Jesus Christus. Das Evangelium zeigt mir den Weg. Jesus war immer in Bewegung, heißt es im Evangelium. Er war immer bei den Menschen, begegnete Kindern, Männern, Frauen und brachte die frohe Botschaft überall hin. Das ist für mich richtungsweisend und zeigt mir, wohin ich gehen soll. Es ist mein Glaube, überall dort hinzugehen, wohin mich seine Stimme ruft. Ich begleite die Jungen und Mädchen in der Schule mit der frohen Botschaft.

Sie engagieren sich in der Vereinigung afrikanischer Theologen für den Nord-Süd-Dialog, haben aber auch in Philosophie promoviert. Sie stellen die Unterordnung der Frauen in Frage. Wie sieht Ihre Theologie aus?

Ich trenne die Frage nach der Theologie nicht von der der Philosophie. Ich sehe zuerst die philosophische Erklärung, dann sehe ich diese mit der theologischen Erklärung im Zusammenhang. Zum theologischen Aspekt: Dass die Frau eine Rolle spielt, das soll sich nicht nur in der Kirche und Gemeinde ändern, sondern auch außerhalb davon in der Gesellschaft. Es muss eine gegenseitige Anerkennung zwischen Mann und Frau stattfinden. Außerhalb der Kirche ist das bis jetzt nicht passiert. Formale Gleichberechtigung greift zu kurz, es geht um tatsächlich gelebtes gegenseitiges Einvernehmen und gegenseitigen Respekt. Damit ist mehr erreicht.

Die promovierte Philosophin Faye gibt auch Kurse am Ökumenischen Institut „Al Mowafaqa“ im marokkanischen Rabat und engagiert sich in der Vereinigung afrikanischer Theologen für den Nord-Süd-Dialog. Foto: Missio
Die promovierte Philosophin Faye gibt auch Kurse am Ökumenischen Institut „Al Mowafaqa“ im marokkanischen Rabat und engagiert sich in der Vereinigung afrikanischer Theologen für den Nord-Süd-Dialog.

Im Januar 2016 passierte der erste große islamistische Anschlag in der Hauptstadt Ouagadougou. Diesen August gab es wieder einen Anschlag. Inwieweit hat sich die Stimmung im Land verändert?

Wir wissen nicht, woher das Phänomen des Terrorismus kommt. Fast alle Länder sind bedroht. Der erste Anschlag 2016 war sowohl ein nationaler Schock – als auch ein internationaler. Wie kann es sein, dass ein so armes Land ohne Bodenschätze Opfer von Terrorismus wird? Ein Jahr später wird es erneut Ziel von Terror. Die Bevölkerung hat keine Erklärung dafür.

Für mich ist es sehr kompliziert. Ein Grund könnte die geographische Lage sein. Mali grenzt an Burkina Faso an. Und wir wissen, was in Mali passiert. In dem Land agieren zahlreiche Islamisten. Derzeit herrscht dort Ausnahmezustand. Die Grenzen zwischen Burkina Faso und den sechs anliegenden Staaten sind durchlässig, man kommt einfach in das Land und kann es wieder verlassen. Die Grenzen im Norden sind sehr instabil. Das ist ein Schwachpunkt. So können Attentäter einfach in das Land eindringen.

Die Regierung muss sich um die Grenzen kümmern und die Kontrolle in den Griff bekommen. Ich denke, das hat sie jetzt verstanden. Auch die anderen Länder wollen die Kontrollen erhöhen. Mit Kontrollen können wir die Bedrohung etwas eindämmen.

Welche Rolle spielt bei der Anschlagsgefahr der Präsidentenwechsel vom Langzeitpräsidenten Blaise Compaoré zu Roch Marc Christian Kaboré?

Ich denke nicht, dass der Regierungswechsel etwas mit dem Terrorismus zu tun hat – für mich zumindest nicht. Terror ist überall. Wir brauchen aber eine Politik der Kommunikation zwischen den Ländern. Dieser Teil Afrikas hat es verstanden und hat nun eine kommunikative Politik. Es wird beraten, wie man gemeinsam dem Terror begegnen kann. Auch informieren sich die Länder gegenseitig über die aktuelle Lage. Wir wissen nicht, welches Land das nächste Ziel ist. Das ist der heutige Horror.

Wie können Europa und auch Deutschland Burkina Faso helfen?

Bildungshilfe ist das Wichtigste. Sie kann den Jungen und Mädchen ermöglichen, eine Ausbildung zu machen. Ausgebildete Menschen können das Land voranbringen und es weiterentwickeln. Solange keine Ausbildung gewährleistet ist, sehe ich keine Chance, dass sich das Land entwickelt. Europa und Deutschland sollten auch Wert darauf legen, mehr Projekte zu unterstützen, die Frauen helfen. Die Frauen sind wichtig für Afrika. Wenn sich in Afrika derzeit etwas tut, ist das allem voran der Arbeit der Frauen zu verdanken.

Vielen Dank für das Gespräch.

Im Januar 2016 passierte der erste große islamistische Anschlag in der Hauptstadt Ouagadougou. Diesen August gab es wieder einen Anschlag. Inwieweit hat sich die Stimmung im Land verändert?

Wir wissen nicht, woher das Phänomen des Terrorismus kommt. Fast alle Länder sind bedroht. Der erste Anschlag 2016 war sowohl ein nationaler Schock – als auch ein internationaler. Wie kann es sein, dass ein so armes Land ohne Bodenschätze Opfer von Terrorismus wird? Ein Jahr später wird es erneut Ziel von Terror. Die Bevölkerung hat keine Erklärung dafür.

Für mich ist es sehr kompliziert. Ein Grund könnte die geographische Lage sein. Mali grenzt an Burkina Faso an. Und wir wissen, was in Mali passiert. In dem Land agieren zahlreiche Islamisten. Derzeit herrscht dort Ausnahmezustand. Die Grenzen zwischen Burkina Faso und den sechs anliegenden Staaten sind durchlässig, man kommt einfach in das Land und kann es wieder verlassen. Die Grenzen im Norden sind sehr instabil. Das ist ein Schwachpunkt. So können Attentäter einfach in das Land eindringen.

Die Regierung muss sich um die Grenzen kümmern und die Kontrolle in den Griff bekommen. Ich denke, das hat sie jetzt verstanden. Auch die anderen Länder wollen die Kontrollen erhöhen. Mit Kontrollen können wir die Bedrohung etwas eindämmen.

Welche Rolle spielt bei der Anschlagsgefahr der Präsidentenwechsel vom Langzeitpräsidenten Blaise Compaoré zu Roch Marc Christian Kaboré?

Ich denke nicht, dass der Regierungswechsel etwas mit dem Terrorismus zu tun hat – für mich zumindest nicht. Terror ist überall. Wir brauchen aber eine Politik der Kommunikation zwischen den Ländern. Dieser Teil Afrikas hat es verstanden und hat nun eine kommunikative Politik. Es wird beraten, wie man gemeinsam dem Terror begegnen kann. Auch informieren sich die Länder gegenseitig über die aktuelle Lage. Wir wissen nicht, welches Land das nächste Ziel ist. Das ist der heutige Horror.

Wie können Europa und auch Deutschland Burkina Faso helfen?

Bildungshilfe ist das Wichtigste. Sie kann den Jungen und Mädchen ermöglichen, eine Ausbildung zu machen. Ausgebildete Menschen können das Land voranbringen und es weiterentwickeln. Solange keine Ausbildung gewährleistet ist, sehe ich keine Chance, dass sich das Land entwickelt. Europa und Deutschland sollten auch Wert darauf legen, mehr Projekte zu unterstützen, die Frauen helfen. Die Frauen sind wichtig für Afrika. Wenn sich in Afrika derzeit etwas tut, ist das allem voran der Arbeit der Frauen zu verdanken.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Martina Blatt.

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