Bonnke: Ein „riesiges Vorbild“, das Kontroversen auslöste

Reinhard Bonnke ist „friedlich von uns gegangen“. Dies hat seine Familie am Samstag über Facebook mitgeteilt. Ganz und gar nicht friedlich war so manche Kontroverse um den 79-jährigen Theologen. Viele kritisierten seine Methoden als dubios. Trotzdem sollen sich durch seine Arbeit über 80 Millionen Menschen bekehrt haben.
Von PRO
Für die einen hatte er Prophetenstatus, die anderen fanden ihn abstoßend: der verstorbene Evangelist Reinhard Bonnke

Der am Samstag verstorbene Evangelist Reinhard Bonnke hat 60 Jahre lang die Botschaft der Bibel verkündet. Damit hat er vor allem in Afrika viel bewegt. Mit seinen Methoden eckte er auch heftig an. So bekam er den Spitznamen „Mähdrescher Gottes“ zugeschrieben.

Bonnke kam am 19. April 1940 in Königsberg in Ostpreußen zur Welt. Auf seiner eigenen Internetseite spricht der Sohn eines Pastors davon, dass er als Neunjähriger eine göttliche Berufung hatte, als Missionar nach Afrika zu gehen. Der Kontinent war später immer wieder in seinem Fokus, weil dieser „gerettet und durch das Blut Jesu Christi rein gewaschen“ werden sollte.

Bonnke machte zunächst eine kaufmännische Ausbildung, studierte an einer Bibelschule in Wales und gründete dann eine Gemeinde in Flensburg, die zur Pfingstbewegung gehörte. 1967 begann er seine Missionstätigkeit in Südafrika und kümmerte sich ab 1968 um ein eigenständiges Gebiet, den unabhängigen Bergstaat Lesotho. Seitdem war Afrika im Fokus des nun Verstorbenen.

„Danach war Bonnke für mich gestorben“

Jesus-Freaks-Gründer Martin Dreyer schrieb auf Facebook von zwei Begegnungen mit Bonnke. Er habe ihn bei einer Missionsveranstaltung auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg erlebt. Die vollmundige Ankündigung seines Auftretens („Nichts wäre danach wie vorher“) habe mit dem Erlebten wenig zu tun gehabt. Entsetzt sei er über die spätere Darstellung im Rundbrief der Missionsgesellschaft gewesen, die von einer „großen Ernte“ gesprochen habe: „Danach war Bonnke für mich gestorben.“

Positiv sei dagegen die persönliche Begegnung mit Bonnke bei einem deutschlandweiten Treffen der evangelischen Allianz von christlichen Leitern gewesen. Das Gespräch mit dem Tischnachbarn Bonnke habe er als „sau erfrischend“ erlebt: „So eine tolle, geistliche, bestärkende Begegnung hatte ich lange Jahre nicht wieder. Seit dem sehe ich Reinhard aus einem ganz anderen Blickwinkel.“ Bonnke sei immer treu in seiner Berufung gewesen: „Darin ist er mir ein riesiges Vorbild.“

Bonnke war in Nigeria teils unerwünschte Person

Bonnke gründete 1974 die internationale überkonfessionelle Missionsgemeinde „Christus für alle Nationen“. Lokale christliche Gemeinden nahezu aller Denominationen unterstützten seine Veranstaltungen. Mit ihnen erreichte er mehrere hunderttausend Menschen. Bonnke wünschte sich eine formale Zustimmung zum christlichen Glauben, unabhängig von Taufe oder Kirchenmitgliedschaft. Die „Bekehrten“ wurden aufgefordert, sich den Gemeinden und Kirchen vor Ort anzuschließen, in denen die Nacharbeit stattfinden sollte.

Seine Veranstaltungen endeten regelmäßig mit einem öffentlichen Bekehrungsaufruf und Heilungsgebeten sowie Befreiung von dämonischen Geistern und Flüchen. Die Besucher konnten dann persönlich von ihren Heilungen berichten. 2001 soll dabei der nigerianische Pastor Daniel Ekechukwu von den Toten auferweckt worden sein.

In seinem Buch „Evangelium by Fire“ stellt Bonnke klar, dass er das Fundament evangelistischen Wirkens in Gottes Berufung und nicht in seiner theologischen Ausbildung sah. Seine Anhänger verehrten ihn als „Propheten“, die Gegner kritisierten nicht nur die Methoden, sondern auch, dass er damit Konflikte zwischen Christen und Muslimen schüre.

Im Vorfeld einer Evangelisation Bonnkes im muslimisch geprägten Kano gab es beispielsweise Aufstände mit mehreren Toten. Das führte dazu, dass Bonnke in Nigeria bis 1999 zur unerwünschten Person erklärt wurde. Bonnke reagierte und predigte nicht mehr in Regionen mit überwiegend muslimischem Bevölkerungsanteil.

„Gefährlich, abgehoben und verblendet“

Der Theologe war nicht überall in Europa willkommen. Als er in Zürich mit dem „International Christian Fellowship“ (ICF) eine Heilungskonferenz durchführen wollte, kritisieren Sektenexperten Bonnkes Besuch. Der Religionsexperte Georg Schmid kritisierte in den Schweizer Medien, dass es keine wirklichen Wunderheilungen Bonnkes gegeben habe. Der Sektenexperte Hugo Stamm bezeichnete Bonnke als „gefährlich, abgehoben und verblendet“. In Bezug auf seine Aktivitäten in Afrika warfen sie ihm vor, religiöse Ausschreitungen zu schüren und Geld des dortigen Diktators angenommen zu haben.

Bonnke schaffte es sogar in das „Guiness-Buch der Rekorde“. Im größten transportablen Zelt, in dem er evangelisierte, fanden mehr als 34.000 Menschen Platz. Bald predigte Bonnke unter freiem Himmel. In der Spitze sollen bis zu 1,6 Millionen Menschen seine Veranstaltungen besucht haben. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den evangelisch-lutherische Pastor Isaiah Obare: „In einem armen Land wie Kenia klammern sich die Menschen an alles, was Hoffnung verheißt“, erklärt er den Zuspruch ganz nüchtern.

Arbeit hat Afrika nachhaltig verändert

Sein Nachfolger bei „Christus für alle Nationen“, Daniel Kolenda, betonte, dass Bonnkes Arbeit Afrika nachhaltig verändert habe. Die Evangelistin Paula White bezeichnete Bonnke auf Twitter „einen der größten Evangelisten unserer Zeit”. Der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Johannes Justus, fühlte sich von Bonnke „persönlich in meinem Leben inspiriert und herausgefordert, im Glauben zu leben“.

1995 führte Bonnke in mehreren europäischen Ländern die Aktion „Vom Minus zum Plus“ durch. Dabei wurden 93 Millionen evangelistische Broschüren in die Haushalte verteilt. In Deutschland und der Schweiz sahen die Landeskirchen sowie die Deutsche Evangelische Allianz dieses Projekt als „kirchenspaltend und unwirksam“. an

2017 beendete er seinen Dienst mit einer großen Evangelisation in Nigeria. Daran nahmen mehr als eine Million Menschen teil. Er veröffentlichte mehr als 40 Bücher, die in über 140 Sprachen übersetzt wurden. Bonnke hinterlässt seine Frau Anni, mit der seit 1964 verheiratet war, drei erwachsene Kinder und acht Enkel.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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