FeG-Präses: „Homosexualität muss nicht wegtherapiert werden“

Der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting, wehrt sich gegen Vorwürfe, sein Gemeindebund würde Konversionstherapien befürworten. Eine „Orientierungshilfe“ zum Umgang mit Homosexualität in den Gemeinden war öffentlich als „unverantwortlich“ kritisiert worden.
Von Norbert Schäfer
Ansgar Hörsting ist der Präses im Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland

In einem Interview der Welt am Sonntag (WamS) hat der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting, erklärt, dass die Freien evangelischen Gemeinden (FeG) keine Konversionstherapien empfehlen. „Wir stellen lediglich fest, dass ein Mensch, der seine sexuelle Orientierung als unsicher und konflikthaft erfährt, das nicht im Rahmen unserer Gemeindeseelsorge angehen sollte. Bei diesen Fragen braucht man therapeutische Begleitung durch Profis“, erklärt Hörsting.

In dem Papier werde „das seit Jahrtausenden bekannte biblische Leitbild der Ehe zwischen Mann und Frau auf Lebenszeit“ verkündet. Doch auch wer diesem Ideal nicht folge, solle Liebe und Annahme erfahren. Hörsting verwehrt sich in dem Interview dagegen, der Begriff „Heilung“ im Zusammenhang mit dem FeG-Papier zu gebrauchen. „Wir bezeichnen Homosexualität nicht als Krankheit oder als etwas, das wegtherapiert werden müsste. Damit würden wir schweren Schaden anrichten“, sagte Hörsting.

Grenzen der Seelsorge zeigen

In nahezu allen Lebensbereichen werde das Recht auf „einen frei gewählten Lebensentwurf stark betont“, erklärte Hörsting in dem WamS-Interview. „Sogar sein Geschlecht darf man per Operation wechseln. Da verstehe ich nicht, warum die Freiheit, an seiner sexuellen Orientierung zu arbeiten, verschwinden soll“, sagte der Präses des FeG-Bundes. Nach seiner Einschätzung enthalte die „Bibel keine positiven, wohl aber kritische Aussagen über homosexuelle Praktiken“. Hörsting: „Wenn jemand diese biblische Botschaft beleidigend findet, tut mir das sehr leid. Doch gleichzeitig lehrt die Bibel, jedem Menschen mit Liebe und Respekt zu begegnen.“

Mit dem Papier würden „den Gemeindeleitungen die Grenzen kirchlicher Seelsorge“ aufgezeigt. Homosexuelle, die aus freien Stücken ihre als „konflikthaft erlebte sexuelle Orientierung zu klären oder zu verändern“ suchten, sollten sich dazu an „eine professionelle therapeutische Begleitung“ wenden. Dies dürfe niemals unter Druck erfolgen und soll nach Hörstings Aussage „ergebnis- und zieloffen“ geführt werden.

Der Hintergrund: Die Leitung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) hatte im Dezember eine Orientierungshilfe unter dem Titel „Mit Spannungen umgehen – Zur Homosexualität in Freien evangelischen Gemeinden“ veröffentlicht. Darüber war es zu einer öffentlichen Debatte gekommen. Das Papier hatten unter anderem menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kritisiert. Hinweise in dem FeG-Papier auf Therapien im Zusammenhang mit Homosexualität hatte Beck als „unredlich“ und „unverantwortlich“ bezeichnet. Dem Bericht der WamS zufolge war die Debatte für Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) „eine Provokation zu viel“ und der Anlass, in Zukunft Therapieangebote verbieten zu lassen. Bis zum Sommer will er eine gesetzliche Regelung dafür vorlegen.

Zum Bund Freier evangelischer Gemeinden gehören eigenen Angaben zufolge rund 480 Gemeinden mit etwa 42.000 Mitgliedern in Deutschland. Bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) verfügt der Gemeindebund über einen Gaststatus.

Von: Norbert Schäfer

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