Kirchentag im Zeichen Luthers eröffnet

In Berlin ist am Mittwoch der Deutsche Evangelische Kirchentag eröffnet worden. Bischof Markus Dröge rief die Teilnehmer dazu auf, ihre Nächsten mit liebendem Blick zu betrachten. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte, Christsein gehöre nicht nur in den Gottesdienst.
Von Anna Lutz
Bischof Markus Dröge eröffnete den Kirchentag vor dem Reichstag

Bunte Schals, Pfadfinderuniformen und spirituelle Angebote ohne Ende: Wer am Mittwoch im und um den Tiergarten in Berlin unterwegs war, sah es sofort: Es ist Kirchentag. Am Abend haben der Berliner Bischof Markus Dröge und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Großveranstaltung vor dem Reichstag eröffnet. Zeitgleich gab es zwei weitere Eröffnungsgottesdienste am Brandenburger Tor und am Gendarmenmarkt. Im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums soll es in besonderer Weise um Martin Luther und seine Lehre gehen.

Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte, Kirchentage lüden zum Gespräch über Gott und die Welt ein, erst recht in der deutschen Hauptstadt. Christentum finde nicht nur in Gottesdiensten statt, „dann wäre es keines“. Christen seien dazu aufgerufen, hinzusehen, wenn Unrecht geschehe. Sie seien herausgefordert, nicht wegzugehen „aus der Gemeinschaft der Europäer, aus der Gemeinschaft der Demokraten.“

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, machte den Terroranschlag in seinem Heimatland am Montag zum Thema. Wie kurz vor Weihnachten in Berlin seien auch in Manchester nun Menschen Opfer von Gewalt geworden. Ziel der Terroristen sei es, die Menschen zu entzweien. „Wir antworten: Eine feste Burg ist unser Gott!“ Der Anglikaner rief zur Einheit aller Christen auf. Der katholische Erzbischof Heiner Koch sagte: „Eins ist sicher: Eine gottlose Stadt ist Berlin nicht!“ Der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) erinnerte an Kriegsopfer in Syrien und inhaftierte Journalisten weltweit. „Sie fragen sich: Seht ihr mich?“ Der Kirchentag solle dazu anregen, sie wahrzunehmen.

Die Welt durch Gottes Augen sehen

Bischof Dröge erinnerte in seiner Predigt an die bewegte Geschichte Berlins. „Ein liebender Blick verändert alles“, sagte Dröge mit Bezug auf das aus dem Ersten Buch Mose stammende Kirchentagsmotto „Du siehst mich“. Wer so in die Welt schaue, weine um die Opfer von Gewalt. Der Kirchentag sei ein Auftrag an alle, einander anzusehen, „wie Gott uns ansieht“. Hinter trennenden Konflikten und Unterschiedlichkeiten liege die Chance zur Versöhnung. Dies sei der „ermutigende Blick Gottes“, der dazu ermuntere, Trennendes zu überwinden.

Die Veranstalter rechnen mit 140.000 Besuchern in Berlin und rund 200.000 zum Abschlussgottesdienst in Wittenberg. Anders als bei den Kirchentagen in Vorjahren gilt dieses Mal eine verschärfte Sicherheitslage. Tausende Polizisten sichern die Hauptstadt ab, Grund dafür ist zum einen der jüngste Anschlag auf Konzertbesucher in Manchester, zum anderen der Besuch des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama. Zu den Höhepunkten des verlängerten Festwochenendes gehören neben dem Auftritt Obamas mit Angela Merkel am Donnerstag und den Abschluss- und Auftaktgottesdiensten Auftritte des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und des Innenministers Thomas de Maizière. Die umstrittenste Veranstaltung ist wohl eine Diskussionsrunde mit Bischof Dröge und einer Vertreterin der Christen in der AfD, Anette Schultner. (pro)

Von: al

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