Früherer EKD-Ratsvorsitzender ist 85

Manfred Kock feiert am heutigen Dienstag seinen 85. Geburtstag. Der beliebte und bescheidene Theologe stand von 1997 bis 2003 als oberster Theologe an der Spitze der Evangelischen Kirche.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock

Manfred Kock ist 85 Jahre alt. Der frühere rheinische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Welt die christliche Botschaft braucht. Auch als Minderheit könne Kirche in die Gesellschaft ausstrahlen und etwas bewirken, sagte der Jubilar im Hinblick auf seinen 85. Geburtstag am Dienstag.

Kock war von 1997 bis 2003 oberster Repräsentant des deutschen Protestantismus. Er agierte sowohl innerkirchlich als auch in der Ökumene als Moderator und Brückenbauer. Aber auch die Debatten um Krieg, Sterbehilfe und Bewahrung der Schöpfung prägten seine Amtszeit.

Kock wurde am 14. September 1936 im münsterländischen Burgsteinfurt geboren. Er studierte Theologie in Bethel, Münster und Tübingen. Seine erste Pfarrstelle trat er 1962 in einer Bergarbeitergemeinde in Recklinghausen an. Er wechselte 1970 als Jugendpfarrer nach Köln, wo er sechs Jahre später Gemeindepfarrer wurde und 1988 an die Spitze des Stadtkirchenverbands rückte.

Welt braucht die Botschaft nach wie vor dringend

Nach dem plötzlichen Tod des damaligen rheinischen Präses Peter Beier trat er 1996 dessen Nachfolge an. Ein Jahr später setzte er sich bei der Wahl zum EKD-Ratsvorsitzenden gegen seinen späteren Nachfolger Wolfgang Huber durch. Für seine Verdienste wurde er unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt.

Kock hatte sich vehement für den Schutz des werdenden Lebens zum frühesten Zeitpunkt eingesetzt. Beim Thema Sterbehilfe hatte er vor einer Entmenschlichung im Umgang mit alten und sterbenskranken Menschen gewarnt. Die Kirche solle ein Ort für Zweifelnde und Suchende sein. Dass auch eine schrumpfende Kirche die Gesellschaft prägen könne, habe das Beispiel der Kirche in der DDR gezeigt, erklärte Kock in einem epd-Interview.

Kirche könne neben den Gottesdiensten auch viel für die säkulare Gesellschaft beitragen: „Wenn der biblische Gott keine Rolle mehr spielt, hängen wir an anderen Göttern“, sagte er. „Bei allen Zweifeln und Fragen bin ich fest davon überzeugt, dass der Weg des Glaubens an Jesus Christus richtig und notwendig ist und dass diese Welt die christliche Botschaft nach wie vor dringend braucht.“

Gegenseitige Anerkennung der Taufe wichtiger Schritt zur Ökumene

Eine Zukunft könne es nur gemeinsam und nicht getrennt geben. Die gegenseitige Anerkennung der Taufe sei hierfür ein wichtiger Schritt gewesen. Auch im Verständnis des Abendmahls sehe er keine fundamentalen Gegensätze mehr zwischen katholischer und lutherischer Vorstellung. Lediglich das katholische Amtsverständnis verhindere weitere Schritte.

Die neue Bundesregierung müsse noch mehr auf den Klimaschutz dringen. Die Hochwasser-Katastrophe habe dazu geführt, dass die allermeisten Menschen die Zusammenhänge begriffen hätten: „Auch hier spielt die Frage eine Rolle, ob wir meinen, wir könnten alles machen und beherrschen, oder ob wir aus einem Gottvertrauen heraus leben“, meint Kock.

Die kommende Regierung müsse sich für soziale Gerechtigkeit stark machen, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinandergeht. Auch zur Lage in Afghanistan äußert sich der Theologe. Die EKD habe damals eine Nato-Einsatz in Afghanistan nicht abgelehnt, sofern es eine Perspektive gibt, wie der Einsatz auch wieder beendet wird: „Im Blick auf diese Perspektive ist leider zu wenig passiert.“ In dem Konflikt habe sich gezeigt, dass Rache keine Lösung ist. Nach den jüngsten Ereignissen werde man sicher noch skeptischer auf Militäreinsätze in bei Konflikten schauen.

Kock gilt als Liebhaber klassischer Musik. Mit seiner Frau Gisela ist er seit 59 Jahren verheiratet. Das Paar hat drei Kinder und sechs erwachsene Enkel. 2016 ist sein jüngster Sohn verstorben. Rund um seinen 85. Geburtstag wird Kock zum ersten Mal Urgroßvater. Kock predigt nach wie vor regelmäßig in seiner Kölner Ortsgemeinde und in einem katholischen Altenpflegeheim.

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2 Antworten

  1. Zwei Dinge blieben mir im Blick auf den früheren Ratsvorsitzenden Kock im Gedächtnis: Voller Überzeugung betonte er damals immer wieder: „Gott wil keinen Krieg!“ Es ging damals um den Irak-Krieg und Saddam, der gegen die eigenen Landsleute Giftgas einsetzte und Kuwait angriff und besetzte. Schon damals fragte man sich verwundert, wer sonst als die Alliierten sollte hier eingreifen. GOTTES WORT jedenfalls kann für derartige Behauptungen nicht herangezogen werden.
    Und in meinem Gedächtnis blieb die damals von ihm und anderen führenden Kräften der EKD eingeleitete Bestrebung, christlichen Glauben und Islam miteinander zu versöhnen. Der jetzige Ratsvorsitzende Bedford-Strohm bezeichnet sogar seine muslimischen Mitmenschen als „Brüder und Schwestern“.

    Die immer enger werdenden Beziehungen zwischen Kirchenleitern und Islam haben spätestens bei Kock ihren Anfang genommen. Auch Präses Nikolaus Schneider, der jetzt seinen 70. Geburtstag feiert, ging diesen Weg. Kritik am Islam, dem Zehntausende Christen zum Opfer fielen, nannte er „krank“.

    Allerdings behauptet auch die Bundeskanzlerin: „Der Islam gehört unzweifelhaft zu Deutschland.“

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  2. Bruder Kock ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Welt die christliche Botschaft braucht, daher ein Aspekt der Evangelisation:

     Wie oft sprecht Ihr vom Wetter, über Fernsehfilme, Fußball usw. Sind diese Themen aber wichtiger als Jesus Christus? Nur Mut! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft…(2.Tim 1,7.8).
    Wenn sich Euch eine Gelegenheit bietet, euren Glauben zu bezeugen, dann macht davon Gebrauch (Kolosser 4,5).
    Und jeder kann ein Traktat, d.h. eine christliche Verteilschrift weitergeben. Diese sind bei Christlichen Schriftenmissionen kostenlos erhältlich. Damit könnt ihr auch ein Gespräch einleiten.
    Jesus Christus will, dass alle Menschen zur Erkennnis der Wahrheit gelangen (1. Tim. 2,4) und wer sich vor den Menschen nicht zu Jesus bekennt, zu dem wird ER sich auch vor Seinem Vater im Himmel nicht bekennen (Matthäus 10,32.33).
    „Geht“ steht im Evangelium und nicht etwa, sitzt bequem und gleichgültig zu Hause auf der Couch und wartet, bis Euch jemand auf Jesus anspricht (Markus 16,15).

    „Den meisten Menschen sollte man in ihr Wappen schreiben: Wann eigentlich, wenn nicht jetzt?“
    Kurt Tucholsky

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