Meinung

Film „Honk for Jesus“: Der Prada-Pastor

Die bitterböse Satire „Honk for Jesus. Save Your Soul“ zieht eine amerikanische Megachurch durch den Kakao. Dem Pastoren-Eehepaar geht es vor allem um das eigene Ego und Reichtum.
Von Jörn Schumacher

„Honk for Jesus. Save Your Soul“ („Hupe für Jesus. Rette deine Seele“) ist seit kurzem beim amerikanischen Streamingdienst „Peacock“ zu sehen. Und auch wenn der deutsche Anbieter Sky einige Inhalte dieses Dienstes übernimmt, diese Kirchen-Satire ist dort leider nicht zu sehen. So viel sei vorab gesagt. Doch wer auf anderem Wege die Chance bekommen sollte, sie zu sehen, der muss sich auf eine der bösesten Kirchen-Satiren der letzten Jahre gefasst machen.

Lee-Curtis Childs ist Pastor der (fiktiven) „Wander to Greater Paths Baptist Church“, seine Frau Trinitie unterstützt ihn mit vollem Einsatz. Leider gab es vor einigen Jahren einen Skandal um angeblichen sexuellen Missbrauch rund um den Pastor – Genaueres erzählt der Film nicht. Alle Kirchenmitglieder sind jedenfalls damals weggelaufen. Doch nun peilt das Pastoren-Ehepaar für Ostersonntag das große Comeback an.

Sie sind sich dabei nicht zu schade für schräge Werbe-Gags, inklusive einer Straßen-Aktion: Um für den Neustart am Sonntag zu werben, stellen sich die beiden an die Straße vor ihrer Kirche und halten ein Schild hoch, auf dem steht: „Honk for Jesus“ („Hupe für Jesus“). Es ist schon skurril, wie die Pastoren-Gattin dort stundenlang am Straßenrand mit ihrem Hintern wackelt – für Jesus. Doch der Film hat noch Skurrileres parat. Der Film ist in den USA mit „R“ („Restricted“) bewertet, er darf also von Jugendlichen unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten gesehen werden.

Mockumentary im Stil von „Stromberg“

Das Pastorenpaar propagiert ein kristallklares Wohlstandsevangelium: „Gott stellt die an erste Stelle, die ihn an die erste Stelle stellen“, lautet die Devise, „sowohl geistig, als auch physisch“. Das bedeutet: Wen Gott segnet, der hat logischerweise viel Geld, und das darf er auch zeigen.

Lee-Curtis Childs und seiner Frau kommt es vor allem auf teure Kleidung und teure Autos an. Der Wunsch zum Reset ihrer Kirche entstammt dann auch mehr dem Wunsch, die Kasse wieder aufzufüllen, als Menschen zu Gott zu führen. Der Pastor prahlte in seinen Gottesdiensten früher mit seinem Rolls-Royce und seinem Hubschrauber („Ich habe in Gott investiert!“), und seiner Gemeinde rief er zu: „Und auch ihr könnt reich sein!“ Aber immerhin: Am Rückspiegel des Pastoren-Ferrari hängt ein Anhänger mit der Aufschrift: „Bleib demütig!“. Und im riesigen Ankleidezimmer gefällt sich der Geistliche als „Pastor in Prada“. Natürlich fromm übertüncht: „Ich wurde halt gesegnet mit sehr viel Prada.“

Ein Filmteam möchte das Comeback der beiden dokumentieren, und was der Zuschauer des Films sieht, ist sozusagen das vor Ort angefertigte Rohmaterial. Diese Art der „Mockumentary“ wurde hierzulande etwa bekannt wurde durch die Serie „Stromberg“.

Als Produzent des Films tritt der Comedian Jordan Peele auf, der vor allem durch das Duo „Key & Peele“ mit seinem Kollegen Keegan-Michael Key bekannt wurde. Peele sorgte 2017 mit seinem ersten Horrorfilm „Get Out“ für große Beachtung und mehrere Oscar-Nominierungen. Auch der Thriller „Us“ war ein großer Erfolg. Peele, der selbst schwarz ist, setzt in seinen Filmen mehrheitlich schwarze Schauspieler ein.

In „Honk for Jesus“ darf das anspruchsvolle Pastorenpaar dann über die richtigen Outfits für das Comeback diskutieren und über andere wichtige Fragen wie die, ob nun ein kräftiges „Ay-men“ besser ankommt als ein „Ah-men“. Und dann ist da die Konkurrenz, die das große Comeback noch vereiteln könnte: Das sehr viel jüngere Ehepaar Sumpters plant ebenfalls den Neubeginn ihrer Kirche, ebenfalls am Ostersonntag, und mit ihrem jugendlichen „Swag“ kommen sie bei den Gläubigen in der Gegend einfach etwas besser an als das etwas angestaubte Childs-Ehepaar.

Pastor Lee-Curtis Childs übt dann schon einmal in der leeren Kirche seine erste Predigt nach dem Skandal. Und die trifft erstaunlich präzise den Kern der christlichen Botschaft. Denn gerade wenn Menschen hingefallen und gescheitert sind, hat Gott eine Chance sie wieder aufzurichten und in ihrem Leben zu wirken.

Auf einmal scheint der Show-Pastor seinen eigenen Worten zu glauben, und ihm kommen die Tränen, als er sagt: „Es war mein Glaube an Gott, der mich durchhalten ließ. Es war seine Gnade, die mich zurückgebracht hat. Ich bin nun einmal nicht perfekt. Aber in seiner Liebe hört Jesus nie auf, immer weiter an perfekten Menschen zu arbeiten.“ Am Ende hat sich aber an der Ausrichtung nichts geändert, und viele neue Gemeindemitglieder stehen eben dann doch nur für viele neue Prada-Anzüge.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

2 Antworten

  1. Typisch amerikanischer Mist hoch drei..“die Pastoren-Gattin dort stundenlang am Straßenrand mit ihrem Hintern wackelt – für Jesus“. Alles für den Müll.

    2
    0

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen