Eklat: Missbrauchs-Stück abgesetzt

Kurz vor der Premiere hat das Theater Osnabrück die Inszenierung „Ödipus Exzellenz“ gestrichen und das Regieteam entlassen. Grund waren Streitigkeiten über die Darstellung eines katholischen Gottesdienstes im Kontext des Missbrauchsskandals.
Von Norbert Schäfer
Hauptspielstätte des Theaters Osnabrück am Domhof

In den Vorbereitungen zur neuen Spielzeit 25/26 ist es am Theater Osnabrück zu einem Eklat gekommen. Eigentlich sollte eine Inszenierung des Stücks „Ödipus Exzellenz“ den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufgreifen. Das Stück wurde allerdings noch vor der Premiere abgesetzt und das Regieteam entlassen.

Aus Sicht des Theaters waren „künstlerische Differenzen“ zwischen Intendant Ulrich Mokrusch und dem Regieteam um Lorenz Nolting, Sofie Boiten und dem als Betroffenen beratenden Karl Haucke der Grund. Das Regieteam plante, im Rahmen einer Bearbeitung des antiken Dramatikers Seneca den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ins Zentrum zu rücken. Damit war die Theaterleitung offenbar einverstanden. Nicht aber mit der Aufführung eines katholischen Gottesdienstes im Rahmen der Darbietung, der in einem „theatralen Ausbruch“ des Bischofs münde. Die Darstellung wurde von Mokrusch als „theatral unterkomplex“ kritisiert.

Wie der NDR berichtet sprach Regisseur Nolting jedoch von einem klaren Verbot seitens des Intendanten, „einen katholischen Gottesdienst oder Elemente der katholischen Liturgie im Kontext eines Stückes über sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung innerhalb der Kirche auf der Bühne darzustellen“. Der Intendant habe vorgegeben, Christen im Publikum schützen zu wollen.

Vorwürfe, die Kirche habe Einfluss auf die Absetzung des Stückes genommen, wies das Bistum Osnabrück zurück. Die Absage des Stückes sei eine eigenständige Entscheidung des Theaters gewesen. Zwar habe es Gespräche mit Vertretern des Bistums gegeben, man habe aber nicht versucht, das Stück zu verhindern oder künstlerisch zu beeinflussen.

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