Gerade 31 Jahre alt ist Wolfgang Baake, als er am 1. Juli 1982 seine Stelle antritt – und zwar „mit nichts!“, wie er gern erzählte. Wenn er sich Jahrzehnte später an seinen ersten Arbeitstag in dem gelben Haus in der Altenberger Straße 6 in Wetzlar erinnerte, konnte er sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen: „Ich bin erst mal zum Sperrmüll gefahren und habe mir Schreibtisch und Stuhl besorgt. Die einzige technische Arbeitshilfe, die ich hatte, war ein grünes Tastentelefon.“ Und: Sein allererstes Büro sei die „muffige Garage“ nebenan gewesen, weil es zunächst zu wenig Platz gab. Er habe damals „keine Witterung dafür gehabt, dass aus diesem kleinen Anfang mal was Größeres werden könnte“, sagte Baake im Rückblick. Zumal er vom Mediengeschäft seinerzeit noch „gar keine Ahnung gehabt“ habe – ein Kurz-Volontariat beim NDR sollte dies ändern.
Foto: PRO„Mehr Evangelium in den Medien“ will der Verein fördern, der 1975 unter dem Namen „Konferenz Evangelikaler Publizisten“ (KEP) gegründet worden war. Einer der ehrenamtlichen Vorstände, Horst Marquardt, damals Direktor des Evangeliumsrundfunks (ERF), hatte die Personalie Baake eingefädelt: Er verpflichtete den dynamischen jungen Pastor aus Berlin als ersten hauptamtlichen Geschäftsführer, der so ganz nebenbei auch über eine kaufmännische Qualifikation verfügte, die er im VW-Konzern erworben hatte.
Und dann legte Baake los. Er telefonierte, schrieb Briefe, knüpfte neue Verbindungen, erneuerte alte. Er besuchte Kirchenleute, Politiker, Unternehmer, traf sich mit Rundfunk-Intendanten, reiste zu Kongressen und sammelte unermüdlich Spenden: alles für mehr Christliches in den Medien. Vor allem vernetzte er Medienleute aus ganz Deutschland, die Christen waren.
„Die Christliche Medieninitiative pro machte er vom Garagen-Startup zum mittelständischen Medienunternehmen“, sagt der langjährige Berliner Medienprofi und heutige Vereinsvorsitzende Hartmut Spiesecke, der den umtriebigen Baake im Jahr 2000 bei ProChrist kennen- und schätzengelernt hatte. „Wolfgang Baake war ein sehr begabter und erfolgreicher Netzwerker“, sagt Margarete Hühnerbein, die vom Jahr 2002 an bis Ende 2017 als Vorsitzende den Verein leitete. Baake habe sein Netzwerk „immer genutzt, um Menschen zu helfen, und eben auch, um unsere christliche Medienarbeit im Verein voranzubringen“. Er sei ein „dynamischer Mensch gewesen, der nur so vor Ideen sprudelte. Zugleich war er ein Herzensmensch, der sich seinen kindlichen Glauben bis zum Schluss bewahrt hat.“
Foto: PROÜber 31 Jahre, bis Ende 2013, arbeitete Baake an der Spitze der „KEP“ und prägte sie nachhaltig. Zusammen mit seinem wachsenden Team baute er die Medienproduktion auf, er installierte eine neuartige publizistische Arbeit aus und über Israel und organisierte ungezählte Begegnungen zwischen Journalisten und Politikern. Oft lud er Berliner Journalisten in eine Kreuzberger Pizzeria oder ins Steakhaus ein. Da wurde gut gegessen, heiß diskutiert und auch gebetet.
Vor allem aber förderte Baake in beispielloser Weise junge christliche Medienmacher. Die von ihm ins Leben gerufenen Tagungen für Nachwuchsjournalisten brachten in Berlin oder in Marburg junge medieninteressierte Menschen und Berufseinsteiger mit erfahrenen Journalisten zusammen. Dabei ging es nicht nur um die An- und Herausforderungen, die das Berufsfeld mit sich bringt. Ganz zentral waren auch die geistliche Begleitung und die Frage, wie man als Christ in den Medien seinen Glauben leben kann. Diese Kontakte, die Ratschläge und die Einblicke in die Medienwelt waren für viele spätere Medienprofis eine hilfreiche Orientierung und Stütze auf ihrem Weg. Zugleich entstanden unter den Teilnehmern Beziehungen und Netzwerke, die auch Jahre später im beruflichen Alltag noch tragen. Sogar Ehepaare sind daraus hervorgegangen.
Foto: PROFür besonders begabte Talente setzte sich Baake auch persönlich ein, förderte sie, indem er sein weit verzweigtes Netzwerk aktivierte, Praktika und Kontakte vermittelte, bei Bewerbungen beriet und mit seiner Fürbitte unterstützte. Eine davon ist Julia Klöckner, heute Präsidentin des Deutschen Bundestages. „Wolfgang hat mich als junge Volontärin beim Meininger Verlag beeindruckt, als er mich kontaktierte, denn er schrieb damals ein Porträt über mich – weil ich Theologie studiert hatte und dann den Journalistenweg einschlug“, erinnert sie sich gegenüber PRO. „Wir hielten den Kontakt über alle Jahre – und mir tat es gut, dass er mich immer wieder wissen ließ, dass sein Gebet mich auf meinem politischen Weg begleitete.“ Auch bei der Ausbildung von jungen Journalisten und Studenten habe er sich bei ihr gemeldet.
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Foto: kairospressDas journalistische Handwerk lernt man vor allem durch die Praxis. Das wusste Baake und schaffte Möglichkeiten dafür. Gelegentlich nahm er Nachwuchsjournalisten mit zu Veranstaltungen, um dort bei der Pressearbeit zu unterstützen. Als das Gemeindeferienfestival „Spring“ etwa in Ruhpolding zu Gast war, hatte Baake mehrmals ein Team von jungen Leuten dabei, die Pressemitteilungen schrieben, Berichte an die örtlichen Medien schickten, Fotos machten. Ein wunderbares Lernfeld mit einigen Erfolgen, wenn es tatsächlich der ein oder andere Beitrag in die Zeitung schaffte. Und um das zu feiern, gab es für das Team am Ende der Woche einen Besuch bei der „Windbeutelgräfin“. Wobei Wolfgang Baake lieber zur Stulle griff.
Aber auch im eigenen Haus, der heutigen Christlichen Medieninitiative pro, setzte Baake auf den Nachwuchs. Die meisten der aktuellen Redakteure von PRO und Israelnetz haben unter seiner Geschäftsführung Praktika und Volontariate absolviert – und sind dem Verein treu geblieben. Es ist erstaunlich, welches Zutrauen und Vertrauen er in sein junges Team setzte, das zu einem guten Teil heute die Arbeit weiterführt, die er aufgebaut hat. Und auch das mag erstaunlich sein, denn sein impulsiver Tatendrang, seine sprudelnden Ideen und mitunter detaillierte Anweisungen forderten seine Mitarbeiter auch heraus. Und so begeistert er von Menschen, neuen Ideen und Projekten sein konnte, so wenig verbarg er Enttäuschung. Zugleich war Baake oft tief gerührt vom Segen, den Gott der Christlichen Medieninitiative pro schenkte, von erhörten Gebeten und hilfreichen Spenden.
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Nach seinem Abschied als Geschäftsführer engagierte er sich für die Evangelische Allianz in Deutschland als erster offizieller Beauftragter am Sitz der Bundesregierung und des Bundestages. Außerdem war Baake unter anderem für die Spenderbetreuung der Freien Theologischen Hochschule in Gießen zuständig.
Zwei Tage vor seinem Heimgang feierte er mit der ganzen Familie und im großen Kreis seinen 75. Geburtstag. Wolfgang Baake war sehr bewegt an diesem Abend in der Freien Theologischen Hochschule (FTH) in Gießen. Für seine Dankesworte hatte er ein Manuskript vorbereitet. Er legte dies beiseite und sprach dann frei. Unerwartet wurden dies seine letzten Worte. Sie lauteten: „Bleibt bei Jesus und an seinem Wort.“ Dies sei „sein Vermächtnis für uns und für alle, die ihn kannten“, sagt sein guter Freund, FTH-Direktor Stephan Holthaus, der in den letzten Lebensjahren oft an Baakes Seite war.
Baake war seit vielen Jahren gesundheitlich stark eingeschränkt. Er hinterlässt seine Ehefrau sowie die Familien seiner vier Kinder mit insgesamt zehn Enkeln.
