Durch Zufall Pfarrerin im „Tatort“

Im „Tatort“ am Sonntag spielten eine Konfirmation und eine Pfarrerin eine Rolle. Als Schauspielerin tritt die 30-jährige Lisa Rudzki in Aktion, die auch im echten Leben Pfarrerin des Ortes St. Blasien im Schwarzwald ist.
Von Jörn Schumacher
Pfarrerin segnet die Gemeinde im „Tatort“ vom 12. Februar 2023

Im Schwarzwald-Tatort am Sonntagabend ermittelten die Hauptkommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg in einem alten Fall, der bereits vor über einem Jahrzehnt unaufgeklärt blieb. In der Folge mit dem Titel „Unten im Tal“ geht es um die Teenagerin und junge Mutter Rosa Winterfeld, die damals spurlos verschwand.

Nun wurde in der Nähe des Schwarzwald-Dorfs Rosas Leiche gefunden. Wie damals ermitteln Tobler und Berg gemeinsam und rekonstruieren Rosas letzten Abend und reißen mit ihren Ermittlungen alte Wunden unter den Dorfbewohnern auf. Regisseurin Julia Langhof und Autorin Nicole Armbruster erzählten „eine Geschichte von Verdrängung, unterdrückter Schuld und fehlgeleiteten Interpretationen“, wie die ARD mitteilte. Der Film aus der Tatort-Reihe ist weiterhin in der ARD-Mediathek zu sehen.

Eine Rolle spielt im Film eine Pfarrerin, die eine Konfirmation vornimmt. Diese Rolle übernimmt Pfarrerin Lisa Rudzki, die seit 2021 selbst Pfarrerin der Evangelischen Christusgemeinde St. Blasien im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg ist. Sie wolle mit ihrem Gastauftritt auch ein wenig für das Image der Kirche werben, sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Nicht nur männlich, alt, verstaubt, sondern auch jung und modern.“

Das versuche sie auch im Pfarramt und auf Instagram deutlich zu machen, wo sie als „@schwarzwald_pfarrerin“ unterwegs ist. Unter den Hashtags #ekiba und #waspfarrerinnensomachen postet sie Szenen aus ihrem Leben und ihrer Arbeit als Pfarrerin der Evangelischen Kirche.

Richtige Liturgie mit der Regisseurin

„Wichtig war mir zu zeigen, wie Kirche sein kann“, sagte die 30-Jährige, die im Schwarzwald-Tatort eine Pfarrerin während einer Konfirmation mimt. „Das war mir wichtig, dass ich ich selbst sein kann“, sagt die Geistliche. An die Rolle sei sie zufällig gekommen. Eines Tages habe eine Frau des SWR sie für die Rolle angefragt. Einer anderen Kollegin, die eine passende Kirche für den Dreh suchte und dabei der Pfarrerin begegnet war, war sie offenbar sofort sympathisch.

Auch eine kleine Dokumentation über die junge Tatort-Pfarrerin wurde produziert. Die Fernsehsender Baden TV und das Evangelische Kirchenmagazin „Himmel über Baden“ des Lokalsenders RNF strahlten die Reportage „Tatort-Krimi – eine Pfarrerin spielt sich selbst“ am 28. Januar aus. Auch auf Bibel TV lief die Doku vor kurzem, und auf YouTube ist sie zu nun sehen.

Darin sagt die Pfarrerin, sie habe die Anfrage zunächst abgelehnt, da sie normalerweise am geplanten Drehtag Religion an der Schule unterrichten müsse. Doch sie wurde extra für den Filmdreh freigestellt. „Mein Mann hat gesagt: Bist du wahnsinnig, ein solches Angebot abzulehnen?“, sagte Rudzki gegenüber dpa. „Weißt du, wie viele Menschen den ‚Tatort‘ sehen?“ Auf die Frage, ob sie weitere Rollen annehmen würde, antwortete die Pastorin nur: „Ich würde es nicht komplett ausschließen.“

30 Aufnahmen in der kalten Kirche

Schon anderthalb Wochen später – im November – folgte der Drehtag, rund zwölf Stunden lang. Die Szene mit der Konfirmation sei schätzungsweise 30 Mal aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen worden, berichtet die Pfarrerin, die auch auf ihrem Instagram-Kanal Fotos vom Filmset teilte. Zudem sei es kalt gewesen, da die Kirche schlecht beheizt werde. Die 1678 erbaute ehemalige Pfarrkirche Sankt Martin, die als Drehort diente, war Ende der 70er Jahre zur evangelischen Erlöserkirche geworden und wurde 2015 entweiht; nun soll das Gebäude ein Museum werden.

Sie habe genau so zum Dreh kommen müssen, wie sie normalerweise den Gottesdienst abhält, berichtet die Pfarrerin. Außerdem habe sie der Regisseurin bei der richtigen Durchführung der christlichen Liturgie helfen müssen. „Was wir heute drehen, sollte eigentlich relativ realistisch sein“, sagt Rudzki und fügt lachend hinzu: „Das mit den Antependien (Vorhänge aus Stoff am Altar, Anm. d. R.) ist nicht ganz so richtig. Aber das sind ja nur Kleinigkeiten.“

Die Darstellerin der Kommissarin Tobler, Eva Löbau, sagt in der Dokumentation über ihren eigenen Glauben: „Ich bin sehr katholisch aufgewachsen, meine Mutter war Religionslehrerin. Ich selbst bin mit 18 aus der Kirche ausgetreten. Bis dahin war ich sehr aktives Mitglied der Kirche, ich war Ministrantin. Allerdings eher aus einer Art sportlichem Antrieb – das frühe Aufstehen und schwere Kreuzetragen, das hat mich immer fasziniert.“

Hans-Jochen Wagner (Kommissar Berg) sagte: „Ich komme aus Schwaben und bin protestantisch erzogen worden. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter sind beide Protestanten, und ich bin konfirmiert worden und so weiter. Aber mit Mitte 20 bin ich aus der Kirche ausgetreten, später bin ich wieder eingetreten, weil ich Patenonkel werden wollte. Jetzt bin ich gerade wieder ausgetreten. Aber es ist eine starke Prägung, die ich nicht als negativ empfinde.“ Seit er Vater geworden ist, beschäftige er sich wieder mehr mit der Bibel und der Kirche.

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4 Antworten

  1. Uns fiel spontan bei der Szene auf, wie lustlos und monoton die Pfarrerin im Film ihren Text abspulte. Und nun lese ich, es war eine echte Pfarrerin? Kein Kompliment für die Kirche. 🙄 Obwohl … man kann es auch als authentisch gespielt sehen. Leider.

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    1. Ich habe mir auf den Artikel hin die Sequenz im Tatort angesehen und fand die Pfarrerin nicht lustlos und monoton. Vielleicht zeigen sich hier einfach die verschiedenen spirituellen Stile. Ich persönlich finde z.B. eine allzu enthusiastische Darbietung von evangelikalen Predigern oft hart an der Grenze von glaubwürdig, weil dann darin die eigene Person so in den Vordergrund geschoben wird, manchmal bis zum Entertainer. In einem vielleicht nüchtern wirkenden traditionellen Gottesdienst so wie hier im Tatort nimmt sich die Pfarrerin / der Pfarrer als Person zurück, fügt sich in ein Ritual ein, weil es nicht einfach um einen Vortrag oder eine Wissensvermittlung oder eine Unterhaltung geht, sondern um die Teilnahme an einem Geschehen, bei dem Gott der hauptsächlich Handelnde ist.

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      1. Meine Kritik ist sogar seit geraumer Zeit in den Kirchen selbst ein Thema und somit eigentlich nicht alleine meine Kritik. Es werden mittlerweile Sprech- und Schauspielfortbildungen für Pfarrer / Pastoren angeboten. Denn dieses kirchlich „zurückhaltende“ ist schlicht zu einer Unart geworden. Für manche macht gerade das die Atmosphäre eines Gottesdienstes / Messe aus. Das soll hier nicht kritisiert werden. Doch diese lang eingeschliffene „Pastorensprechmelodie“ ist eine Unart. Sie basiert ursprünglich auf der Akustik von Kirchengebäuden vor der Nutzung von Mikrofonen, etc. Doch das ist längst überholt.

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        1. Was den „Pastorensprech“ betrifft, stimme ich ihnen zu, z.B. auch salbungsvolles oder gekünsteltes Predigen. Oft ein Zeichen von Unsicherheit. Fortbildungen in diesem Bereich gibt es in unserer Kirche schon seit langem, leider nicht von allen genutzt, die es nötig hätten. Die Zurückhaltung die ich meine, lässt sich vielleicht eher am Beispiel eines Orchesters deutlich machen Es ist ein Zusammenspiel, auch wenn die einzelnen Instrumente (im Orchester) und die einzelnen Personen (im Gottesdienst) unterschiedliche Aufgaben haben. Ich persönlich finde nach wie vor viele Alleinunterhalter-Prediger der evangelikalen oder pfingstlichen Coleur (die auf verschiedenen TV-Sendern zu sehen sind) wenig überzeugend.

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