Die Heilige Javelin soll der Ukraine im Krieg helfen

Die Heilige St. Javelin soll der Ukraine helfen, sich militärisch gegen die russische Armee zu wehren. Mit Flaggen, Aufklebern und Kleidung mit einem Print der erfundenen Heiligen sammelt ein Kanadier für die humanitäre Hilfe in der Ukraine.
Von Jörn Schumacher
Saint Javeline

Die Heilige „Sankt Javelin der Ukraine“ ist keine echte Heilige. Sie ist aber für viele Ukrainer zu einem Symbol für die Hoffnung geworden, sich weiter gegen das übermächtige russische Militär stellen zu können. Das Heiligenbild ist zu einem Internet-Meme geworden, und durch den Verkauf von Aufklebern dieser „Heiligen“ mit einem Raketenwerfer in den Händen kann der Erfinder, ein Kanadier, Geld an die ukrainischen Opfer des Krieges spenden.

Es sieht aus wie ein Madonnenbild, doch die Hände der Heiligen Javelin sind nicht artig zum Gebet gefaltet, sondern sie halten einen Raketenwerfer. Nach dieser Waffe ist die falsche Madonna benannt.

Christian Borys arbeitete früher als Journalist und war von 2014 bis 2018 als Berichterstatter in der Ukraine tätig. Mittlerweile wohnt er in Toronto. Gegenüber Euronews sagte Borys: „Ein Freund von mir, der in der ukrainischen Rüstungsindustrie arbeitet, hatte ein paar Aufkleber mit dem Internet-Meme angefertigt und sie Freunden in Europa geschickt. Das Bild ist ein Symbol für die Solidarität mit der Ukraine.“

Schon früh hätten Beobachter in der Ukraine gewusst, dass die Ukraine bei einem Einmarsch russischer Truppen ziemlich alleine gelassen würde, so Borys. Er selbst klebte den Aufkleber auf sein Auto, doch dann kam ihm die Idee, damit Geld zu machen, um dies in die Ukraine zu schicken.

Und so baute Borys vor zehn Tagen auf dem Online-Portal Shopify in nur 30 Minuten den Web-Shop Saint Javelin auf. Dort kostet der Sticker mit der heiligen Javelin 10 kanadische Dollar – umgerechnet rund 7 Euro. Die ersten 100 Aufkleber waren schon nach einem Tag ausverkauft, sagt Borys, und auch die nächsten 1.000 Stück waren ebenso schnell weg.

Borys twitterte am Mittwochmorgen begeistert, dass er nun einen ersten Scheck über 350.000 Dollar an die Organisation „Help Us Help“ ausstellen könne.

Die Hilfsorganisation mit Sitz in Kanada setzt sich seit 1993 für humanitäre Hilfe in der Ukraine ein. „Und das war erst der Anfang“, so der Kanadier.

Auch bei Instagram stellte Borys den Sticker ein und schrieb dazu: „Sankt Javelin ist eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben an all die Menschen, die ihre Leben geben, um uns zu beschützen.“

Javelin findet ihr Ziel per Infrarot

Benannt ist die Heilige nach der Panzerabwehrwaffe, die kaum einen Meter lang ist und von der amerikanischen Firma „Javelin Joint Venture“ hergestellt wird. Mit dem „Javelin Medium Antiarmor Weapon System“, wie die Waffe mit vollem Namen heißt, kann ein einzelner Soldat gepanzerte Ziele auf eine Entfernung von bis zu vier Kilometern bekämpfen, auch Panzer.

Die aus dem Rohr abgefeuerte Rakete findet das anvisierte Ziel per Infrarot selbst. Ein einzelner Raketenwerfer dieses Typs kostet umgerechnet 71.000 Euro.

Die Ukraine verfügt angeblich über 37 dieser Geräte. Auch Länder wie Frankreich, Estland, Norwegen, Großbritannien und Irland besitzen den Javelin-Raketenwerfer. Die USA haben der Ukraine Ende Januar 300 Raketen und 180 weitere Projektile gegeben, berichtet Euronews.

US-Präsident Joe Biden hatte am vergangenen Samstag der Ukraine eine Militärhilfe in Höhe von umgerechnet 310 Millionen Euro zugesagt, dazu gehören auch Javelins. Die ukrainische Armee habe mehr Javelin-Raketen als mancher NATO-Mitgliedsstaat, sagte laut Euronews der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Montag beim Treffen des russischen Sicherheitsrates.

„Die Javelin ist sehr effektiv gegen die meisten russischen Armeefahrzeuge, und sie ist ebenso gefährlich für Panzer und kann nur von einem Soldaten bedient werden“, sagte der Waffenanalyst Scott Boston gegenüber Euronews. Borys ist überzeugt: „Russland hat sein Ansehen komplett zerstört. Putin hat Russland einen unwiederbringlichen Schaden zugefügt. Die Menschen wollen nun mit dem Aufkleber der Ukraine helfen, so gut es geht.“

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5 Antworten

  1. Jesus lehrt seine Jünger die Feindesliebe. Er sagt: „Wer das Schwert nimmt, wird durchs Schwert umkommen“. Militärische Gewalt ist niemals eine Option für Christen. Eine todbringende Waffe für „heilig“ zu erklären, ist eine unverzeiliche Blasphemie. Wir sollen und müssen den Menschen in der Ukraine helfen. Wir können mit zahlreichen Hilfsgütern unterstützen und das Leid lindern. Mag die Welt ihre Konflikte mit Waffengewalt austragen, das ist nicht der Weg, den Jesus-Nachfolger gehen.

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    1. Hier macht es sich jemand ganz einfach. Die Ukraine wird es aber nicht mehr geben, wenn sie sich nicht verteidigt. Von daher braucht man dann auch keine Hilfsgüter mehr hinschicken.
      Und wo wäre denn die Welt wenn sie sich zum Beispiel nicht gegen Hitler verteidigt hätte?!
      Nein, mein Freund, so einfach ist das nicht! Die Freiheit muss verteidigt werden, zu jeder Zeit, um die Tyrannei zu besiegen. Du redest für den Sieg der Diktatur, eine Diktatur die die Mehrheit der Ukrainer nicht wollen. Simo Häyhä, finnischer Scharfschütze, hatte nach dem Krieg gesagt:
      „Ich tat, was mir aufgetragen wurde, so gut ich es konnte. Es gäbe kein Finnland, hätte dies nicht jeder andere ebenso getan“
      Wohl wahr!

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      1. Nein, ich mache es mir nicht ganz einfach. Einfach ist, auf Gewalt mit Gegengewalt zu reagieren und somit die Gewaltspirale immer weiter zu treiben. So ist die Welt schon immer in Krieg und Elend versunken. Einfach ist es, auf Waffengewalt mit Waffengewalt zu reagieren und so immer mehr Todesopfer in Kauf zu nehmen. Schwierig ist es, gewaltlosen Wiederstand zu leisten, aber so kann langfristig dem Aggressor gewehrt und Leben geschützt werden. Was nutzt die Ukraine, wenn es keine Ukrainer mehr gibt? Konsequente Sanktionen können z.B. mehr bewirken als Panzerfäuste. Ich habe nicht behauptet, dass Jesus einfache Antworten gibt, aber ich nehme sein Wort ernst.
        Wo waren die Alliierten, als Hitler militärisch so aufgerüstet hat, dass er den Krieg führen konnte? Warum haben die Alliierten Deutschland gewähren lassen? Geschichte muss immer ganzheitlich beurteilt wären. Hypothetische Fragen lassen übrigens sich in historischem Kontext nicht beantworten.
        In dem Artikel geht es schließlich darum, dass eine Panzerfaust für heilig erklärt wird. Ich bleibe dabei: Das ist Blasphemie!

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        1. Ich finde diese Stilisierung einer tatsächlichen oder vermeintlichen Heiligen mit einer Waffe auch deplatziert, aber es gibt in dem Shop ja eine Vielzahl anderer Motive und man unterstützt damit keine Waffenkäufe, sondern Hilfe für ukrainische Kinder, Veteranen und Flüchtlinge. Dazu sieht man leider in den besetzten Gebieten, dass gewaltloser Widerstand ziemlich sinnlos ist (trotzdem ist es natürlich heldenhaft und sehr mutig von den ukrainischen Zivilisten, sich den russischen Truppen entgegen zu stellen). Weiterhin insinuieren Sie mit der Frage „Was nutzt die Ukraine, wenn es keine Ukrainer mehr gibt?“ eine Aussichtslosigkeit des Kampfes der Ukrainer, die so nicht gegeben ist, wenn man sich deren insgesamt erfolgreichen Abwehrkampf über nun drei Monate vor Augen führt. Außerdem ist es doch mittlerweile allgemein als katastrophaler Fehler der Alliierten bekannt, dem militärischen Aufrüsten der Nazis so lange zugesehen zu haben. Warum führen Sie ausgerechnet das als Argument für ihre pazifistische Haltung ins Feld? Der Zweite Weltkrieg zeigt doch wie nichts anderes, dass das Böse bekämpft werden muss und in der Bibel finden sich auch solche Aussagen, zum Beispiel über die Amalekiter.

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  2. Ja, das ist Blasphemie! Auf der anderen Seite hat Jesus gesagt Matthäus 5: „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die linke hin“. Auf meine rechte! Wange kann nur ein „normaler“ Rechtshänder mit dem Handrücken, also im Effekt schlagen. Indem ich ihm die andere, linke Wange hin halte, fordere ich ihn heraus, sich zu dieser Gewaltanwendung zu äußern – in Wort oder Tat. So wird er sich entweder für sein ungestümes Verhalten (das ich vielleicht mi einer unbedachten Äußerung provoziert habe) entschuldigen, oder er muss seinen Hass offen bekennen. Putin hat seinen Hass und seine Menschenverachtung offengelegt (schon vor 2014, wir haben das nur nicht für wahr halten wollen). Deshalb verdienen die Ukrainer unsere verantwortliche Unterstützung, z.B. mit schusssicheren Westen, Helmen und ja auch Panzerfäusten. Dietrich Bonhoffer hat das Dilemma auf den Punkt gebracht, in dem wir Christen stehen. Entweder wir werden schuldig ( Panzersoldaten getötet zu haben) oder Mitschuldig (an allen Toten und Verwüstungen, die dieser Panzer, gesteuert durch seine Soldaten weiterhin anrichtet). Jeder Polizist und jeder Soldat steht in diesem Dilemma und hat sich für jeden Schuss vor Gott (und in einer Demokratie auch gerichtlich) zu verantworten. Jesus ist für unsere Schuld gestorben, damit wir an diesem Dilemma nicht verzweifeln, sondern – wie Luther sagt – unverzagt handeln, wenn wir für uns, mit unserem Wissen, das „kleinere“ vom „größeren“ Übel unterschieden haben. Ansonsten können wir nur beten „erlöse und von dem Übel“ allem Üblen und den Übeltätern. Und im Ernstfall gilt es dem Bösen in den Arm zu fallen, wie es D. Bonhoeffer getan und mit seinem Leben bezahlt hat. Beten wir darum, dass es mutige russische (und ukrainische) Glaubensgeschwister gibt, die diesem Aggressionskrieg – wie und wodurch auch immer – verantwortlich vor Gott, ein Ende bereiten.

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