Die Bibel geht auf den Keks

Besucher chinesischer Restaurants kennen ihn: Der Glückskeks sagt die Zukunft voraus oder ermutigt zu einem gelassenen Umgang mit Schwierigkeiten. Christen verlassen sich da lieber auf Gottes Wort. Welch ein Glück: Für sie gibt es den Bibelkeks!
Von Jörn Schumacher
Die Bibelkekse enthalten zusätzlich zu dem süßen Gebäck noch einen Bibelspruch

Der Besuch in einem christlichen Hotel kann schon mal mit einem Blick auf das kleine Begrüßungsgeschenk beginnen, das auf dem Kopfkissen liegt. Vielleicht ist es der Bibelkeks, das fromme Pendant zum chinesischen Glückskeks? Natürlich verspricht der Bibelkeks nicht plump den neuen Lebenspartner, der in den nächsten Tagen um die Ecke kommen wird. In seinem süßen Teig findet sich immer ein Vers aus der Bibel, der Mut machen und kurz an Gott erinnern soll.

„Die Verse sind als Segen und Ermutigung gedacht“, sagt Bettina Hahn. Sie arbeitet im Vertrieb des Bibellesebundes. Denn der hat das fromme Süßgebäck im Programm. Einmalig in Deutschland – und wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt. Fast alles an ihm ist wie beim Glückskeks, den Besucher häufig im chinesischen Restaurant nach dem Essen bekommen. Im süßen Gebäck ist ein Papierstreifen enthalten, auf dem ein Sinnspruch oder eine Zukunftsdeutung steht. Nur, dass der Bibelkeks einen Bibelvers parat hat. Aß nicht schon der Prophet Hesekiel in seiner Erscheinung Gottes eine Schriftrolle, die „so süß wie Honig“ schmeckte? (Hesekiel 3,3)

Der Bibellesebund mit Sitz in Marienheide will nach eigener Aussage Menschen ermutigen, „Gott kennenzulernen und ihm täglich in der Bibel und im Gebet zu begegnen“. Das geschieht für gewöhnlich durch Zeitschriften, Bücher, CDs und Apps sowie durch Freizeiten, Schulungen und Vorträge. Gegründet wurde die Vereinigung 1868 von dem Briten Josiah Spiers, zunächst unter dem Namen „Children’s Special Service Mission“, kurz CSSM, erst später setzte sich der internationale Name „Scripture Union“ durch. Seit 1947 besteht der Bibellesebund auch in Deutschland.

Die Glückskekse liegen auf einem Hotelbett auf der Insel Langeoog (Foto: Jörn Schumacher)

Im Online-Shop des deutschen christlichen Vereins findet sich auch der Bibelkeks: „Als Deko, Geschenk oder für Verteilaktionen. Einfach, originell, überraschend!“ Ein Keks kostet 38 Cent, ab einer Bestellung von 500 Stück sind es nur noch 29 Cent. Mindestbestellwert: 20 Stück. Das hat mit der Verpackungstechnik zu tun.

Der Mensch lebt nicht vom Keks allein

Die Idee zum Keks stamme vom ehemaligen Generalsekretär des Vereins, und das sei schon über 20 Jahre her, sagt Hahn gegenüber PRO. So genau kann man das nicht mehr sagen. Produziert werden die Bibelkekse von derselben Firma in Baden-Württemberg, die auch normale Glückskekse für Restaurants herstellt. Die Firma bekomme ein PDF-Dokument mit den Bibelversen, sagt Hahn.

Es gebe 38 verschiedene Bibelstellen, zu Weihnachten komme noch eine spezielle Kollektion mit 18 weiteren Versen hinzu, verpackt in einer weihnachtlichen Aufmachung in Rot. Etwa 110.000 Stück verkaufe der Bibellesebund pro Jahr, sagt Hahn. Von den Weihnachts-Bibelkeksen bis zu 80.000. „In Corona-Zeiten stieg der Verkauf stark an“, sagt sie. „Viele Gemeinden hatten neue Möglichkeiten gesucht, Menschen zu Hause mit einem kleinen christlichen Giveaway zu erfreuen, obwohl es keine Veranstaltungen gab.“

Die Abnehmer für den Bibelkeks seien neben Kirchengemeinden und Privatkunden, auch christliche Einrichtungen wie Hotels, die den Keks dann als Begrüßungsschmankerl auf das Kissen legen. Das Gebäck sei natürlich genau dasselbe wie im Glückskeks. „Aber bei uns steht auf der Verpackung explizit nicht Glückskeks, sondern Bibelkeks“, sagt Hahn. „Natürlich waren anfangs einige Menschen skeptisch, ob die Nähe zur Zukunftsvorhersage, zur asiatischen Philosophie oder gar Esoterik zu groß sei. Das ist ja aber überhaupt nicht der Fall.“

Der ursprüngliche Glückskeks kommt nicht aus China, sondern aus Japan. Wahrscheinlich haben japanische Einwanderer den Keks im frühen 20. Jahrhundert an der amerikanischen Westküste verbreitet. Die genaue Geschichte um seine Entstehung und Verbreitung ist jedoch bis heute ungeklärt. In Deutschland ist der größte Produzent die Firma „Sweet & Lucky“: Die drei Geschwister Viktoria, Alexandra und Christoph Brauch machten aus einer Mühle in Gondelsheim im Kreis Karlsruhe die größte Glückskeks-Fabrik Europas. Aber um es mit einem abgewandelten Bibelvers aus Matthäus 4 zu sagen: Der Mensch lebt nicht vom Keks allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.

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