Deutsche Muslime zufriedener mit Demokratie als Gesamtbevölkerung

Die meisten Muslime mit deutscher Staatsangehörigkeit sind mit dem politischen System in Deutschland zufriedener als der Rest der Bevölkerung, zeigt eine Umfrage. Wählen gehen viele trotzdem nicht.
Von Swanhild Zacharias
Muslime beten gemeinsam in der Moschee

81 Prozent der Muslime mit deutscher Staatsangehörigkeit finden, dass die Demokratie die beste Staatsform ist. In der deutschen Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert nur bei 70 Prozent. Das zeigt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Die Forscher befragten einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung und zusätzlich 222 Personen deutscher Staatsangehörigkeit und muslimischen Glaubens.

53 Prozent der Muslime sind außerdem sehr zufrieden mit dem politischen System in Deutschland und meinen, dass die Demokratie funktioniert. In der gesamten Bevölkerung zeigten sich hingegen nur 26 Prozent sehr zufrieden mit dem aktuellen System. 22 Prozent deutschen Staatsbürger sind „überhaupt nicht zufrieden“, unter den Muslimen sind es zehn Prozent.

Dass man Einfluss auf die Politik hat, zum Beispiel durch die Teilnahme an Wahlen, finden 43 Prozent der Muslime im Gegensatz zu 34 Prozent der Gesamtbevölkerung. Trotzdem gehen muslimische Mitbürger seltener zur Wahl als der Rest der Bevölkerung. Nur 40 Prozent gaben an, regelmäßig wählen zu gehen. In der Gesamtbevölkerung sind das 65 Prozent.

5,5 Millionen Muslime in Deutschland

Die Forscher fragten auch nach der persönlichen Religiösität. 36 Prozent der gesamten Bevölkerung bezeichnen sich demnach als religiös. Unter deutschen Muslimen sind es 64 Prozent, bei den Katholiken 63 Prozent und bei den Protestanten 46 Prozent. Fast Dreiviertel der befragten Muslime finden zudem, dass es ihnen besser geht als ihren Eltern. Von allen Bundesbürgern insgesamt sagen das weniger als die Hälfte.

In Deutschland leben derzeit etwa 5,5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens, schreibt die FAZ. Das entspricht 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. 47 Prozent dieser Muslime, 2,6 Millionen, besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft und machen damit 3,5 Prozent der 72 Millionen deutschen Staatsangehörigen aus. Etwa die Hälfte der Muslime in Deutschland ist zwischen 18 und 29 Jahren alt. Weniger als fünf Prozent sind älter als 60 Jahre. 95 Prozent der deutschen Muslime leben in Westdeutschland oder im Westen Berlins. Sechs von zehn Befragten stammen aus der Türkei, danach folgen Südosteuropa und der Nahe und Mittlere Osten.

Die Ergebnisse der Befragung könnten „die Richtung andeuten, in die sich die Gesellschaft bei anhaltender Einwanderung in Zukunft entwickeln könnte“, schlussfolgert die FAZ. Außerdem widerlege die Umfragte einige Klischees. Sie zeige außerdem, dass Politiverdrossenheit und sinkende Wahlbeteiligung nicht unmittelbar zusammen hingen. „Zwar gibt es einen gewissen Anteil von Bürgern, die von der Politik enttäuscht sind und deswegen bei Wahlen zu Hause bleiben“, heißt es in der FAZ. Die meisten Nichtwähler enthielten sich nicht aus Enttäuschung, sondern interessierten sich einfach nicht für Politik und fassten das Wählen nicht als Bürgerpflicht auf. Vom muslimischen Teil der Bevölkerung seien auf absehbare Zeit keine „revolutionären Einflüsse auf das politische System“ zu erwarten.

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