Nach kurzer Krankheit ist Friedrich Hänssler am Dienstagmorgen gestorben. Er wurde 92 Jahre alt, die meiste Zeit seines Lebens war er für den Verlag tätig, den sein Vater vor genau einhundert Jahren gegründet hatte. So prägte er maßgeblich die christliche Medien- und Kulturlandschaft. Seine Motivation war es immer, das Evangelium unter die Menschen zu bringen. „In unserem Verlag war die Botschaft von Anfang an klar. In den Siebzigerjahren haben wir festgelegt, dass das Evangelium von Jesus gelesen, gehört, gesungen und gesehen werden kann“, sagte er Anfang dieses Jahres im pro-Interview. „Heute würde ich noch Twittern hinzufügen“, ergänzte er und betonte: „Wir müssen ihnen das Evangelium ansprechend, aber klar und glaubhaft verkündigen.“
Zu Beginn stand im Hänssler-Verlag das christliche Liedgut im Vordergrund. Das Liederbuch „Jesu Name nie verklinget“ ist ein Klassiker. Später kamen Bücher, Schallplatten und Filme dazu. Hänssler brachte zudem das Gesamtwerk von Johann Sebastian Bach heraus – ein Meilenstein in der Verlagsgeschichte. Dabei arbeitete der Verleger eng mit dem Dirigenten Helmuth Rilling zusammen. Für Hänssler war Bachs Musik „die frohe Botschaft gesungen und musiziert“.
Ein Gründervater des Christlichen Medienverbundes KEP
Hänssler war außerdem beteiligt an der Gründung des Christlichen Medienverbundes KEP. 1975 rief er ihn zusammen mit dem Pastor Horst Marquardt, der Pfarrerin Bärbel Wilde sowie dem Unternehmer Waldemar Murjahn unter dem Namen „Konferenz evangelikaler Publizisten“ (KEP) ins Leben – „mit dem Ziel, evangelikale Medienarbeit im Land zu fördern und nichts unversucht zu lassen, um das Evangelium einer breiten Leser- und Hörerschaft zugänglich zu machen“, erinnert sich Marquardt. „In lebendiger Erinnerung blieb mir unser Bemühen, die evangelikale Medienarbeit bekannt zu machen durch den ersten evangelikalen Medienkongress in Böblingen. Dort wurde das Motto für die KEP geboren: ‚Mehr Evangelium in die Medien‘“.
Er habe Hänssler als einen Mann gekannt und geschätzt, „dessen Denken und Tun der Verbreitung der biblischen Botschaft diente. Er tat das mit ganzem Herzen und mit ganzem Können“, sagte Marquardt gegenüber pro. Im Glauben sei der Verleger bereit gewesen, Neues zu wagen. Hänssler sei auch ein Pionier des christlichen Fernsehens gewesen. Zudem erinnerte Marquardt an das Verdienst Hänsslers, das Format des Gebetsfrühstücks von Politikern in Deutschland einzuführen. Diese Idee hatte er aus den USA mitgebracht.
„Er war ein sehr geradliniger und glaubwürdiger Christ“, erinnert sich Wilde an ihn. „Um des Evangeliums willen konnte er auch schon mal Bücher in das Verlagsprogramm aufnehmen, die keine große Aussicht auf wirtschaftlichen Gewinn hatten. Es ging ihm immer um die Verbreitung des Evangeliums“, sagt Wilde im Gespräch mit pro. Zudem habe er die zunehmende Wichtigkeit der neuen Medien im Blick gehabt, die er auch für die Verkündigung der Guten Nachricht habe nutzen wollen. Persönlich habe sie Hänssler als einen freundlichen, vielseitig begabten und bescheidenen Menschen erlebt. „Er hat sich nie in den Mittelpunkt gestellt und konnte seinem Gegenüber das Gefühl vermitteln, ihm wichtig zu sein.“
Seine Zuversicht habe Hänssler aus der Bibel und seinem tief verwurzelten Glauben geschöpft, teilte seine Familie anlässlich seines Todes mit. „Nie aufgeben, auch wenn es hoffnungslos aussieht, Gott hat einen Plan und lässt dich niemals allein“, sei die Überzeugung des Verlegers gewesen. Er habe daran festgehalten, nach dem Tod bei Jesus zu sein. „Wir sind traurig, aber auch gleichzeitig wunderbar getröstet, weil er jetzt gewisslich dort ist, worauf er sein Leben ausgerichtet hat. Er hat sein Ziel erreicht“, schrieb seine Familie.
Hänssler hinterlässt seine Ehefrau, mit der er seit 1955 verheiratet war, sowie sechs Kinder, 15 Enkel und drei Urenkel.
Noch Anfang dieses Jahres hat pro mit Hänssler gesprochen. Lesen Sie hier, was er selbst über sein Leben, seinen Glauben und seine Tätigkeit als Verleger sagte.
Von: Jonathan Steinert