Unsere Alltagssprache ist voller religiöser Wendungen, die zum Teil der
Bibel entstammen. Gottlose und Gläubige gebrauchen sie. Die
"Deutschlandfunk"-Sendung "Der Zweck heiligt die Mittel. Was
Sprichwörter von Gott erzählen" hat sich dem Dahingesagten und
Ernstgemeinten mit religiöser Note gewidmet.
Von PRO
Foto: Aislinn Ritchie (CC BY-SA 2.0)
"Die Rede von Gott, von Himmel und Hölle, vom Teufel und von der Seele klebt so an unserer Sprache, dass wir ohne diese Begriffe kaum auskommen. Wir kommen nicht davon los", erklärt der Journalist, Verleger und Diakon Wolfgang Fietkau in der Sendung, die am Sonntagmorgen lief. Gläubigen seien religiöse Begriffe ohnehin heilig. Und Gottlosen bedeuteten die Begriffe zwar nichts. Doch sie könnten nicht davon lassen, weil "unsere Sprache dann farblos wird".
In der Sendung führt der 77-jährige Fietkau Beispiele an, die aus der Bibel stammen und in unserer Alltagssprache geläufig sind, etwa "verlorener Sohn" oder "Gewissensbisse". Vielen Menschen sei jedoch nicht mehr klar, dass diese Begriffe der Bibel entnommen sind. Die Wendung "da verließen sie ihn" aus der Passionsgeschichte drücke etwa Einsamkeit aus. "Aber unreflektiert spielen die Menschen mit dem tröstlichen Gedanken: Selbst den Herrn Jesus haben sie im Regen stehen lassen."
Nicht nur feste Wendungen, sondern auch einzelne Begriffe verwiesen auf den bleibenden religiösen Aspekt der Sprache, betont Fiekau. "Der Zweck heiligt die Mittel" komme so zwar in der Bibel nicht vor. Doch angesichts dieser Redensart "merken wir, dass Zeitgenossen vom Heiligen nicht lassen wollen".
"Gott" als Floskel
Viele der religiösen Wendungen seien jedoch nur so dahingesagt. Dies treffe besonders auf das Wort "Gott" zu, etwa wenn Menschen "ogottogott", "ach, du lieber Gott" oder "dein Wort in Gottes Ohr" sagten: "Sie nehmen den Namen Gottes als Füller für den Ausdruck eines Gefühls." Doch schon die Bibel kenne diese Praxis und ermahne im zweiten der Zehn Gebote, den Gottesnamen nicht gedankenlos zu verwenden, bemerkt Fietkau.
Abgesehen davon, dass auch viele Ungläubige das Wort "Gott" in den Mund nehmen, legten sich viele den Gottesbegriff auch zurecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der Schriftsteller Wolfgang Borchert (1921-1947) einen "neuen Gott" gesucht, weil seiner Ansicht nach der "alte" im Krieg versagt habe. Und für den Schriftsteller Max Frisch (1911-1991) sei er etwa ein "nützliches Medium, das immerhin die Freiheit des Geistes sicherstellt".
Auch in der christlichen Überlieferung fänden sich "drastische Übertreibungen für das Reden mit Gott". So hat sich der pietistische Pfarrer Johann Mentzer (1658-1734) "tausend Zungen" gewünscht, um Gott zu loben. "Darin zeigt sich die Sehnsucht nach Gottes Nähe", stellt Fietkau fest. Zeitgenössische Poeten "setzen sich von solchem Überschwang ab", etwa die Schriftstellerin Eva Zeller, die nüchtern feststellt, nur eine Zunge zu haben. Sie spreche mit Gott "anders als die Frommen früherer Jahrhunderte" und will "es genau wissen".
In jedem Fall seien Fromme und "vermeintlich Gottlose" in der Sprache "enger verbunden, als wir uns das je träumen lassen […], weil wir alle gern das fassen würden, was eigentlich unfassbar ist", schließt Fietkau die Sendung. (pro)
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