DAK warnt: WhatsApp, Instagram und Co. schaden der Gesundheit

WhatsApp, Instagram oder Snapchat können süchtig machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit. Demnach erfüllen 2,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland die Kriterien für eine Abhängigkeit.
Von Johannes Blöcher-Weil
Fast 100.000 Jugendliche sind nach einer Studie der DAK Gesundheit von Online-Abhängigkeit betroffen

Die Krankenkasse DAK Gesundheit und das Deutsche Zentrum für Suchtfragen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben das Social Media-Verhalten von 12- bis 17-jährigen Jugendlichen analysiert. Laut Studie verbringen die Befragten im Schnitt etwa zweieinhalb Stunden täglich in und mit sozialen Medien. Demnach sind 2,6 Prozent von ihnen bereits süchtig: bei den Mädchen sind es 3,4 Prozent, bei den Jungen 1,9 Prozent.

Im Rahmen der Studie „WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media“ hat das Forsa-Institut 1.001 Heranwachsende befragt. Wurden mindestens fünf von neun Standardfragen mit „Ja“ beantwortet, liege laut Fragebogen eine Social-Media-Abhängigkeit vor. Hochgerechnet gibt es demnach etwa 100.000 Betroffene. Die Studie erkennt einen Zusammenhang zwischen Social-Media-Sucht und Depressionen.

„Liken darf nicht zum Leiden werden“

„Viele Kinder und Jugendliche chatten, posten und liken von früh bis in die Nacht. Das Liken darf nicht zum Leiden werden“, fordert Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Für die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, bestätigt die Studie, dass ein „Zuviel an Smartphone und Co. der Gesundheit und dem Familienleben“ schade. Die Menschen bräuchten eine vernünftige Online-offline-Balance.

Mädchen verbringen im Schnitt knapp über drei Stunden pro Tag in den sozialen Medien, bei Jungs sind es 2,5 Stunden. 16- bis 17-jährige Mädchen haben mit fast 3,5 Stunden pro Tag den höchsten Konsum, bei gleichaltrigen Jungen sind es 2,75 Stunden. Die mit weitem Abstand beliebteste Anwendung ist WhatsApp, gefolgt von Instagram und Snapchat.

Von der Abhängigkeit in die Depression

Der ärztliche Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen, Professor Rainer Thomasius, bemängelt, „dass Eltern häufig keine klaren Regeln zum Umgang mit sozialen Medien aufstellen. Die sind aber dringend nötig.“ Zudem hätten Abhängige ein um den Faktor 4,6 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Jeder dritte der betroffenen Jugendlichen berichtet über Symptome einer Depression. Über Ursache und Wirkung liegen laut Thomasius keine Erkenntnisse vor. „Natürlich kann es auch sein, dass sich depressive Kinder und Jugendliche häufiger in die virtuelle Welt zurückziehen und deshalb ein Suchtverhalten entwickeln. In jedem Fall verstärken sich beide Faktoren.“

Insgesamt habe der Konsum verschiedene negative Auswirkungen, auch wenn die Befragten nicht als süchtig gelten. Jeder dritte Befragte nutzt soziale Medien, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen. Bei den Mädchen trifft dies sogar auf vier von zehn Befragten zu. Knapp ein Viertel der Befragten bekommt wegen der Nutzung sozialer Medien manchmal, häufig oder sogar sehr häufig zu wenig Schlaf. 22 Prozent streiten manchmal, häufig oder sehr häufig mit den Eltern über die Nutzung sozialer Medien. Hier lag der Spitzenwert von 32 Prozent bei den 12- bis 13-Jährigen.

Acht Prozent tauschen sich mit Freunden nur noch in sozialen Medien aus

14 Prozent nutzen die sozialen Medien heimlich. Genau so viele können die Nutzung nicht stoppen, obwohl andere ihnen sagten, dass sie dies dringend tun müssen. 13 Prozent sind unglücklich, wenn sie keine sozialen Medien nutzen können. Jeder zwölfte Befragte ist mit allen Freunden ausschließlich über soziale Medien in Kontakt. Fünf Prozent der Befragten haben regelmäßig kein Interesse mehr an Hobbys oder anderen Beschäftigungen, weil sie lieber Social Media nutzen.

Marlene Mortler stellt fest, dass sich viele Eltern eine kompetente Beratung für die Online-Nutzung ihrer Kinder wünschen. Diese sollten nicht nur die Technik beherrschen, sondern auch die Chancen und Risiken dieser Medien erkennen. „Klar ist zudem, dass auch der Jugendschutz noch besser auf die Angebote im Netz antworten muss als es bisher gelingt“, betont die Drogenbeauftragte.

Die Studie behandelt das Thema Internetsucht nun bereits im dritten Jahr. Frühere Untersuchungen hätten ergeben, dass bei vielen Eltern offenbar eine große Verunsicherung über die Internetnutzung ihrer Kinder herrsche. Eltern, Lehrer und Erzieher bräuchten Unterstützung, damit sie Kinder auf ihrem Weg zu medienkompetenten Anwendern begleiten, fordert Thomasius. Neben technischen Lösungen müsse auch der Jugendschutz strenge Regeln vorgeben. Die Krankenkasse schaltet gemeinsam mit dem UKE in Kürze eine kostenlose Hotline. Außerdem soll es einen Experten-Chat für Betroffene und Angehörige geben.

Von: Johannes Weil

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