Christoph Maria Herbst: „Ich bin im Zwiegespräch mit Gott“

„Stromberg“-Darsteller Christoph Maria Herbst wollte früher einmal Priester werden, das Gemeindeleben habe ihm gutgetan, und er sei noch immer ein gläubiger Mensch. Das sagte der Schauspieler in einem Zeitungsinterview.
Von Jörn Schumacher
Christoph Maria Herbst ist gläubiger Christ und wollte früher Pfarrer werden

Bekannt wurde Christoph Maria Herbst als Büro-Ekel „Bernd Stromberg“ in der fiktiven „Capitol-Versicherung“ – für diese Rolle wurde er unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Er spielte aber auch viele andere Rollen im Fernsehen und im Theater, er war auch in ernsteren Rollen zu sehen, zuletzt in Filmen wie „Der Buchspazierer“ oder „Ganzer halber Bruder“. Seit Anfang Dezember läuft ein zweiter Film, in dem er als Stromberg zu sehen ist: „Stromberg. Wieder alles wie immer“.

Im Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der 1966 in Wuppertal geborene Schauspieler, er habe auch mal katholischer Priester werden wollen. „Ich komme aus einem katholischen, wenn auch katholisch freigeistigen Haushalt“, so Herbst. Er sei Messdiener und Lektor gewesen. „Und mir hat dieses Leben in der Gemeinde unheimlich gutgetan“, fügte er hinzu.

An den Kar- und Ostertagen habe er „gerne mal“ das Priesterseminar in Bonn besucht. „Ich habe mit den Seminaristen gemeinsam meditiert, gebetet und gefeiert, alles sehr erfüllend.“ Irgendwann habe er dann jedoch seine erste Freundin kennengelernt, „und es fühlte sich für mich als Jugendlicher einfach so richtig an, das zu erleben, dass ich mir dachte: Gut, es gibt ja noch andere Möglichkeiten, dem Herrn zu dienen“.

Er sei heute immer noch gläubig, sagte der 59-Jährige, „aber die katholische Kirche selbst ist so ein bisschen wie die Deutsche Bahn: Sie macht es einem nicht leicht, an sie zu glauben. Um im Bild zu bleiben, bewege ich mich nach wie vor innerhalb Deutschlands, aber dann oftmals nicht mit der Bahn, sondern ich fahre eher nachts mit dem Elektroauto. Sprich: Mein Glaube funktioniert auch ohne die katholische Kirche.“

Auf die Frage, ob er bete, sagte Herbst: „Ich bin auf jeden Fall im Zwiegespräch, ja. Ich glaube an die Wirkmacht des Gebetes.“ Er werde bald 60, da „ertappe“ er sich dabei, häufiger zurückzublicken als nach vorne. „Es ist gar nicht so, dass ich großartige Wünsche habe, weil mir ja schon so viel geschenkt ist. Ich sage oft einfach nur Danke.“

Jugendhospiz ist „Saatkorn der Hoffnung“

Die Rolle des Bernd Stromberg versuche er strikt von seinem eigenen Leben zu trennen, betonte der Schauspieler. Nach dem letzten Drehtag rasiere er sich etwa den „Klobrillenbart“ und den schlimmen Haarkranz sofort ab. Außerdem sei er ganz bewusst während der Dreharbeiten noch höflicher zu seinen Mitmenschen, sei ihm aufgefallen. „Als so eine Art Gegenentwurf zu diesem Sackgesicht, dass ich da gerade spiele.“

Über die Shoah würde er nie Witze machen, auch nicht als Kunstfigur. Außerdem nutze er keine Social-Media-Apps. „Diese Pandora-Büchse habe ich für mich nie geöffnet. Ich habe auch nicht das Gefühl, auf diesem Weg den Menschen irgendwas Profundes mitteilen zu können.“

Auf die Frage, ob Deutschland ein Problem mit der Meinungsfreiheit habe, antwortete der Schauspieler im Hinblick auf Showmaster, die in den USA abgesetzt wurden, weil sie Witze über den Präsidenten gemacht haben: „Entwicklungen, die wir in den USA erlebt haben, egal auf welchem Gebiet, schwappen ja mit so einem Versatz von fünf bis zehn Jahren oft auch nach Europa und nach Deutschland. Insofern schließe ich mittlerweile gar kein Szenario mehr aus.“

Auf die Frage, was ihm in diesen Zeiten Hoffnung gebe, sagte Herbst, er unterstütze seit Jahren das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. „Zu sehen, wie sich dort die Festangestellten und sogar ganz viele Ehrenamtliche einbringen, wie sie zu Diensten sind und ein Maß an Anteilnahme aufbringen, zu dem ich nie in der Lage wäre – das sind für mich echte Saatkörner der Hoffnung.“

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