„Stromberg – der Film“ ist neu in den Kinos – als krönender Abschluss der TV-Comedyserie über einen fiesen, aber lustigen Abteilungsleiter einer Versicherung. Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst ist gläubiger Christ und wollte früher Pfarrer werden. Ein Gastbeitrag von Tobias Wilhelm
Von PRO
Foto: Brainpool/Willi Weber
Christoph Maria Herbst ist gläubiger Christ und wollte früher Pfarrer werden
Der Erfolg von „Stromberg“ ist ein Phänomen. Fünf Staffeln der Serie, die mit ihrer Mischung aus Komik und Tragik die Zuschauer wie die Kritiker gleichermaßen begeisterte und mit vielen renommierten Preisen bedacht wurde, hat ProSieben seit 2004 gesendet. Als es darum ging, ob ein finaler Kinofilm zu finanzieren ist, sammelten Fans im Internet in einer Woche eine Million Euro.
Hauptfigur Bernd Stromberg ist ein verschlagener Bürozyniker, der nach unten tritt und nach oben buckelt – aber fast immer einen coolen Spruch parat hat. Der Mann, der ihn spielt, ist – vom schwarzen Humor mal abgesehen – so ziemlich das Gegenteil: Christoph Maria Herbst ist rücksichtsvoll, nett und zuvorkommend. Der Schauspieler schätzt Werte wie Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Sein Lebensmotto? „Die Essenz des Neuen Testaments: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – mute anderen nichts zu, was du dir nicht selbst zumuten würdest. Natürlich scheitere ich auch dabei – aber das ist die Maxime“, sagt der 48-Jährige, der sich als gläubigen Christen bezeichnet und der früher katholischer Pfarrer werden wollte.
Die religiöse Ader ist familiär veranlagt. Als Sohn eines Beamten und einer Hausfrau wuchs der gebürtige Wuppertaler in einem behüteten, katholisch geprägten Umfeld auf. Sein zweiter Vorname, den auch die beiden älteren Schwestern tragen, komme nicht von ungefähr: „Es war unseren Eltern wichtig, auch mich als Jungen unter den besonderen Schutz der Muttergottes zu stellen – ich bin nur froh, dass sich der Josef damals keine Sandy oder Priscilla geschnappt hat“, sagt Herbst.
Kirche ist ein bißchen wie Theater
Der Kirchgang am Sonntag war zunächst Pflicht, später dann aber immer mehr Bedürfnis. Als Kind spielte er zuhause mit Backoblaten die Heilige Messe nach. Herbst wurde Messdiener, später Oberministrant, Gruppenleiter und Lektor. Und er war beeindruckt vom Charisma seines Pfarrers: „Das war spitze. Die Leute sind nach dem Gottesdienst immer mit einem Lächeln aus der Kirche gegangen. Der hat einem echt was mitgegeben – mir auch!“ Mit zunehmendem Alter habe er auch die Predigten besser verstanden und längere Zeit überlegt, selber Priester zu werden – bis dann schließlich die erste Freundin dazwischengekommen sei: „Leider habe ich so gar kein Talent für das Zölibat“, erklärt Herbst und ergänzt: „Also dachte ich, dass man Gott auch anders dienen kann.“
Denn auch für den Schauspielberuf, dem zunächst eine Lehre bei der Bank vorausging („Damals dachte man noch, dass sei was Anständiges!“), seien die Gottesdienste eine prima Schule gewesen: „Die Liturgie lebt ja stark von der Inszenierung. Was in der katholischen Kirche der Weihrauch und die Glocke, sind im Theater die Nebelmaschine und das Donnerblech“, sagt Herbst. „Und ich habe auch gelernt, keine Scheu zu haben, verkleidet vor Leuten zu stehen und etwas zu behaupten, was ich nicht komplett verstehe“, erklärte er Mitte Februar in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Und auch, wenn er heute nicht mehr jeden Sonntag in die Messe gehe, verbinde er mit der Kirche nur Positives. Er mag die „ganz eigene Atmosphäre“ von Gotteshäusern, ihre Stille. Wenn er auf der Kirchenbank sitze und nach oben schaue, könne er sich wieder neu einordnen und sich bewusst machen, „dass ich nur ein Partikel bin“. Das tue gut „in dem komischen Beruf, den ich habe“ – vor allem dann, wenn man „gehypt“ werde und auf einmal ganz viele neue Freunde habe, „von denen du vorher gar nicht wusstest, dass es sie gab“.
„Gott nicht erst in Lebenskrisen wiederentdecken“
Herbst sagt: „Ich bin jetzt nicht superfromm, würde mich aber nach wie vor als sehr religiösen Menschen bezeichnen. Und als jemand, der die Hoffnung nicht aufgibt, dass das hier nicht alles sein kann.“ Er versuche, seinen Glauben auch im Alltag zu leben.
Was viele nicht wissen: Herbst engagiert sich mit Herz und Seele ehrenamtlich als Pate für das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar im nordrhein-westfälischen Olpe, einer Einrichtung der Franziskanerinnen. Unter dem Titel „Träumen Sie mit uns“ drehte er für das Hospiz einen Werbespot, der in Kinos und auf RTL gezeigt wurde sowie im Internet zu sehen ist. Der Schauspieler freut sich, damit etwas zurückgeben zu können für das Gute, das ihm im Leben widerfahren sei. Er gehöre nicht zu den Menschen, die Gott erst in Lebenskrisen wiederentdecken: „Ich bin von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt, dass es mir so geht, wie es mir geht.“ (pro)
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