„Bündnis nordisches Modell“ gegründet

Mehr als 30 menschenrechtliche Vereine und Initiativen haben ein bundesweites Bündnis gegründet. Das Ziel: Das „nordische Modell“ einführen, um das „perfide System sexueller Ausbeutung und brutaler Gewalt“ zu bekämpfen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Bündnis Nordisches Modell

„Prostitution ist ein perfides System aus sexueller Ausbeutung und brutaler Gewalt“, erklärt ein neues Bündnis in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Weil Mädchen und Frauen in der Prostitution schutzlos der Willkür von Zuhältern und Freiern ausgeliefert seien, starten mehr als 30 menschenrechtliche Vereine und Initiativen das bundesweite „Bündnis Nordisches Modell“.

In einer Pressemitteilung fordert das Bündnis eine moderne Prostitutions-Politik in Deutschland. Zu den Mitgliedern gehören auch Betroffenen- und Aussteigerinnen-Organisationen – sowie zahlreiche aktive Menschen aus der Zivilbevölkerung und der Politik.

Damit bekräftigen die Unterzeichner einer Empfehlung des Europäischen Parlaments. Dieses hatte 2014 allen EU-Mitgliedsstaaten empfohlen, das Nordische Modell zu übernehmen. Es sieht insbesondere die Entkriminalisierung von Frauen in der Prostitution und effektive Ausstiegshilfen vor – und bekämpft gleichzeitig die Nachfrage, was sexuelle Ausbeutung unprofitabel macht und somit auch den Menschenhandel.

Vorreiter Schweden

Im Jahr 1999 hatte Schweden als erstes Land das Nordische Modell eingeführt, um Gewalt gegen Frauen zu beseitigen und die Gleichberechtigung der Geschlechter voranzutreiben. Es folgten sieben weitere Länder, darunter Norwegen, Irland, Frankreich und Israel.

„Deutschland muss endlich wegkommen von den gescheiterten Regulierungsversuchen des nicht regulierbaren Gewaltsystems Prostitution“, fordern die Sprecherinnen des Bündnisses. In acht Ländern gebe es schon den zeitgemäßen und erprobten gesetzlichen Ansatz, der echte Hilfe für Mädchen und Frauen in der Prostitution, echte Strafen für Täter und eine echte Aufklärung der Gesellschaft ermögliche.

„Die Politik muss hier genau hinsehen, zeitgemäß handeln und von den Vorreiter-Staaten lernen“, fordern die Unterzeichner. Der offizielle Startschuss für das bundesweite Bündnis fiel bereits am 21. Februar 2021. Ende März fand die erste Versammlung aller Delegierten der Bündnispartner und die Wahl des Lenkungskreises statt. Im September hatten sich die Akteure bei einer Tagung in Bonn vernetzt und entschlossen, mit einer starken Stimme zu sprechen und den Wechsel zu forcieren.

Wachsende Zahl an Bündnispartnern

Zu den Bündnispartnern gehören unter anderem das Netzwerk Ella, ein Zusammenschluss von Frauen, die in der Prostitution waren oder sind, der Katholische Deutsche Frauenbund e.V., die Organisation Solwodi – Solidarität mit Frauen in Not – und Terre des femmes. Die Bündnispartner möchten mit ihrer Expertise Politik und Gesellschaft für Beratung und Aufklärung zur Seite stehen.

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4 Antworten

  1. Prostitution findet in den allerwenigsten Fällen freiwillig statt, nicht immer ist es mit Gewalt und Menschenhandel verbunden, aber oft mit wirtschaftlicher Not, Drogen, Abhängigkeitsverhältnissen usw. Diese Frauen befinden sich durchweg in Notlagen. Deswegen muß der Ansatz sein, die Nachfrager zu bestrafen und zu kriminalisieren. Wo keine Nachfrage ist, lohnt es auch nicht ein Angebot vorzuhalten. Prostitution als solches zu legalisieren ist ganz sicher der falsche Weg.

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    1. Ich frage mich, wie viele Menschen mit der hier definierten Freiwilligkeit Toiletten putzen, Menschen pflegen oder 3 oder mehr Jobs nachgehen. Der Ansatz sollte sein, Menschen zu schützen, die dieser Tätigkeit freiwillig und gern nachgehen und nicht, diese in die Unsichtbarkeit zu drängen und damit automatisch zu gefährden.

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  2. 2001 hat „rot-grün“ aus ideologischer Verblendung Gesetze beschlossen, die Ausbeutung, Menschenhandel und Prostitution in Deutschland in großem Maßstab seither ermöglichen.
    Eine Gesellschaft, die meint sich nicht mehr an Gottes Geboten orientieren zu müssen wird zur unmenschlichen Gesellschaft, – gerade für die Schwächsten und Schutzbedürftigsten.

    Im Jahr 2001 verabschiedete die erste rot-grüne Bundesregierung ein Prostitutionsgesetz, das zu den liberalsten der Welt zählt.
    Nun müssen die Grünen zum zweiten Mal in ihrer Geschichte erleben, wie ihnen die „gute Absicht der sexuellen Selbstbestimmung“ um die Ohren fliegt.
    Auch im Fall der Pädophilie hatte man sich von Betroffenenverbänden treiben lassen. „Das linke und liberale Milieu“, schreibt Alice Schwarzer, „hat total versagt in der gesamten Sexualpolitik. Der Hauptfehler war die Leugnung der Machtverhältnisse zwischen Kindern und Erwachsenen bei der Pädophilie, zwischen Männern und Frauen in der Prostitution.“
    https://www.zeit.de/2013/46/rot-gruenes-prostitutionsgesetz

    Und auch hier:
    https://www.pro-medienmagazin.de/deutschland-ist-eldorado-fuer-menschenhandel/
    „Ioana aus Rumänien war 16 Jahre alt, als sie nach der Schule entführt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen wurde.
    „Die Zuhälter ließen uns nie aus den Augen“, berichtet sie.
    „Sie haben gedroht, meine Mutter umzubringen, falls ich nicht mache, was sie sagen.“
    Menschenhändler verdienen deutlich mehr als Kriminelle, die mit Drogen dealen – für das organisierte Verbrechen in Europa ist Zwangsprostitution die lukrativste Einkommensquelle.
    „Die Bundesrepublik ist der größte Abnehmer von Zwangsprostituierten in Europa“, heißt es in der Dokumentation. „Die Nutznießer sind die Männer, denen das System ermöglicht, sich Frauen kaufen zu können.“
    Eine ehemalige Zwangsprostituierte sagt: „Egal wie viel Zeit vergeht und sich mein Leben entwickelt – das wird mich für immer verfolgen.“ (pro)

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    1. Ich habe selber mitbekommen wie Loverboys oder Zuhälter mit Frauen umgehen um an ihr Geld zu kommen .
      Diese Männer schlagen die Frauen drohen ihnen , diese Frauen haben Angst zur Polizei zu gehen oder sind verliebt in ihre Zuhälter und lassen sich von ihnen manipulieren.
      Keine Frau mit geistiger Gesundheit wünscht sich so einen Job oder kommt selber auf diese Idee , sie werden von Männern dazu gebracht überredet oder gezwungen.
      Das soll endlich aufhören.

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