Bischof Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter

Helmut Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Der Aachener Bischof sieht weiterhin großen Handlungsbedarf bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Katholischen Kirche.
Von Norbert Schäfer
Bischof Dr. Helmut Dieser

Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist neuer Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs im Bereich der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz (DKB). Sein Stellvertreter ist der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Die deutschen Bischöfe wählten Dieser und Burger auf ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda.

Das Amt des Missbrauchsbeauftragten erhält einen neuen Namen. Dieser wird nun als Vorsitzender der „Bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ das Amt von Bischof Stephan Ackermann übernehmen. Der Trierer Bischof Ackermann hatte das Amt des Missbrauchsbeauftragten 2010 angetreten. Im Mai hatte er angekündigt, das Amt nicht länger bekleiden zu wollen.

Ackermann: „Unkultur des Wegschauens“

„Alleine können wir Kirchenverantwortliche diese Aufgabe nicht bewältigen“, erklärte Dieser, und weiter: „Der Handlungsbedarf der katholischen Kirche beim Thema sexueller Missbrauch und Gewalt ist nach wie vor groß.“ Dieser hat angekündigt, „externe Kompetenzen“ bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche mit einzubinden.

„Die Aufgabe als Beauftragter hat mich persönlich verändert“, erklärte Ackermann rückblickend und sprach von einer „innerkirchliche Unkultur des Wegschauens und des Selbstschutzes“, die bis heute noch nicht überwunden sei. Ackermann dankte „den Betroffenen dafür, dass sie bereit waren und sind, über das Schreckliche, das ihnen angetan wurde, zu sprechen und sich am Prozess der Aufarbeitung zu beteiligen“.

„Externe Kompetenz“ soll helfen

Die Herbst-Vollversammlung der Bischöfe hat zudem die Neustrukturierung des Themenfeldes „Fragen des sexuellen Missbrauchs und Gewalterfahrungen“ beschlossen und einem Konzept zugestimmt. Dieser wird Vorsitzender einer „Bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. Durch die Einbindung „externer Kompetenz“ soll eine größere Unabhängigkeit bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt angestrebt werden. Dazu sollen unter anderem Vertreter des ZdK und der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) in einem neuen Expertenrat mitwirken. Auch Vertreter des Betroffenenbeirats sollen eingebunden werden. Der Expertenrat soll über die Einhaltung staatlicher und kirchlicher Richtlinien wachen, ein transparentes Berichtswesen schaffen und die bisherigen Standards und Prozesse der Prävention sowie der Aufarbeitung weiterentwickeln.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat das Amt des Missbrauchsbeauftragten 2010 eingerichtet, nachdem Fälle von sexualisierter Gewalt durch Priester und Ordensleute an Kindern und Jugendlichen öffentlich geworden waren. 2018 war die sogenannte „MHG-Studie“ veröffentlicht worden. Die interdisziplinäre Studie erfasst und untersucht sexuellen Missbrauch „durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Verantwortungsbereich der Deutschen Bischofskonferenz“ im Zeitraum zwischen 1946 und 2014. Die Studie ermittelte 3.677 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen und spricht von 1.670 „Beschuldigten“ unter Priestern, Ordensleuten und Diakonen.

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4 Antworten

  1. Wäre für die Aufklärung von Sexualverbrechen nicht eigentlich die Polizei und Justiz zuständig? Wurde denn bisher überhaupt jemand dafür verurteilt?

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  2. Ich hoffe, dass der Missbrauchsskandal bei ihm, Bischof Dieser, in guten Händen ist.

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