Heinrich Bedford-Strohm möchte nicht, dass Menschen aus Frust rechts wählen. Davor hat er bei der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus am Wochenende gewarnt, meldete der Evangelische Pressedienst epd. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland hoffe auch, dass Morde aus Menschenverachtung nie wieder geschehen.
Christen dürften rechtspopulistische Parteien durch ihre Wahl nicht legitimieren „und Hetze wieder salonfähig machen“, sagte der bayerische Landesbischof. Vor allem in der Mitte der Gesellschaft werde der Boden für rechtsextremes Denken bereitet.
„Wir müssen uns mit dieser Melange aus Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und den Meinungen aus der Mitte auseinandersetzen“, zitiert der epd Mitveranstalter Martin Becher vom Bayerischen Bündnis für Toleranz. Der Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland, Klaus Holz, kritisierte, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Gewalt legitimiere, indem er sich hinter Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen stelle, der wiederum rechte Gewalt relativiert habe. Holz verwies auf Studien, denen zufolge rassistisches oder antiislamisches Denken konstant bei 40 bis 70 Prozent der Bevölkerung vorhanden sei.
„Kirche muss sich im Kampf gegen Rechts besser aufstellen“
Die Erlanger Politikwissenschaftlerin Petra Bendel forderte mehr Aufmerksamkeit für den Schutz der Menschenrechte von Migranten. Diesen Menschenrechten wehe „ein starker Wind entgegen“, sagte sie. Der Theologe Christian Staffa forderte im Rahmen der Tagung, dass sich auch die Kirche im Kampf gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Tendenzen besser aufstellt. „Mit ein bisschen sozialdemokratischer Theologie und fröhlich-lächelndem Protestantismus kommen wir hier nicht weiter“, sagte er dem epd.
In der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) sind Initiativen, Organisationen und Arbeitsgruppen zusammengeschlossen, die nach eigener Aussage „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in- und außerhalb der Kirchen konstruktiv entgegentreten“ wollen. Kirche müsse zur Gestaltung einer lebendigen Demokratie beitragen und bei der Einhaltung der Menschenrechte helfen. Die Arbeitsgemeinschaft will geschichtliches Bewusstsein fördern und der Bagatellisierung von Rechtsextremismus und Rassismus entgegenwirken.
Die diesjährige Jahreskonferenz stand unter dem Thema „Menschenrechte verteidigen – Nächstenliebe leben“. Sie ging am Samstag in Nürnberg mit einer Gedenkfeier für die Opfer des NSU-Terrors zu Ende.
Von: Johannes Blöcher-Weil