Netzaktivisten kämpfen gegen Rechtspopulisten

Die Netzkonferenz Republica macht sich in diesem Jahr gegen Rechtspopulismus stark. In den Augen des Bloggers Stefan Niggemeier, verhelfen Journalisten der AfD zum Erfolg. Rechtspopulistische Publizisten bedienten vor allem die Wut ihrer Leser.
Von Anna Lutz
Die Netzkonferenz Republica nimmt sich in diesem Jahr unter anderem das Thema Rechtspopulismus vor

Die Republica mit in diesem Jahr 950 Sprechern und rund 9.000 Besuchern steht unter dem Motto „Pop“ und will die politischste von allen bisher 12 Ausgaben der Netzkonferenz sein, hieß es bei der Eröffnung am Mittwoch. Das Motto stehe dabei zum einen für das Wort Rechtspopulismus – ein Themenschwerpunkt –, aber auch für eine zunehmende Massentauglichkeit des Netzes. Die Veranstalter rund um das Ehepaar Tanja und Johnny Häusler lösen Pop zudem als Power of People auf, also die Macht der Masse. Tanja Häusler erklärte, aktuell hätten Populisten es leicht, ihre Programme durchzusetzen – auch im und durch das Internet: Weil es „immer schwieriger wird, Fakt und Fake zu unterscheiden“.

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist künstliche Intelligenz. Promintente Gäste sind die US-Whistleblowerin Chelsea Manning, Journalist Ranga Yogeshwar sowie die SPD-Minister Hubertus Heil und Katharina Barley.

Kritik an Rechtspopulisten

Der Blogger Stefan Niggemeier beobachtet eine Lähmung der Gesellschaft. Kaum einer habe noch das Gefühl, gegen Ungerechtigkeiten vorgehen zu müssen, weil bereits so viel erreicht worden sei. „Das finde ich gefährlich“, sagte der Bildblog-Gründer. Er verstehe die Anziehungskraft rechtspopulistischer Bewegungen, auch wenn er sie nicht gutheiße. Anhänger solcher Gruppen verstünden sich als revolutionär, sie wollten die Gesellschaft aktiv verändern. Schuld an der Bekanntheit populistischer Bewegungen seien Journalisten und Nutzer von Social Media, weil sie deren Themen in Empörungskaskaden weiterverbreiteten. Unbenommen gebe es Themen und Aussagen, über die man sich in der demokratischen Öffentlichkeit aufregen müsse. Dennoch dürften sich Journalisten ihre Themen nicht von Rechtspopulisten diktieren lassen.

Rechtskonservative Journalisten wie Roland Tichy oder Matthias Matussek bedienten vor allem die Wut ihrer Leser. Sie zeichneten das Bild einer zu Grunde gehenden Republik. Das habe mit der Realität, wie er sie wahrnehme, nichts zu tun, sagte Niggemeier.

„Verlust von Religiosität“

Der Journalist Nils Markwardt sieht es als paradox an, dass sich die AfD einerseits als konservativ und andererseits als Bürgerbewegung verstehe, die direkte Demokratie fördern wolle. Der klassische Konservatismus sehe den Menschen nämlich im Gegenteil als fehlbar und befürworte deshalb Systeme, die ihn einhegten. Während die 68er-Bewegung sich gegen Institutionen ausgesprochen habe, täten dies heute die Rechten mit Slogans wie „Merkel muss weg“.

An dieser Stelle hätten sich die Verhältnisse umgekehrt. Markwardt beobachtet einen einen Verlust von Religiosität im politischen Raum. Viele bekannte Persönlichkeiten der Vergangenheit wie etwa Studentenführer Rudi Dutschke hätten den Protestantismus als „gesinnungsethische Hardware“ mit sich getragen. Das sei heute anders.

Von: Anna Lutz

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