Bedford-Strohm erinnert an 100.000 Corona-Tote

In Deutschland sind 100.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat an das Leid der Angehörigen erinnert und den Beistand der Kirchen in der Trauer zugesichert.
Von Norbert Schäfer
Heinrich Bedford-Strohm: „Die aktive Beendigung menschlichen Lebens kann für uns nie als normale Option gelten“

Die Zahl der Menschen, die infolge einer Corona-Infektion bisher in Deutschland verstorben sind, hat die Marke von 100.000 überschritten. Angesichts dieses Umstandes hat der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Aufgabe von Kirche und Diakonie zur Trauerbegleitung bekräftigt. „Hinter der großen Zahl verbergen sich Familienangehörige, Freunde und Nachbarn, die trauern und mit ihrer Trauer weiterleben müssen“, erklärte der Landesbischof in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Auch aufgrund eigener Begegnungen gehe ihm die Situation trauernder Angehöriger besonders nahe, teilte Bedford-Strohm mit.

Es sei die Aufgabe von Kirche und Diakonie „Menschen in der Zeit der Trauer zu begleiten“. Sie böten daher seelsorgerliche Unterstützung und Trauergruppen an. Bedford-Strohm verwies auch auf das im Sommer gegründete bayernweite Netzwerk von Selbsthilfegruppen für Corona-Trauernde. An der „Selbsthilfekoordination Bayern“ („SeKo“), unter deren Dach sich viele Selbsthilfegruppen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich zusammengeschlossen haben, beteiligt sich auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB). „Die Kraft liegt im Austausch, und Heilung kann auch in der Begegnung mit Menschen liegen“, sagte der Landesbischof. Neben der Seelsorge in den Kirchengemeinden seien Selbsthilfegruppen „eine zusätzliche, besonders hilfreiche Form, mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleiden, gemeinsam durch die Trauer zu gehen.“ Sie würden etwas vom Geist Jesu sichtbar werden lassen: „Einer trage des anderen Last.“ (Galater 6,2).

Demokratieforscher: Kirchen bei Corona-Bemühungen einbinden

Der Demokratieforscher Wolfgang Merkel hat indes empfohlen, dass die Politik für eine Erhöhung der Corona-Impfquote verstärkt gesellschaftliche Institutionen in ihre Bemühungen mit einbeziehen soll. „Ich kenne keine große Initiative, wo die Politik etwa Verbände, Gewerkschaften, Unternehmer oder auch die Kirche mit eingebunden hat“, sagte Merkel am Donnerstag dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Viele Bürger vertrauten diesen Gruppen und Personen mehr als der Regierung.

Merkel warnte davor, zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eine generelle Impfpflicht einzuführen. „Das wäre die Jahrzehntlüge, die der Politik immer wieder vorgehalten werden würde“, sagte er. Es sei ein politischer Fehler gewesen, dass die schwarz-rote Bundesregierung zu Beginn der Pandemie eine Impfpflicht ausgeschlossen habe, sagte der Forscher. Damit habe sie den eigenen Handlungsspielraum unnötig eingeengt und den Instrumentenkasten halbleer gemacht. Dieser Fehler sei nun nicht mehr zu korrigieren.

Eine allgemeine Impfpflicht würde laut Merkel Rechtspopulisten stärken. Eine berufsspezifische Impfpflicht etwa für Lehrer und Beamte hingegen halte er im Sinne von Älteren und Kranken für „ethisch geboten“.

Zu Beginn der Woche hatte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in der ARD-Sendung „Hart aber fair“  für eine Impfpflicht ausgesprochen. Die Theologin bezeichnete eine Impfung als christliche Pflicht, wenn man wisse, dass man andere ohne eine Impfung gefährde.

Von: Norbert Schäfer/epd

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