Austreten!

Für Austritte gibt es viele Gründe. Jürgen Mette findet: Man kann in Frieden ziehen – aber bitte ohne Schaum vorm Mund.
Von Jürgen Mette
Jürgen Mette

Ich müsste mal eben „austreten“!

So sagen wir, wenn wir einem ganz menschlichen Bedürfnis nachgehen müssen, das wir aber gern aus Scham sprachlich verklausulieren. In der englischsprachigen Welt geht das noch charmanter: „Where is the bathroom, please?“ Keiner würde auf die Idee kommen, dass der noch etwas desorientierte Gast dringend ein Vollbad nehmen möchte.

Wenn wir beim Lagerfeuer die Reste nicht gelöscht haben, sollten wir die letzten Glutnester mit den Füßen „austreten“.

Richtig spannend wird es, wenn die dritte Bedeutung von „Austreten“ zur Anwendung kommt. „Mir reicht es, ich trete aus diesem Verein oder aus der Kirche aus!“ Und da geht es emotional heftig zur Sache. Selten geht das friedlich ab. Was lange gärt, wird endlich Wut. „Denen da oben werd’ ich’s zeigen!“ Zorn und Empörung sind die Generatoren einer heftigen Beziehungskrise zwischen einem Individuum und einer Institution, in die man irgendwann einmal eingetreten ist. 

Innere Emigration beginnt oft bei Äußerlichkeiten

Der ultimative Austritt ist der Schlusspunkt einer oft langfristigen inneren Emigration, die dann durch eine formale Separation unumkehrbare Fakten schafft. Die Begründung „mir hat keiner zugehört“ müsste eigentlich heißen: „Ich stehe mit meiner Meinung allein da, darum muss ich austreten, sonst verunreinige ich mich an diesem System.“ Der Austreter will sich nicht an den Quellen der Modernen und der Liberalen infizieren. 

Diese innere Emigration beginnt oft bei Äußerlichkeiten, Geschmacksfragen. Beim textilen Outfit des Pastors, dem SUV des Gemeindeleiters, dem Vokabular der Jugendpastorin, der Volkstümlichkeit des Priesters, dem elitär-klerikalen Gehabe des Pfarrers.

Die Rechtfertigung eines Austritts hört sich so an: „Diese Kirche sollte man durch den formalen Austritt finanziell trocken legen. Die bekommen von mir keine Spende und keine Kirchensteuer mehr.“ Oder „Das ist nicht mehr meine Gemeinde!“ Wollte sagen, dass die Gemeinde meine Sorge nicht ernst genommen hat und sich nicht nach mir gerichtet hat.

In der nächsten Phase werden die Differenzen personalisiert, aber man bedient sich an der Phrasentheke. „Der liberale, moderne und nicht mehr bibeltreue Theologe, diese linke Bazille, dieser rechtsradikale Fundamentalist … ! Die Priester sind doch alle … !“ Wir kennen solche Beispiele zu Hauf. 

Ich bin von meinem Typ her kein Austreter. Aber mir tut es immer leid, wenn Menschen aus einem System fliehen, das ihnen oft Jahrzehnte lang eine geistliche Heimat war. Der Austreter begründet seinen Austritt mit der gefühlten Veränderung des Systems. Diesem Gefühl kann man nur sachlich vom Kopf her beikommen, nicht aus dem Bauch heraus. Aber ab einem bestimmten Verletzungsgrad hilft nichts mehr. Dann sollten wir Reisende nicht aufhalten. 

Wenn die Reisenden ihren Austritt öffentlich machen, hoffen sie auf die Initialzündung ihrer Entscheidung, dass manche Wackelkandidaten mitgerissen werden, letztlich mit dem Ziel, dem Verein Schaden zuzufügen. Statt die Glut auszutreten, legen sie das nächste Feuer. 

Wo treten die Ausgetretenen hin?

Sie nehmen sich und ihren Charakter überall mit hin und werden in keiner Gemeinde so richtig heimisch. Eine Gemeinde ist immer nur so lange „biblisch“, bis ich dazu komme. 

Wer seine innere Emigration friedlich und ehrlich im Gespräch mit den Verantwortlichen klärt, den kann man im Frieden ziehen lassen. Wer öffentlich auf Multiplikation und Infektion seines Austritts hofft, der offenbart seine Gesinnung. Dem rate ich, den „Bathroom“ aufzusuchen, um sich den Schaum vor dem Mund abzuwaschen. Austritt im Zorn hat meistens eine gestörte Wahrnehmung im Rucksack.

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27 Antworten

  1. Früher hat es noch geheißen, wir haben einen umgläubigen Pfarrer, wir müssen für ihn beten und in vielen Kreisen begannen die Kreise für ihre Pfarrer zu beten!
    Und heute- tritt man nicht mehr für die ein, sondern aus!
    Ein Beispiel wie sich lieberale Lehrer an der Uni durch Gebet ändern können, ist für mich, Eta Linnemann, die alle ihre liberale Schriften wiederrufen hat, Buße tat und dann in die Mission ging.
    Trauen wir Gott doch etwas zu!

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    1. Heute vertritt die Kirche sozialistische Ansichten-das kann man nicht fördern. Ich bin schon lange aus der Kirche ausgetreten. sie nehmen ihre Aufgaben nicht wahr. Auch wenn man das Wort zum Sonntag hört-da merke ich meiner Ansicht schon, das vieles nicht mehr mit der Bibel übereinstimmt. Oder wenn Kirchenleute sagen-man darf nicht me3hr singen im Gottesdienst, angeblich soll man einen Negativtest vorweisen wenn man in den Gottesdienst gehen will. Da ist unser Herr sehr traurig darüber. Nicht jder, der Herr Herr sagt, wird in das Himmelreich kommen-sondern der den Willen tut meines Vaters im Himmel. Dann : Was sagt Ihr immerztu Herr Herr und tut doch nicht was ich Euch sage oder kurz das noch…an jenem Tage werden viele ( oder einige – ich weiss den genauen Wortlaut ) kommen und sagen: Herr tu uns auf-dann werde ich Ihnen sagen: Woher seid Ihr ? Ich kenne Euch nicht. Und wir sollen uns vorsehen-steht auch in der Bibel.
      Ich selber bete mit andere Christen. Es waren mal mehr. Ich will schon eine Gebetsgemeinschaft haben.
      Wir sollen uns kein Joch mehr auferlegen lassen-dabei erinnere ich an die Geschichte Deutschlands und andere Diktaturen. Wir sollen freie Menschen sein.

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  2. Diese Polemik banalisiert das Problem, das Viele mit ihrer Kirche haben. Es geht weiß Gott nicht nur um die vom Autor aufgezählten peripheren Nichtigkeiten, sondern es geht um den Glauben an sich und seine Grundlagen. Letztlich wird jeder Einzelne für sich Rechenschaft vor dem Herrn ablegen müssen, also sollte er sich schon überlegen in welchem Umfeld er seine Zeit auf der gefallenen Welt verbringt. Und seine Geschwister zur Umkehr und Buße aufzurufen, das ist biblisches Handeln.

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    1. Hallo, Fritz Alte,
      eine Kolumne verfolgt nicht die umfassende und tiefgreifende Bearbeitung eines Themas. Ich habe lediglich angededeutet, dass „oft“ die innere Emigration bei Äußerlichkeiten beginnt. MIr ist bewusst, dass es oft um schwerwiegende theologische Differrenzen geht. Wenn ich dieses Faß aufgemacht hätte, dann wäre aus einem Impuls ein Referat geworden.
      Ihr Jürgen Mette

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  3. Dieser Artikel in der Woche der Meinungsfreiheit ist für mich absolut unverständlich und wird der Sache nicht gerecht:
    Wo der Hinweis auf geistlichen Mißbrauch? Die Verniedlichung nur auf Äusserlichkeiten kann ich nicht verstehen: In vielen Fällen geht es auch um klare theologische Fragen, warum Leute austreten. Und: oft wird das Gespräch mit der jeweiligen Leiterschaft gesucht und das Gemeindemitglied nicht Ernst genommen.
    Nein Herr Mette, die Pastoren und die Gemeindeleitungen haben nicht immer Recht, denn sie sind auch nur Menschen. Ihre Aussagen werden den vielen Leuten nicht gerecht, denen es eine wirkliche Not ist, wie sich Gemeinden zum Negativen verändern. Das ist jetzt die andere Sicht der Dinge und die gibt es eben auch. Auf alle einzuprügeln die Gemeinden verlassen ist undifferziert, wird den Betroffenen oft noch mehr Not zufügen und hilft bei der Bewältigung dieses ernsten Problems überhaupt nicht

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    1. Immer wird vom Missbrauch gesprochen, den Menschen durch ihre Leiter, Pfarrer oder Pastoren erleben. Wer spricht den endlich mal von dem unzähligen Missbrauch AN Leitern, Pastoren und Pfarrern. Warum landen denn so viele im Burnout? Warum hören denn so viele frühzeitig auf, weil sie einfach nicht mehr können? Wer will denn da noch Leiter, Pastor oder Pfarrer einer Gemeinde werden, wenn der zum Ausführungsgehilfen der Wünsche der Menschen wird und nicht mehr dem Gehorsam gegenüber Gott, dem Reden und Wirken des Heiligen Geistes und einer Verpflichtung den Werten gegenüber nachgehen kann? Mittlerweile wird es als höchste Aufgabe der Leitenden gesehen es möglichst allen Menschen recht zu machen. Ein Spagat, der zwangsläufig in den Burnout führen muss. Wenn man Leitende endlich wieder leiten lassen würde, bei einer gleichzeitigen Teamorientierung, kooperativer Führung und einer echten Verantwortung gegenüber den übergeordneten Instanzen – dann hätten wir viel gewonnen. Hört endlich auf mit dem Leiter/Pastoren/Pfarrer-Bashing. Wo es Missbrauch gibt, muss er aufgedeckt werden uns es muss Konsequenzen geben. Aber bitte in alle Richtungen.

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  4. Was hat denn bei Ihnen das Fass zum überlaufen gebracht, dass sie so einen Artikel schreiben? Es fällt nicht leicht zu gehen. Aber was soll man denn machen wenn man nicht mehr rein passt? Es sind eben nicht nur Formen sondern eben auch Grundlegende teologische Positionen die in vielen Kirchen früher geglaubt wurden und heute von vielen nur noch belächelt werden.

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    1. Micha Schmidt, bei mir ist kein Fass übergelaufen, ich kenne das Leiden an Institutionen aus eigener Erfahrung. Meine Eltern gehörten zur SELK, einr kleinen lutherischen Freikirche mit einem ausgegeprägten Amtsverständnis des Pfarrers. Nach einer von meinen Eltern initierte Zeltevangelisation mit dem MIssionswerk Neues Leben, in der beide lutherischen Kirchengemeinden gegen diese Form von öffentlichen Ruf zum Glauben auf Abstand zu unserer Familie gegangen ist, war für meine Eltern, der „point of no return“ gekommen. Sie gingen nicht im Zorn, sie zogen aus tiefer Enttäuschung aus und wurden in einer FEG zwei Orte weiter heimisch. Was das in einer dörflichen Struktur bedeutet, kann nur der verstehen, der es miterlebt hat.

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  5. Früher haben wir stellvertretend Busse getan und im Kämmerlein oder im kleinen Kreis für die „Verirrten“ gebetet. Heute wird alles öffentlich breitgetreten, denn auf dem Hintergrund des „Versagens“ anderer kann ich wunderbar glänzen! Splitter und Balken fallen mir da u. a. auch noch ein! Man kann die Gemeinde nur bedauern, die die Ausgetretenen aufnimmt!

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  6. Es gibt neben den Austretern auch die Übertreter, die – aus welchen Gründen auch immer – eine Heimat in einer Gemeinde außerhalb der Landeskirche oder des Bistums gefunden haben und dann irgendwann ohne Groll ihren Mitgliedschaftsstatus an ihr gelebtes Leben angleichen. Nicht immer ist der Austritt also primär eine Abwendung, sondern kann auch eine Hinwendung sein. Insofern kann ich mich Herrn Mette anschließen, dass ich auch nicht der Austretertyp bin, das schließt aber nicht aus, dass man vielleicht zum Übertreter wird.

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  7. Jesaja 53,5.
    1. Johannesbrief 1,9.

    Welche Kirche lehrt und lebt noch nach diesen Grundsätzen?

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  8. Die Austrittsmotive sind komplexer wie dargestellt. Hier die zwei Hauptlinien: Viele Kirchenmitglieder haben schon seit Jahren keinen Bezug zu Glauben und Gemeinde und vollziehen mit einem Austritt die vorhandene innere Distanz.
    Dies ist vermutlich die größte Gruppe.
    Dann gibt es noch die „Traditionellen“, die Bewahrer der Religion der Vorväter. Dass die sich schwer tun im liberalen, bibelkritischen Umfeld mit schwulen Pfarren und grün eingefärbten Sonntagsreden ist verständlich. Viele von diesen Leuten suchen ihr Heil bei den Freikirchen.
    Ich unterstelle, mit diesen Gläubigen verliert die Kirche auch ihre Substanz!
    Was bleibt übrig ? Reichlich wenig und nicht viel was an eine Kirche im biblischen Sinn erinnert, ich denke da an die Beschreibungen der Apostelgeschichte.
    Das ist alles kein Grund zur Freude und schon gar nicht zur Schadenfreude, „Volksfrömmigkeit“ war und ist das Salz in der Suppe, es bewahrt eine Gesellschaft vor dem “ Umkippen“ !
    Einer große Verantwortung kommt auf die Freikirchen zu, ihnen gehört die Zukunft, so sie denn dem Zeitgeist widerstehen !

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    1. Und wieder einmal sehr artig nach SCHWARZ und WEIß unterschieden.
      Die hier beschworenen „Traditionellen“ – ich würde diese als Fundamentalisten bezeichnen – bewahren doch nicht die Religion der Vorväter. Sie kennen diese doch überhaupt nicht, weil sie in der „ewigen Gegenwart“ ihrer ahistorischen Bibellektüre verharren! Und die ehemaligen „Großkirchen“ lassen sich doch nicht auf Liberalismus, Bibelkritik und grüne Weltanschauung reduzieren. „Stammtischbruder“ macht seinem Nicknamen alle Ehre, insofern er ebenso undifferenziert wie selbstgewiss Stereotypen schaukelt!
      Und wer sich in der Freikirchenlandschaft in Deutschland ein wenig auskennt, weiß, dass diese ebenfalls recht heterogen sind.
      Geraune am Rande des Apokalyptischen und Selbstgewissheit im Hinblick auf die einzig richtige, nämlich eigene Wahrheit – als nicht Neues an den Stammtischen Fundamentaliens!

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      1. Na, na, wenn das nicht auch ein bisschen arrogant klingt gegen die sogenannten „Fundamentalisten“. Man kann übrigens auch mit sehr historisch gegründeter, also die Heilsgeschichte Gottes berücksichtigender, Bibellektüre zu dem Schluss kommen, dass es nicht dem apostolischen Glaubensbekenntnis entspricht, was von manchen Vertretern der Kirchen gelehrt wird.

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  9. Die Diskussion und die Erklärungsversuche um die Kirchenaustritte zeigt, in welchem Traumland diese Institutionen leben. Ist es nicht einfach nur ein Zeichen der Ehrlichkeit auszutreten, wenn jemand jahrelang gar nichts mehr mit Kirche zu tun haben will? Wir wissen, dass ganze 3 Prozent aller Kirchenmitglieder einen Gottesdienst besuchen. Wenn wir das mit einem Kegelclub mit 100 Mitgliedern vergleichen heißt das: Es kegeln wirklich nur drei von Hundert. Was soll das für ein Verein sein? Ich weiß nicht warum nicht alle austreten, die nicht hingehen, vielleicht weil sie hoffen die Kirchensteuer sichert ihnen das Himmelreich? Wenn alle ehrlich wären und gehen würden entstünde ein finanzieller Druck für die Kirchen und sie würden vielleicht wieder tun wofür sie da sind. Aber solange Millionen den Laden bezahlen braucht man sich doch als Kirche keine Gedanken um die Zukunft zu machen

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    1. Ich weiß ja nicht, in welchem Traumland Sie leben, aber natürlich machen sich die Kirchen weitreichende Gedanken über die Zukunft.
      Zahlreiche evangelische Landeskirchen und zahlreiche Diözesen der katholischen Kirche haben die sehr detaillierten Sinusstudien herangezogen, um über künftige Milieuentwicklungen sich Gedanken zu machen. Prof. Hempelmann – eine der profiliertsten Stimmen innerhalb des Evangelikalismus – ist beispielweise auf diesem Gebiet umfänglich tätig (u.a. H. Hempelmann: Gott im Milieu. 2013.) Der emeritierte Heidelberger Systematiker Prof. Härle hat sich in einer umfänglichen Studie mit Gemeindewachstum beschäftigt (W. Härle et al.: Wachsen gegen den Trend. Leipzig 2008.) und auch von der EKD gibt es ein Zukunftspapier, das zugegebenmaßen – auch als Diskussionsgrundlage – reichlich missraten ist!
      Hier allerdings – wo sich ja meistens die Fundemantalisten unter den Evangelikalen zu Wort melden – wird bei diesem Thema allerdings meist die „bibelkritische“ und angeblich „links-grüne“ Orientierung der ehemaligen Großkirchen als ursächlich für den Bedeutungs- und Relvanzverlust angeführt und „Bibeltreue“ als Allheilmittel angepriesen. Das kist analytisch völlig undiffernziert und hat vermutlich damit zu tun, dass dies die einzigen Kategorien sind, die diesen Kommentatoren zur Verfgügung stehen.

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      1. Was nützen denn die ganzen Studien, wenn sich am Handeln nichts ändert?
        Außerdem bestätigen Sie ja gerade meine Einschätzung.
        Und wo bitte finden Sie in meiner Kritik einen Hinweis zu Ihren Holzschnittartigen Klischees über Evangelikale? ich würde sagen: Lesen-verstehen und dann antworten wäre besser

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        1. „Lesen – verstehen und dann antworten“, kann ich nur unterstreichen und als Empfehlung zurückgeben. Hätten Sie das beherzigt, wären Sie notwendig zur Einsicht gelangt, dass ich einen Befund über zahlreiche Kommentare bzw. Kommentatoren spreche, die „meistens“ oder „meist“ begegnen! Das geht aus meinen Formulierungen eindeutig hervor!
          Und Ihre Einschätzung vom „Traumland“ ist schlicht falsch!
          MfG

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  10. Das ist doch mal ein ordentliches Feedback auf meine Kolumne. Danke für alle konstruktive Kritik.
    Bei der Gelegenheit einige grundsätzliche Anmerkungen zu meiner Kolumne. Am liebsten beschäftige ich mich mit Kritkern, die sich namentlich vorstellen. Pseudonyme Reaktionen lese ich, aber ich habe keine Lust , darauf einzugehehen. Eine Kolumne hat vom literarischen Genre her viele Freiheiten. Das Label „Von Heiligen und Unheiligen“ zeigt die Richtung: Hier geht es nicht um seelsorgerliche Vertraulichkeit, wozu Anonoymität grundätzlich vorausgesetzt werden muss. Es geht auch nicht um theologische Bewertung, sondern um eine gewisse Leichtigkeit einer augenzwinkernden Sicht auf die Fragen unserer Zeit. Der große Philosoph Hans Georg Gadamer (1900- 2002), Begründer der philosophischen Hermeneutik hat im letzten ZEIT- Interview vor seinem Tod auf die Frage nach dem Fazit seines philosopischen Wirkens so geantwortet: „Der andere könnte recht haben!“
    In diesem Sinne Ihr Jürgen Mette

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    1. Vielen Dank Herr Mette für Ihre Kolumne. Ich lese diese mit viel Genuss, auch diese über das Austreten. Habe selbst mehr als 20 Jahre Gemeinde geleitet und habe die negative Variante Ihrer Beschreibung leider viel zu häufig und extrem schmerzhaft erleben müssen, bis hin zu massiven Verleumdungen, die mir einen Burnout eingebracht hat, an dessen Folgen ich heute noch leide. Die Reife einer Person zeigt sich auch in solchen Situationen, wie dem Austritt aus einer Kirche oder Gemeinde. Nochmals: Vielen Dank!!

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    2. Das können Sie ja alles so sehen und meinen, aber die „augenzwinkernde Sicht auf die Fragen der Zeit“ ist anscheinend bei diesem Thema, weil es viel zu ernst ist, nicht bei jedem so angekommen. Aber da sind Sie ja in guter Gesellschaft. Das passiert dieser Tage sogar Boris Palmer. Wenn das passiert muß man sich vielleicht auch mal selbst hinterfragen, ob das wie man es meint, wirklich in er richtigen Form weitergegeben wird; nur mal so als Vorschlag. Denn im Nachinein Aussagen nachträglich zu korrigieren oder in ein anderes Licht zu setzen machen gerade viele….

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  11. Beim Lesen der Kolumne hatte ich sofort die Gedanken: Wieder einer, welcher der Arroganz der Charisamatiker und Selbstgerechten auf den Leim gegangen ist. Die Schuld liegt immer bei den Anderen. Der Autor scheint das frühere Jahresmotto der Baptistengemeinden „Bunte Gemeinde“ vergessen zu haben.
    In Kirchengemeinden, meine Erfahrungen kommen aus einer Freikirche, werden Emigranten und „Austreter“ schnell zu Personen non Grata gemacht. Von Seelsorge keine Spur. Lieber das Verhalten von Sektierern an den Tag legen.
    Zu den vom Autor aufgeführen Gründen zum „Austreten“ empfehle ich einen Blick in die Psychologie. Drei Gründe sind nach meiner Beobachtung ausschlaggebend für die Entstehung derartiger Konflikte:
    1. Eine andere Meinung zu haben oder eine andere theologische Auffassung wird von den Anderen nicht toleriert und ausgehalten, man will das nicht hören: Hier beginnt die Ausgrenzung wegen nicht vorhandener Toleranz
    2. Man stellt sich nicht der eigenen Verantwortung für sein Handeln und Reden, sie wird weggeschoben.
    3. Man macht als Ausweg Menschen zu „Sündenböcken“. Dieses uralte Prinzip kannten schon die Juden im Alten Testment.
    Der Empfehlung des Autos, friedlich und ehrlich zu gehen, halte ich entgegen: Das „Abstempeln“ als Sündenbock kann man nur öffentlich machen oder – man geht und bekommt irgendwann seinen Frieden.
    Auf jeden Fall ein unappetitliches Thema.

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    1. Ihr Kommentar macht betroffen – und entspricht dem, was ich von Freunden gehört habe. Aber ich denke, Sie schildern das Austreten genau „spiegelverkehrt“ (mir fällt leider kein besserer Vergleich ein): für meine Gemeinde bin ich nicht mehr „fromm“ genug oder: die Gemeinde ist nicht mehr „fromm“ genug für mich. Beim ersten Fall sind die Verletzungen vor allem auf Seiten desjenigen, der provozierend gesagt, hinausgeeckelt wird, beim zweiten Fall wird die Gemeinde schlecht gemacht. Beides, wie Sie sagen: unappetitlich oder wie ich es nenne würde mit einem Verständnis von christlichem Glauben, das man hinterfragen sollte.

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  12. Ich bin dankbar, dass ich in einem evangelischen Kindergarten arbeiten kann. Dort sind Bibelgeschichten und Tischgebete erlaubt. Auch wenn nicht alles in der Volkskirche ok ist, so kann sie positiv auf unser Land einwirken und Menschen erreichen, die in Freie Gemeinden nicht kommen z. B. mit Konfitmationen, Trauungen, Beerdigungen… Ich kenne etliche Pfarrer in der ev. Landeskirche die eine lebendige, christuszentrierte Gemeindearbeit tun. …Ja, und Macken haben sie alle die Christen…nobody is perfect😊

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  13. Ich bin vor Jahren auch aus der Landeskirche ausgetreten. Da ist ein massives, strukturelles Problem, bedingt durch die synodale Struktur. Da haben sich sogenannte „progressive“ Personenkreise stark eingebracht. Nun sind eben Dinge in diese Kirche eingezogen, die nach meiner Ansicht gegen die Schrift verstoßen. Auch habe ich erlebt, daß eben sehr viel Egoismus und Selbstherrlichkeit bei den Leitern ist. Ich habe die Pastorin erlebt, die auch noch eine Lebensgefährtin (!) hatte, die aussagte, sie glaube ja noch an die Kreuzigung, aber nicht an Auferstehung und den Heiligen Geist. Und wenn ich hier https://www.kirchengemeinde-hademarschen.eu/unser-glaube/fragen-und-antworten/ lese, daß der Heilige Geist in der Bibel das erste Mal erwähnt wird, dann zeigt es, daß das „Bodenpersonal“ nicht das Wort kennt. Schon in der Schöpfungsgeschichte „schwebte der Geist des HERRN über dem Wasser“, es gibt weitere Stellen im AT wo vom Heiligen Geist die Rede ist. Und von wem empfing Maria Jesus Christus, vom Heiligen Geist. Heißt es nicht sogar im apostolischen Glaubensbekenntnis. „Ich glaube an Gott, den Vater und an Jesus Christus, unseren Herrn, empfange vom HEILIGEN GEIST, geboren von der Jungfrau Maria…“ Auf diesen Fehler hatte ich die Pastorin schon vor mehr als fünf Jahren mal hingewiesen, der Unsinn steht da immer noch. Bibelfestigkeit sollte man vom „Führungspersonal“ schon erwarten noch. Dann die Leugnung des HERRN durch Abnehmen des Amtskreuzes durch den Ratsvorsitzenden dieser Kirche. Eine Pastorin in einer Gemeinde, zu der ich gehörte, trat neu ihr Amt an, ihr Steckenpferd ist die Pfadfinderarbeit. Die kostet nun mal Geld. Also wurde alles, was es bisher gab, einfach plattgemacht: Kinderspielstube, Seniorensport, Gospelchor… Ein älterer Herr, der seit Jahren kostenlose Sozialberatung anbot und selbst stark gehbehindert war, sollte im Obergeschoß seine Beratungen anbieten. Dann war da der Nachbar, seine Frau war im Alter von 37 Jahren gestorben, Herzinfarkt, Kellertreppe heruntergefallen, tot. Die beiden hatten einen kleinen Sohn, der Mann kam mit dem Tod der Frau nicht zurecht, begann zu trinken. Meine Mutter rief darauf hin den Pastor der Gemeinde an. Seine Antwort: Was soll ich dagegen tun? Sorry, das ist einfach zuviel, nicht nur in einer Gemeinde, sondern nahezu flächendeckend. Die Parzanys und Latzels sind nur noch löbliche Ausnahmen, in einer von ’68ern zersetzten Kirche, die ihren „Marsch durch die Institutionen“ in der EKD nahezu vollendet haben. Ziel: Befreiung von Abhängigkeiten, Zerstörung von Autoritäten bis hin zu Gott. Nun wird auch die katholische Kirche angegangen. Also: Solchen Kirchen muß man als Christ den Rücken kehren, nicht unter einem Joch mit Irrlehrern und Sündern gehen, die keine Buße tun. Das sollte nichts mit Geld zu tun haben, sondern danach beurteilt werden, ob die Kirche bibeltreu ist, den Glauben verkündet und lebt und sonst nicht. Der Missionsauftrag unter allen Völkern und Glaubensgemeinschaften gehört auch dazu.

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  14. Herrn Mette danke ich für diesen Impuls-Beitrag. Dennoch hätte ein weiterer Aspekt des „Austretens“ erwähnt werden sollen, ohne dabei seminarischen Umfang zu verursachen. Der Austritt eines Gemeindegliedes aus der Gemeinde ist – wenn er ohne Aufstand und Aufsehen erfolgt – der biblische Weg, im gemeindlichen Innenverhältnis unlösbare Unvereinbarkeiten eben doch noch auf eine beiderseits erträgliche Weise aufzulösen. Es wäre das Gegenteil von Rebellion – sozusagen der „Weg der Sanftmut“.

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  15. Joo, ganz so einfach sind die Dinge meist aber auch nicht. Selbst ein Wiedereintritt ist nicht ganz so einfach, wie es aussieht. Im Grunde genommen ließe sich Ihre Beobachtung auch in etwa rückwärts lesen.
    Dann käme dabei raus: Ein Wiedereintritt … beginnt mit Äußerlichkeiten. Und damit, dass man und „die da oben“ zuhören, was eine Gemeinde dann zu „meiner“ Gemeinde macht.

    Stimmt übrigens ganz genau: In vielen Gemeinden stehe ich mit meiner Meinung ganz allein da. Und da dachte ich mir: Wenn ich eh allein dastehe, dann ist es ja egal, wo ich rumstehe. In der Gemeinde, oder draußen. 😉

    Multiplikation kann doch aber auch was Schönes sein, oder? Also zumindest aus Sicht der Mathematik – oder auch aus Sicht der schreibenden Zunft? Multiplizieren Sie nicht selbst gerade?

    Lieber Herr Mette, ich schreibe genauso gerne wie Sie. Wir sind alle manchmal heilig, und manchmal scheinheilig. Find ich. Sie mögen Ihre Meinung? Ich meine auch.

    Das tolle an Gemeinde sind ja für beide Seiten unterhaltsame Gespräche, Austausch, wo jeder auf Augenhöhe mit dem anderen redet. Wenn Sie mögen und es gerade passt, können Sie ja mal vorbeikommen, auf’nen Kaffe. Dann könnten wir uns unterhalten, und als Christen wären wir dann quasi Gemeinde.

    Was bräuchten Sie denn, um auf einen Beitrag einzugehen? Bloß meinen Namen? Und dann würden Sie sich sofort mit mir treffen?? 😉

    Herzliche Grüße,
    ähm, und ich rufe dieses Postfach hier vermutlich gar nicht ab.
    Sie können mich aber gerne auf anderem Wege erreichen, wenn Sie das denn möchten.

    Tschüü 🙂
    GutenTach

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