Als Täter der sexuellen Übergriffe entlarvt Gibney Pater Lawrence C. Murphy, den Leiter der Gehörlosenschule in Milwaukee im US-Bundestaat Wisconsin, der dort von 1950 bis 1974 die gehörlosen Jungen betreute. Ein Strafverfahren gegen ihn wurde niedergeschlagen, und die Diözese versetzte den Pater, sodass er noch weitere 24 Jahre an kirchlichen Schulen und Einrichtungen arbeitete, berichtet die Zeitung Die Welt über den Film. Insgesamt soll Murphy etwa 200 Jungen missbraucht haben. Spätestens seit 1976 sei sein Verbrechen aktenkundig gewesen, doch die katholische Kirche habe den Mann gewähren lassen.
In der Dokumentation kommen die Betroffenen selbst zu Wort und berichten, wie Klagen und Briefe an Bischöfe und Päpste in der Sache unbeantwortet blieben. Auch Murphy, der 1998 starb, äußert sich und rechtfertigt sein Vorgehen als „Sexualunterricht“. Er habe den homosexuellen Jungen ein Ventil geboten, sagt er.
Behandlung auf Kosten des Vatikan
Regisseur Gibney berichtet außerdem über weltweite „Behandlungszentren“ für pädophile Priester, die der Vatikan unterhält. Außerdem hätte Rom beinahe die Karibikinsel Carriacou für „pädophile Kleriker“ gekauft. In den USA habe die katholische Kirche bereits 80 Millionen Dollar für die Behandlung von 2.000 pädophilen Priestern ausgegeben. Gibney deckt außerdem auf, dass die irischen Bischöfe im Jahr 1997 aus Rom Anweisung erhielten, Missbrauchsfälle nicht zu melden. Der katholische Sexualtherapeut Richard Sipe behauptet im Film, 50 Prozent der Priester hielten ihr Zölibat nicht ein und das System schütze nicht nur sexuelle Straftäter, sondern „produziere“ sie auch.
Gibney erhielt für seine Dokumentation drei Emmys: Einen für das Drehbuch, einen für den Filmschnitt und einen für seine großen Verdiente um den Dokumentarfilm. Für seinen Film „Taxi zur Hölle“ über einen afghanischen Taxifahrer, der auf der Bagram Air Base zu Tode gefoltert wird, erhielt er 2008 einen Oscar. Mittlerweile verfilmte der 59-Jährige auch die Wiki-Leaks-Affäre in „We Steal Secrets.“
„Mea Maxima Culpa“ läuft heute, Dienstagabend, um 20.15 auf Arte. (pro)
Eine Antwort
24 Stunden am Tag und das 365 Tage das hat die Doku mehr als verdient