Laut einer Studie des Washingtoner „Pew Research Center“ hat ein erheblicher Teil der weltweit religiös ungebundenen Menschen dennoch spirituelle oder religiöse Überzeugungen. So glauben in allen 22 für die Umfrage ausgewählten Ländern etwa ein Fünftel oder mehr der nicht-religiösen Menschen an ein Leben nach dem Tod, heißt es in der am Donnerstag in Washington veröffentlichten Erhebung des US-amerikanischen Forschungsinstituts.
Ein beträchtlicher Anteil der Menschen, die sich nicht mit einer Religionsgruppe identifizieren, glaubt laut der Studie dennoch an Gott (28 Prozent) oder an die Existenz eines höheren Wesens (49 Prozent).
Anteil der Nichtreligiösen wächst
Zugleich sei die Zahl der Menschen ohne religiöse Bindung in vielen Teilen der Welt stark gestiegen, hieß es weiter. Die Zahl dieser Menschen sei zwischen 2010 und 2020 weltweit von 1,6 Milliarden auf 1,9 Milliarden gewachsen. Vor allem sei der Anteil in Nordamerika, Europa, Teilen von Lateinamerika und in mehreren Ländern der asiatisch pazifischen Region gewachsen, hingegen nicht in Afrika.
Menschen ohne Religionszugehörigkeit bilden nach Christen und Muslimen die drittgrößte Gruppe in der Untersuchung. Im Allgemeinen seien jüngere Menschen und Menschen mit höherer Bildung religionsferner als Ältere und Menschen mit geringer Bildung.
Auch Menschen ohne Religion beten
Beim Glauben zeigten sich regionale Unterschiede. In mehreren Ländern Lateinamerikas glauben der Umfrage zufolge die meisten nicht-religiösen Menschen an Gott – wenn auch natürlich seltener als religiös Gebundene: in Brasilien sind es demnach 92 Prozent, in Kolumbien 86 Prozent und in Chile 69 Prozent der nicht-religiösen Menschen. In Ungarn glaubten nur neun Prozent der nicht-religiösen Menschen an Gott, in Schweden zehn Prozent, in Italien 16, in Frankreich 20, in Deutschland 27 Prozent und in den USA 45 Prozent.
Viele Menschen ohne Bezug zu einer Religion gaben in der Umfrage an, sie hätten trotzdem schon einmal gebetet. In Brasilien waren es demnach 84 Prozent, in Südafrika 77 Prozent, in den USA 55 Prozent. Am wenigsten gebetet wird in den Niederlanden (12 Prozent) sowie in Italien, Ungarn und Schweden (jeweils 13 Prozent).
Das Institut lieferte eine Erklärung für die „Religiosität“ der Menschen ohne Religionszugehörigkeit. Eine Pew-Studie von 2023 habe gezeigt, dass „Unglauben“ nicht immer der Hauptgrund für die Trennung von Religion sei. Vielmehr seien schlechte Erfahrungen mit „religiösen Menschen“ ein bedeutendes Motiv. Bei der Erhebung hat „Pew“ mehr als 34.000 Menschen in 22 Ländern befragt.