Was tun bei Aliens? NASA rief Expertenteam aus Theologen zusammen

Weihnachten startete das James-Webb-Telekop ins All. Was, wenn es auf außerirdisches Leben stößt? Dazu berief die NASA ein Team aus 24 Theologen ein. Einer von Ihnen: Der britische Theologe und Biochemiker Andrew Davison.
Von Jörn Schumacher

Am ersten Weihnachtsfeiertag startete das James-Webb-Space-Telekop ins All, das unter anderem die Atmosphären von Planeten in anderen Sternensystemen analysieren kann. Damit steigt nach Ansicht von Experten die Wahrscheinlichkeit, dass außerirdisches Leben im All entdeckt werden könnte. Gegenüber der britischen Times sagte ein NASA-Experte: „Vielleicht finden wir selbst in 100 Jahren kein Leben. Vielleicht aber auch schon nächste Woche.“

Sollte allerdings eine extraterrestrische Lebensform entdeckt werden, sei es in Form von Mikroben auf einem Planeten oder einem Mond unseres Sonnensystems oder in Form von Spuren in der Atmosphäre erdähnlicher Planeten außerhalb, würde das bedeuten, dass das Leben nicht exklusiv für die Erde ist, sondern wahrscheinlich auf Millionen anderen Welten zu finden wäre.

Dies wirft auch bei gläubigen Menschen viele Fragen auf. Etwa: Hat Gott auch auf anderen Planeten Leben erschaffen? Sollte jemals außerirdisches Leben entdeckt werden, müssen die Religionen dieser Welt ihre Schöpfungsgeschichten dann umschreiben? Hat es mehrere Inkarnationen von Jesus Christus auf verschiedenen Planeten gegeben? Oder war Jesu Opfertod vor 2000 Jahren auf der Erde einmalig für das gesamte Universum?

Kleines grünes Männchen am Kreuz

Mit diesen und anderen Fragen hat sich Andrew Davison, Priester und Theologe von der Universität Cambridge, seit vielen Jahren beschäftigt. Davison hat auch einen Doktortitel in Biochemie an der Universität Oxford gemacht. In einem Interview mit der britischen Times sagte er, die NASA habe vor einigen Jahren ein Expertenteam zusammengestellt, das sich diesen Fragen von religiöser Seite nähern sollte. Diese 24 Theologen, zu denen auch er gehörte, sollten bewerten, wie die Religionen dieser Welt damit umgehen würden, wenn die Menschheit auf außerirdisches Leben gestoßen ist. In diesem Jahr will Davison ein Buch veröffentlichen, das von seiner Arbeit berichtet und Fragen bezüglich Astrobiologie und Theologie klärt. Das Buch trägt den Titel „Astrobiology and Christian Doctrine“.

Er und die anderen Theologen forschten laut Davison in einem Forschungsprogramm der NASA mit dem Namen „The Societal Implications of Astrobiology“ (die gesellschaftlichen Auswirkungen der Astrobiologie). Zwischen September 2016 und Juni 2017 hätten sie am Zentrum für Theologische Untersuchungen an der Universität Princeton (Center for Theological Inquiry, CTI) geforscht. Die NASA habe das Projekt mit 1,1 Millionen Dollar gefördert. Leiterin des Projektes sei die NASA-Mitarbeiterin Mary Voytek gewesen. Ein Sprecher der Behörde bestätigte gegenüber der amerikanischen Zeitung „The Hill“, dass die NASA ein solches Projekt gefördert habe. An der Auswahl der Wissenschaftler sei die Raumfahrtbehörde jedoch nicht direkt beteiligt gewesen.

Die Schöpfung sei ein Geschenk Gottes, schreibt Davison in seinem Buch, „und das wäre gleichsam für alle Lebensformen im Universum gedacht, wie auch immer es aussehen mag“. Die wichtigste Frage hier sei die nach der Erlösung: Entweder man gehe von mehreren Inkarnationen Jesu aus, oder nur von einer. Davison ist überzeugt, dass sich die Theologie noch längst nicht ausreichend mit diesen Fragen auseinandergesetzt habe. In den vergangenen 150 Jahren habe es dazu lediglich sporadisch Publikationen in Monatszeitschriften gegeben.

Davison zeigt sich in seinem Buch überzeugt, dass viele Menschen sich wohl erst recht der Religion zuwenden würden, wenn Außerirdische entdeckt werden würden. „Wenn es so weit ist, wäre es gut, bereits darüber nachgedacht zu haben, welche Implikationen das für uns hätte“, schreibt der Theologe. Davison zitiert in seinem Buch den Theoretischen Physiker und anglikanischen Priester John Polkinghorne, der sinngemäß schrieb: „Wenn kleine grüne Männchen auf dem Mars Vergebung brauchen, dann wird Gott dafür einen kleinen grünen Mann geopfert haben.“

Schon Rabbiner im Mittelalter sprachen über Aliens

Gegenüber der Times sagte der Bischof von Buckingham, Alan Wilson: „Wohl alle, die sich mit dem Thema in den vergangenen 2.000 Jahren beschäftigt haben, hatten kein Problem mit dem Gedanken, dass da draußen auch andere Welten mit fremden Wesen sein könnten.“ Leben auf anderen Planeten gehöre seiner Meinung nach genau so zur Schöpfung Gottes; einige „Fundamentalisten“ unter den Christen könnten dies jedoch eventuell anders sehen.

Rabbi Jonathan Romain von der Synagoge in Maidenhead erklärte: „Von einer jüdischen Perspektive aus würde die Entdeckung von anderen Lebensformen kein theologisches Problem darstellen. Das wurde bereits von einigen Rabbinern im Mittelaltern diskutiert, und sie waren der Meinung, dass es in der hebräischen Bibel keine Stelle gebe, welche die Möglichkeit außerirdischen Lebens ausschließt.“ Und der Imam Qari Asim von der Makkah-Moschee in Leeds sagte, der Koran spreche davon, dass Botschafter in „jede Gemeinschaft“ gesendet werden. „Wenn wir glauben, dass es Gemeinschaft auch auf anderen Planeten gibt, dann wird Allah dort wohl irgendwie auch offenbart werden“, so der islamische Geistliche.

Wenn es um die Frage nach außerirdischem Leben geht, ist immer auch ein Hinweis auf das sogenannte Fermi-Paradoxon hilfreich. Der Gedanken des italienischen Physikers Enrico Fermi aus dem Jahr 1950 besagt in etwa: Wenn es extraterrestrische Intelligenz geben sollte, dann hätte sie sich eigentlich längst auf der Erde bemerkbar machen müssen. Immerhin ist das Universum geschätzte 13,8 Milliarden Jahre alt, und es gibt schätzungsweise zwei Billionen Galaxien im Universum mit jeweils vielen hundert Milliarden Sternen.

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2 Antworten

  1. Das ist ziemlich sinnlos. So lange es Gottglauben gibt, werden keine Aliens zu uns kommen. Für Aliens ist es mit Sicherheit ein Zeichen, dass die Menshcheit noch nicht weit genug entwickelt ist.

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    1. Warum denkst du die Aliens können nicht zu uns weil es Menschen gibt die an Gott glauben? Könnte es nicht auch sein, dass sie sich nicht bemerkbar machen, weil unser Glaube zu fundamentalistisch ist. Seih es in die eine oder andere Richtung. Damit meine ich dogmatischen Materialismus der unsere begrenzte Wissenschaft und dogmatischen Monotheismus der unsere Religionen beherrscht.

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