Zwischen Faszination und Überforderung

Eine neue Jugendstudie zeigt, dass Soziale Medien fester Bestandteil im Alltag junger Menschen sind. Aber auch, dass sich viele von der eigenen Nutzung überfordert fühlen und sich Unterstützung und Regeln wünschen.
Von Norbert Schäfer
Wieder einmal Zankapfel der gesellschaftlichen Diskussion: ab welchem Alter dürfen Kinder und Jugendliche die sozialen Medien nutzen?

Soziale Plattformen gehören für Jugendliche in Deutschland zum Alltag. Laut der repräsentativen Studie „Zwischen Bildschirmzeit und Selbstregulation – soziale Medien im Alltag von Jugendlichen“, die das Meinungsforschungsinstitut „Infratest dimap“ im Auftrag der „Vodafone Stiftung“ durchgeführt hat, verbringen 69 Prozent der Befragten täglich mehr als zwei Stunden auf TikTok, Instagram & Co. Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) gab sogar an, mindestens fünf Stunden online zu sein. Für die Studie wurden laut einer Pressemitteilung vom Dienstag im Mai 1.046 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren zur Social-Media-Nutzung befragt.

Jeder Dritte empfindet digitalen Stress

Dabei zeigte sich, dass 61 Prozent der Befragten das Gefühl äußern, ihre Bildschirmzeit sei zu hoch und gehe zulasten anderer wichtiger Aufgaben. Rund ein Drittel (29 Prozent) der Jugendlichen verbindet den Social-Media-Konsum mit belastenden Gefühlen – bis hin zu digitalem Stress und Schuldempfinden. Besonders junge Frauen (52 Prozent) leiden häufiger unter negativen Erfahrungen wie Ausgrenzung und sozialem Vergleich. Bei den jungen Männern waren 31 Prozent der Befragten von Ausgrenzung oder Abwertung betroffen.

Trotz dieser Belastungen sehen die Jugendlichen auch Chancen. Fast die Hälfte (47 Prozent) gab an, regelmäßig ihr Nutzungsverhalten zu reflektieren. Viele entwickeln der Studie zufolge Strategien zur Selbstkontrolle: Push-Mitteilungen werden deaktiviert (69 Prozent), „Nicht stören“-Funktionen eingeschaltet (51 Prozent) oder Social Media während Lernphasen bewusst gemieden (60 Prozent).

Wunsch nach mehr Unterstützung

Jugendliche wollen bei der Nutzung sozialer Medien nicht allein gelassen werden. In der Pressemitteilung heißt es dazu: „Großes Interesse haben die Schüler und Auszubildenden daran, einen verantwortlichen und sinnvollen Umgang mit sozialen Medien an ihrer Schule zu erlernen“. Der Studie zufolge wünschen sich 80 Prozent der Befragten schulische Angebote zur Medienkompetenz – von Unterrichtseinheiten bis zu speziellen Projekten oder eine regelmäßige „Social-Media-Sprechstunde“. 60 Prozent sprechen sich zudem für Handyverbote im Unterricht aus.

In Schulen sowie vor allem im Elternhaus fehle es oft an klaren Regeln und Vermittlung, was die Nutzung von sozialen Medien angehe. 53 Prozent der Befragten gaben an, dass es im Elternhaus keine Regeln zur Nutzung von Social Media gibt. 51 Prozent berichten, dass sie an ihrer Schule nichts zum Umgang mit Social Media lernen.

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