Zum Tode Colin Powells: Mehr als nur der erste schwarze US-Außenminister

Das Leben des kürzlich verstorbenen Colin Powells glich dem amerikanischen Traum, doch auch ein großer Fehler gehörte dazu. Barack Obama erinnerte daran, wie Powell ihn einst vor Gerüchten in Schutz nahm, Obama sei kein Christ.
Von Johannes Schwarz
Colin Powell

Der ehemalige Außenminister der USA ist vor wenigen Tagen gestorben. Trotz einer doppelten Corona-Impfung erlag Colin Powell einer Corona-Infektion. Allerdings habe er Vorerkrankungen gehabt, so die Familie.

Vom Einwandererkind bis zum Außenminister

Colin Powell wuchs in der Bronx, New York, auf. Später ging er zum Militär und kämpfte als Soldat in Vietnam. Seine Militärlaufbahn lief vorbildlich. Im Alter von 50 Jahren wurde er unter Präsident Ronald Reagan nationaler Sicherheitsberater. 1989 wurde er schließlich der erste schwarze Generalstabschef der US-Streitkräfte. Als Powell in Rente war, holte ihn 2001 der US-Präsident Georg W. Bush zurück in das politische Geschäft: Er wurde US-Außenminister.

Powell war Mitglied der Republikaner und hatte anlässlich der US-Wahl 2000 selbst überlegt, als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Auf Rat seiner Frau ließ er von den Überlegungen ab.

Ein Schatten über seinem Leben

Kaum war Colin Powell Außenminister, holten ihn und die amerikanische Politik die Realität der Terroranschläge vom 11. September 2001 ein. Im Zuge der Aufarbeitung und reagierenden Außenpolitik Amerikas marschierten amerikanische Soldaten im Irak ein. Vor dem UN-Sicherheitsrat rechtfertigte Powell dies mit angeblichen Belegen. Der Irak unter Saddam Hussein sollte Massenvernichtungswaffen besitzen.  

Dieser Vorwurf stellte sich später als falsch heraus. Colin Powell selbst wurde mit seiner Rechtfertigung für den Einmarsch immer wieder konfrontiert und sah dies später als „Schandfleck“ seiner Karriere an. Er gestand sich seinen Fehler ein. Im späteren Seniorenalter bereute Powell gar seine Rede und sein Handeln.

Unterstützung für demokratische Kandidaten

Schon zu Zeiten seiner Tätigkeiten in der Politik galt Powell als ein Gemäßigter in der republikanischen Partei. Er suchte sich Zeit seines Lebens einen mittigen Weg zwischen den Hardlinern. 2008 überraschte Colin Powell seine Partei wie auch die Öffentlichkeit damit, dass er für den Demokraten Barack Obama im Wahlkampf warb.

Auch 2016 unterstützte Powell die demokratische Bewerberin Hillary Clinton. Während der Präsidentschaft Donald Trumps distanzierte sich der erste schwarze US-Außenminister weiter von den Republikanern. Im Präsidentschaftswahlkampf 2020 unterstützte Powell eindringlich den Demokraten Joe Biden und kritisierte Trump für dessen Politik.

Als am 6. Januar 2021 Trump-Anhänger das Kapitol stürmten und fünf Menschen bei den gewaltigen Krawallen starben, brach Colin Powell endgültig mit der republikanischen Partei und ihren Anhängern.

Einige Würdigungen – eine besondere von Obama

Nach dem Tod von Colin Powell äußerten sich führende und einstige Politiker Amerikas und in der ganzen Welt schockiert und traurig. Georg W. Bush sei „zutiefst betrübt“, gleichzeitig würdigte er Powell als einen „großen Staatsdiener“. Auch Joe und Jill Biden zeigten sich schwermütig. Joe Biden sprach von einem „zuverlässigen Vertrauten in guten und schweren Zeiten“.

Der ehemalige Präsident Obama äußerte sich via Facebook zum Tod von Colin Powell mit lobenden Worten. Obama schrieb von einer Begebenheit, die die Religiosität in den Vordergrund rückte. Hartnäckige Gerüchte im Präsidentschaftswahlkampf 2008 zufolge sollte Obama Muslim sein – und kein Christ.

Powell entgegnete: „Er ist kein Muslim, er ist Christ“. Allerdings fügte Colin Powell hinzu, dass sich die Frage nicht stelle, ob ein Mensch, der Präsident werden möchte, Muslim oder Christ ist, sondern dass eben dies Amerika ausmache, dass „jedes siebenjährige Kind“, ob muslimisch oder christlich, Präsident werden könne. Obama macht anhand dieses Ereignisses fest, dass Colin Powell das Beste Amerikas verstand. Der amerikanische Traum findet in Powell nicht nur einen Verfechter, sondern einen, der ihn lebte.

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