Zum betreuten kommt mobiles Sterben

Die Niederlande sind bekannt für ihr liberales Sterbehilfe-Gesetz. Jetzt soll es dort sechs ambulante Sterbehilfe-Teams geben. Falls der Hausarzt die Tötung eines Sterbewilligen verweigert, kommen sie zu den Menschen nach Hause. Die Kritiker, zu denen auch die "Deutsche Hospiz Stiftung" gehört, sprechen von einem menschenverachtenden Angebot.


Von PRO

Initiator ist die Niederländische Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE), die bereits die Einrichtung einer Lebensend-Klinik in Den Haag zum 1. März forciert hat (pro berichtete). Laut "sueddeutsche.de" ist sie mit ihren 130.000 Mitgliedern die weltgrößte Sterbehilfe-Organisation. Das System funktioniert wie folgt: Kranke oder deren Angehörige können ihre Anfragen an die NVEE telefonisch oder per E-Mail stellen. Dann besuchen die Teams den Patienten, wenn dessen Sterbewunsch die Vorgaben erfüllt.



Laut Gesetz muss der Sterbewillige unheilbar krank sein, unerträglich leiden und den Sterbewunsch freiwillig, deutlich und mehrmals geäußert haben. Die Teams suchen zunächst den Hausarzt auf, der die Tötung verweigert hat und fragen ihn nach seinen Beweggründen. Dies seien in vielen Fällen ethische oder religiöse Motive, zitiert "sueddeutsche.de" die NVVE-Sprecherin Walburg de Jong. Weigerten sich die Ärzte trotz Aufklärungsarbeit, konsultiere das Team, wie vorgeschrieben, einen zweiten Arzt, und leite dann die Tötung ein.



Es sei durchaus möglich, dass das mobile Team am Ende keine Sterbehilfe leiste. Ohnehin werde jeder Fall der Überprüfungskommission vorgelegt, die aus einem Arzt, einem Juristen und einem Ethiker besteht, erklärte Jan Kuyper von der "Stiftung Lebensendeklinik" bei der Vorstellung des Konzepts.

Im Schlaf Atmung und Herzschlag stoppen



In dem "Süddeutsche"-Beitrag wird beschrieben, wie der Patient mit der ersten Spritze in den Schlaf versetzt wird und dann mit der zweiten Spritze Atmung und Herzschlag gestoppt werden. Laut Statistik würden in den Niederlanden bisher jährlich etwa 2.300 Menschen auf Verlangen getötet, Gegner des Sterbehilfe-Gesetzes gehen von einer deutlich höheren Zahl aus.



Die Alternative zum "mobilen Sterben" ist die Lebensende-Klinik, die am morgigen Donnerstag in Den Haag eröffnet. Sie kümmert sich um Menschen, die nicht zu Hause sterben können oder wollen. Aus Sicht des niederländischen Gesundheitsministeriums gibt es gegen die Klinik keine rechtlichen Bedenken, lediglich gesetzliche Bestimmungen müssten erfüllt sein. Der niederländische Ärzteverband lehnt sie ab, weil sie aktive Sterbehilfe auch in den Fällen propagiere, in denen es noch andere Behandlungsmöglichkeiten gebe.



Vor allem die Patientenschutzorganisation "Deutsche Hospiz Stiftung" kritisiert diese Entwicklung heftig, wobei sie nicht überraschend zustande komme. Die Theologin der Stiftung Elke Simon erklärte auf pro-Anfrage: "Wenn uns als Gesellschaft am Ende kein anderer Weg möglich erscheint, als Leidenden die Entsorgung anzubieten, sind wir gescheitert." Die Gesellschaft habe es über Jahre geschafft, Krankheit, Schmerz und Tod so zu bekämpfen, dass "wir damit nicht immer konfrontiert werden: Jetzt stehen wir vor einem Dilemma. Mit Tötungsangeboten werden wir diese Probleme nicht lösen können."



Eine sogenannte "Tötung auf Verlangen" ist unter bestimmten Auflagen auch in Belgien und Luxemburg zulässig. In der Schweiz ist die sogenannte Beihilfe zum Suizid erlaubt. Mit Deutschland, Österreich, Schweden und Frankreich, einige europäische Länder unter Auflagen die passive Sterbehilfe zulassen, also den Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen bei Kranken im Endstadium. (pro)

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