Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das Erzbistum Berlin hatten am Montag fristgemäß die Beschwerden gegen das neue Ladenöffnungsgesetz in Berlin eingereicht. Die derzeitige Bestimmung erlaubt dem Einzelhandel eine Öffnung der Geschäfte an zehn Sonntagen pro Jahr, einschließlich der vier Adventssonntage.
Die „Rundum-Ökonomisierung“ schadet, so Huber
Den Kirchen gehe es bei der Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht nicht um Eigeninteressen, sondern um die Religionsfreiheit und den Schutz der Sonn- und Feiertage, so Huber. Die „bloße Gewinnperspektive“ des Einzelhandels könne es nicht rechtfertigen, „eine große kulturelle Institution“ zu schleifen und den Unterschied von Sonn- und Werktag zu nivellieren, erklärte der Ratsvorsitzende in der „Zeit“. Der Traditionsabbruch in Bezug auf den Sonntag sei zunächst als Freiheitsgewinn verstanden worden. Mittlerweile sehnten sich die Menschen jedoch wieder nach einem gemeinsamen Rhythmus.
Ihm sei bewusst, dass bestimmte Bereiche der industriellen Produktion am Sonntag nicht pausieren könnten. Huber ist jedoch davon überzeugt: „Der Sonntag muss im Grundsatz ein freier Tag bleiben.“ Besonders den Familien schade die „Rundum-Ökonomisierung“ der Woche. Er sehe es mit Freude, wenn junge Familien versuchten, eine neue Sonntagskultur zu begründen. Die Kirche müsse dem Bedürfnis nach individueller Sonntagsgestaltung entgegen kommen, beispielsweise durch Gottesdienste am Nachmittag oder Abend.
Laut Huber geht es in der Debatte um den Sonntag auch um die Frage, ob Menschen die Grenzen ihrer eigenen Bemächtigung anerkennen. Die Bibel lehre, dass die Schöpfung mit dem Menschen nicht aufhöre. Danach komme der Ruhetag. Seine eigene Begrenzung anzunehmen falle vielen Menschen in einer individualisierten Lebenswelt schwer. „Freiheit ist jedoch nicht etwas, was ich selber herstelle, sondern sie ist mir geschenkt und anvertraut. Freiheit verwirklicht sich in der Gemeinschaft mit anderen… Der Sonntag ist die herausgehobene Zeit, in der ich die Freiheit habe, mir über mein Leben Rechenschaft zu geben, und meine Freiheit zu erfahren und zu verstehen“, so Huber.