Zu viel Streit: Rick Warren lädt Obama und Romney aus

Eigentlich sollten US-Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney demnächst mit Rick Warren über ihre politischen Pläne diskutieren. Doch der Pastor der Saddleback-Kirche in Kalifornien sagte das Forum ab: Der Wahlkampf sei zu schmutzig.
Von PRO

"Ich habe noch nie solche unverantwortlichen persönlichen Angriffe erlebt, bösartige Beleidigungen und solche unlauteren angriffslustigen Werbespots gesehen, und ich glaube kaum, dass sich der Ton bis zur Wahl noch ändert", sagte Rick Warren laut der Onlinezeitung "Huffington Post". Der Gründer der Saddleback-Kirche bei Los Angeles wurde weltweit durch sein Buch "The Purpose Driven Life" (in Deutschland: "Leben mit Vision") bekannt. Obama besuchte Warrens Kirche bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2008 zu einem Gesprächsforum. Sowohl er als auch der republikanische Gegenkandidat John McCain wurden damals vor einem voll besetzten Auditorium von Warren interviewt.

Warren erklärte nun, dass es "heuchlerisch" sei, für einen Abend Höflichkeit vorzutäuschen, wenn die Beleidigungen und persönlichen Angriffe der Kandidaten am nächsten Morgen von vorne losgingen. "Unser Forum soll ein Ort sein, wo Menschen in guter Absicht deutlich unterschiedlicher Meinung sein können, allerdings ohne sich zu beleidigen oder persönlich zu verletzen", so Warren. "Aber das Klima in diesem Wahlkampf ist ein anderes." Die Wahlkampfteams von Obama und Romney erklärten, ohnehin noch keine konkrete Zusage zu der Veranstaltung gegeben zu haben, ein genauer Termin habe auch noch nicht festgestanden.

Werbespots: Obama als Sozialist, Romney als Vampir

Wie schrill die Töne im US-Wahlkampf geworden sind, beschreibt die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag in einem Kommentar. "Die Republikaner haben mehr Übung, sie verunglimpfen Barack Obama seit Jahren. Mal ist der Demokrat ein Sozialist, mal ein Faschist, und immer ‚un-amerikanisch’", berichtet der Korrespondent Christian Wernicke. "Aber ebenso holzt Obama. Des Präsidenten Agitprop-Truppen zeichnen Mitt Romney als plutokratischen Steuertrickser und kapitalistischen Vampir, und Obamas Vize Joe Biden warnt gar, die Republikaner wollten, wie zu Sklavenzeiten, die Menschen wieder ‚in Ketten legen‘."

Barack Obama selbst sagte bei einem Wahlkampfauftritt am 6. August, Mitt Romney praktiziere "das Gegenteil von Robin Hood: Romney Hood", indem er Geld von unten nach oben verteile. In einem TV-Spot einer Gruppe, die Obama unterstützt, wird eine Seniorin im Rollstuhl über eine Klippe geschubst, berichtet die "Financial Times Deutschland". Damit solle in erster Linie Angst vor der geplanten Rentenreform der Republikaner geschürt werden. Romney wirft Obama seinerseits "Charakterlosigkeit" vor und unterstellt ihm, Wahlkampfspender mit Aufträgen oder Posten im Weißen Haus belohnt zu haben.

Beide Wahlkampfteams setzen verstärkt auf die so genannten "negative ads", also Werbespots, in denen nicht die eigene Stärke, sondern die vermeintliche Schwäche des Gegners hervorgehoben wird. Hinzu kommt eine Flut von Wahlwerbung, die nicht direkt von den Kontrahenten, sondern von Verbänden und Interessengruppen produziert wird, die den Ausgang der Wahl ebenfalls beeinflussen möchten. Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Amerikaner diese Art der Wahlwerbung ablehnt. (pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen